Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
dich drauf!
Das dürftige Abendessen und ein komplett ausgefallenes Frühstück sorgten anderntags für schlechte Laune. Die Reise führte uns den ganzen Vormittag entlang der Küste Zadars. Kristers Fangleinen erschienen den Fischen wohl ebenso unattraktiv wie uns die eintönig vorbeiziehende Küstenlandschaft. Das Innere Zadars bestand offensichtlich nur aus Dünen. Eine langgestreckte Wüste am Rande des Kontinents. Wir mussten bald etwas Nahrhaftes auftreiben. Schon rächte es sich, in Van Dien nicht zum Aufstocken der Vorräte gekommen zu sein. Warum nur die Fische nicht anbissen! Wenigstens Wind und Wetter spielten uns in die Hände.
Zum x-ten Male überprüfte Krister die Angelhaken. „Schau dir das an!“ knurrte er resignierend. „Jetzt ist auch der letzte Köder bis auf die Gräten abgenagt. Mit einem blanken Haken kann ich nichts ausrichten.“
Ich nickte teilnahmsvoll. „Das Trinkwasser geht auch bald zur Neige. Was hältst du von einem kleinen Jagdausflug?“
„Davon halte ich ganz viel. Je eher desto besser.“
Die zweite Landung auf der Großen Barriereinsel erfolgte bei Flut und entsprechend unkomplizierter. Luke versprach in der Nähe des Bootes zu verweilen, während Krister und ich ins Innere der Insel vorzudringen gedachten, um etwas Essbares und Wasser zu finden. Zu diesem Zweck füllte ich die Reste aus drei Wasserbeuteln in einen um, den ich Luke in die Hand drückte.
„Bei Gefahr schnappst du dir den Kahn und bringst ihn in Sicherheit!“ sagte ich zu ihm. „Das Boot ist unser kostbarstes Gut. Wenn es verloren geht, kommen wir hier nie wieder weg.“
„Verstanden. Und was ist mit euch?“
„Mach dir um uns keine Sorgen!“ sagte Krister. „Natürlich kann es etwas dauern, bis wir wieder hier sind, hängt davon ab, wie hold uns das Jagdglück ist. Du kannst jedoch davon ausgehen, dass wir nicht mit leeren Händen zurückkommen werden.“
Ich legte den Köcher mit den Pfeilen an und prüfte die Sehne des Bogens. Krister nahm den Eisenstab an sich. Dann rückten zwei hungrige Jäger in das Innere Zadars vor. Das ebene, nur spärlich mit niederer Vegetation bewachsene Gelände stellte keine Herausforderung dar. Nach einer guten halben Stunde Marschierens änderte sich die Situation jedoch. Der Boden versandete zusehends. Buschwerk zog sich zurück. Schon von weitem erblickten wir jene hohen Dünen, die mir schon vom Meer aus aufgefallen waren. Mit jedem Meter, den wir uns näherten, schienen sie noch an Größe zuzulegen. Die Existenz von Sandbergen dieser Kategorie entzog sich bisher meiner Kenntnis.
„Nicht schlecht“, meinte ich, auf die Wand aus Sand vor uns deutend. „Und ich dachte immer, die Dünen von Aiutaia hielten den Rekord. Man lernt doch immer etwas Neues dazu.“
Krister nickte nur. Ihm war genau so klar wie mir, diese Barriere nur mit großer Anstrengung überwinden zu können. Eine Anstrengung, die wahrscheinlich nicht lohnen würde. Enorm steil ging es nach oben, dreißig Meter, wie ich schätzte. Zu meiner Überraschung sagte Krister unvermittelt: „Ich sehe mir das mal an“, und machte sich ohne ein weiteres Wort an den Aufstieg.
„Du willst da hoch?“ fragte ich ungläubig.
„Ja, ich will wissen, wie es dahinter weitergeht. Hier, fang!“ Er warf mir den Eisenstab zu. Breitbeinig und unter Zuhilfenahme von Armen und Händen grub sich Krister in die bröckelnde Wand und begann mit dem Aufstieg. Er machte das richtig gut, stellte ich neidlos fest. Die kraftvollen Bewegungen wirkten mühelos, es sah kinderleicht aus. Nur der Schweiß auf seinem im gleißenden Sonnenlicht glänzenden Rücken zeugte von der Schufterei, der er sich so bereitwillig hingab. Endlich oben angelangt wandte er sich um und winkte, bevor er aus meinem Sichtfeld verschwand. Da stand ich nun und glotzte dümmlich in die Höhe.
„Was siehst du?“ rief ich endlich.
Keine Antwort.
„Krister?“ Geduld zählte eindeutig nicht zu meinen Stärken. Als zehn Sekunden später immer noch keine Antwort kam, war es um meine Beherrschung geschehen. Ebenso kraftvoll aber sicherlich weniger geschickt hastete ich die Sanddüne hoch, wobei Kristers tiefe Spuren nicht unerheblich Hilfestellung leisteten.
Auf halber Höhe hielt inne und lauschte. Hatte da jemand meinen Namen gerufen? Mein Pulsschlag beschleunigte nochmals, auch wenn das unter den gegebenen Umständen kaum möglich war.
Die restlichen Meter hetzte ich regelrecht hinauf. Da lag Krister. Auf dem Bauch. Alle viere von
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