Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Hoefling
Vom Netzwerk:
wiederholten gleich mehrere und schauten ihren Häuptling verwundert an.
    „Quark mit Hering!“
    „Wirklich, Quark mit Hering!“ wiederholte der dicke Willem, als keiner was sagte.
    „Wieso?“
    Wieder dieser Georg mit seinem oberblöden Wieso!
    Am liebsten hätte der dicke Willem dem Doofkopp einen vor die Birne gehauen, aber er hielt den Schlag noch einmal großzügig zurück, denn seine Stimmung hatte sich plötzlich gebessert. Vorhin, während die andern dämlich gequasselt hatten, war dem dicken Willem nämlich ein Einfall gekommen. Zufällig war sein Blick auf die gegenüberliegende Seite des Richard-Wagner-Platzes gefallen — genauer: auf das gelbe Fernsprechhäuschen, das dort stand. Und sofort war in ihm der Plan gereift, den er jetzt mit leuchtenden Augen und brockenweise den Wölfen mitteilte.
    „Keiner geht zum Hausmeister — keiner allein und auch nicht wir alle zusammen.“
    „Und wie kriegen wir dann den Ball zurück?“ wollte Flöhchen gern von Willem wissen.
    „Wir rufen dort an.“
    „Wer?“ brummte Georg.
    „Wir alle.“
    „Es kann aber nur einer sprechen.“
    „Natürlich, du Tranfunzel!“ bellte der dicke Willem Georg an. „Das ist doch klar wie Kloßbrühe!“
    Georg gab sich mit dieser Antwort jedoch nicht zufrieden, denn sie machte ihn nicht klüger, als er vorher gewesen war.
    „Wer?“ beharrte er deshalb weiter.
    „Ich natürlich“, bequemte sich Willem endlich zu erklären. „Du brächtest das ja doch nicht fertig.“
    Georg warf sich in die Brust.
    „Ich habe schon oft telefoniert!“
    „Glaub’ ich dir ja, Mann, glaub’ ich dir aufs Wort! Aber hast du auch schon mal als dein Vater angerufen?“
    „Wieso?“
    „Wieso!“
    Georg glotzte jetzt tatsächlich.
    „Ich meine“, stammelte er, „ich meine, was heißt das?“
    „Das heißt nichts anderes, als daß ich am Telefon so tue, als sei ich mein eigener Vater. Kapierst du jetzt?“
    „Schon...“ klang es gedehnt, doch wenig überzeugt. „Aber wieso?“
    „Weil ich mir als mein Vater mehr Respekt verschaffen kann“, trumpfte der dicke Willem auf. „Ich meine, wenn der Hausmeister hört, daß mein Vater am Apparat spricht, dann hat er mehr Respekt als vor mir.“
    Da schauten sich die Wölfe listig an, und Männe schnalzte begeistert mit der Zunge.
    „Mensch, Willem, glänzender Einfall! Könnte glatt von mir sein.“
    „Ist er aber nicht, mein Lieber.“
    Stolz klang aus Willems Worten und Hochachtung vor sich selber. Er genoß die Bewunderung der Kameraden und fragte sie selbstbewußt:
    „Was, das hättet ihr mir wohl nicht zugetraut, wie?“
    Die meisten schüttelten den Kopf, nur Flöhchen wurde deutlicher:
    „Ehrlich gesagt: nein.“
    Der dicke Willem überhörte gnädig die spitze Bemerkung.
    „Aber wenn du als dein eigener Vater sprichst“, wandte nun Brillenschlange ein, „dann kriegt der Dallmayer sofort mit, wie du heißt.“
    „Wieso?“ stutzte jetzt der dicke Willem.
    „Wenn du dich meldest und sagst ,Hier ist Bergs' und so, dann kann sich der Hausmeister doch denken, daß der Sohn vom alten Bergs auch Bergs heißt.“
    „Wer hat denn gesagt, daß ich meinen richtigen Namen sage, he, Brillenschlange? Wer hat das gesagt?“
    „Ich — ich dachte ja nur, weil du behauptet hast...“
    „Denken ist Glückssache, mein Lieber“, unterbrach der dicke Willem Brillenschlanges kleinlauten Versuch einer Erklärung. „Ich heiße natürlich Müller oder Schmitz oder so. Und mein Vater genauso. Und wenn ich meine Stimme verstelle, dann merkt der Hausmeister überhaupt nichts, wetten?“
    „Und die Nummer?“ warf Georg ein.
    „Welche Nummer?“
    „Vom Hausmeister. Die Telefonnummer!“
    „Hm“, brummte Willem.
    Diesmal schaltete Flöhchen am schnellsten. „Doofkopp! Der hat doch dieselbe Nummer wie der alte Hausmeister! Das Telefon gehört zur Wohnung. Dienstapparat. Wir brauchen im Fernsprechbuch nur unter Hansen...“
    „Nicht nötig“, fiel Brillenschlange ein. „Ich weiß die Nummer auswendig: 233607.“
    „Hab’ ich doch gleich gesagt“, prahlte der dicke Willem. „Los, gehen wir rüber!“
    Sie gingen nicht — nein, sie stürmten zum Telefonhäuschen hinüber. Und da nicht alle dreizehn Jungen in die schmale Zelle paßten, ließen sie die Tür offenstehen. Wie ein Schwarm Bienen um die Königin, so klebte und surrte das Wolfsrudel um seinen dicken Leitwolf, der den Hörer schon ausgehängt hatte und die Nummer wählte.
    „Mann, erst zweimal zehn Pfennig einwerfen“,

Weitere Kostenlose Bücher