Sepp und seine Bande
Junggesellen in den Kleinwohnungen hausen. Ich bin natürlich auch einer.“
„Ist bei Ihnen etwas nicht in Ordnung?“
„Nicht in Ordnung? Wieso...?“
„Na, kaputt — ein Schloß — die Wasserleitung...“
„Ach so, nein, nein“, wehrte Herr Braun eilig ab, „alles in Ordnung, vielen Dank! Nein, ich habe nur gestern die Wäscherei Schirp angerufen, und heute kommen sie mit dem Wagen vorbeigefahren, um meine Wäsche abzuholen.“
„Ach so, und ich soll sie dann dem Fahrer übergeben?“
„Ja, wenn Sie so freundlich sein wollten, Herr Dallmayer. Ich bin nämlich bis heute abend im Büro, und die Wäsche wird so gegen Mittag ab geholt.“
„Natürlich mache ich das, Herr Braun. Wo haben Sie denn Ihre Wäsche?“
„Hier. Hier das Paket.“
Er überreichte dem Hausmeister ein handliches Wäschepaket, in braunem Papier verpackt und mit Kordel verschnürt. Während des ganzen Gesprächs hatte Herr Braun es unter dem rechten Arm gehalten.
„Gut, ich besorge das schon“, versicherte Herr Dallmayer nochmals.
„Danke!“
„Weiß übrigens der Fahrer, daß er die Wäsche bei mir abholen soll?“
„Ich stecke sofort einen Zettel unten an die Schelle, dann weiß er Bescheid.“
„Von mir aus kann der Fahrer morgen oder sonstwann die Wäsche auch wieder hier abgeben, wenn’s Ihnen recht ist. Denn dann sind Sie doch wahrscheinlich auch im Büro — oder?“
„Ja, natürlich — wenn’s Ihnen nicht zuviel ausmacht, Herr Dallmayer.“
„Ach wo denn! Einer ist immer hier — meine Frau oder ich.“
Ein liebenswürdiges Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes.
„Nochmals vielen Dank, Herr Dallmayer!“
Und schon eilte er hinaus. Er mußte sich sputen, um noch rechtzeitig ins Büro zu kommen.
Ein netter Kerl, dieser neue Hausmeister, dachte Herr Braun auf seinem Weg zur Arbeit. Freundlich und hilfsbereit. Wir können froh sein, daß wir ihn bekommen haben...
Zwei Minuten später verließ auch Sepp das Haus und ging zur Schule. An diesem Morgen hatte er sich etwas verspätet, da seine Mutter durch den Umzug noch nicht alles so zur Hand hatte, wie sie es früher gewohnt war. Deshalb hatte sich das Frühstück etwas hinausgezögert.
Als Sepp den Schulhof erreichte, strömten die Schüler bereits in ihre Klassenzimmer. Dadurch hatte der dicke Willem keine Gelegenheit mehr, seinen Widersacher Sepp wie gestern anzurempeln.
Die erste Stunde — Mathematik bei Dr. Buchkremer — verlief ohne jeden Zwischenfall. Die frostige Kälte, die der dicke Willem seinem Nachbar gegenüber zeigte, störte Sepp nicht — oder er tat jedenfalls so, als berühre ihn das nicht. Es war, als türme sich ein Eisberg zwischen ihnen.
In der anschließenden kurzen Pause durften die Schüler in ihrem Klassenraum bleiben. Diese Gelegenheit benutzten manche, um ihre Englischaufgaben zu vergleichen, denn auf dem Stundenplan der achten Klasse stand als nächstes Fach Englisch mit dem Klassenlehrer Dr. Pöttgen.
Auch Sepp gesellte sich mit seinem Heft zu der Gruppe, die sich gerade über einen grammatikalischen Streitfall erhitzte. Doch seine Meinung war hier offensichtlich unerwünscht, denn als er die Sache richtigstellen wollte, schnitt ihm Männe grob das Wort ab: „Behalt deinen Senf für dich!“
Da Sepp merkte, daß ihn auch die anderen in der Klasse schnitten, schnaubte er nur kurz durch die Nase und zog sich auf seinen Platz zurück. Er schob sein Englischheft, in dem auch die Strafarbeit für Dr. Pöttgen steckte, in seine Mappe auf dem Ablagebrett, als sein Blick auf die Butterbrote fiel, die seine Mutter ihm mitgegeben hatte. Und weil ihm der Duft von Willems Wurstbroten in die Nase stach, packte auch Sepp seine Stullen aus. Die eine war mit Ei belegt, die andere mit Schweizer Käse, und da ihm beides gleich gut schmeckte, biß er abwechselnd in die Stulle mit Ei und in die Käseschnitte hinein.
Noch bevor die Pause zu Ende war, hatte Sepp alles aufgefuttert. Nur das butterverschmierte Pergamentpapier war noch übriggeblieben. Sepp knüllte es zusammen, erhob sich von seinem Platz und ging zum Papierkorb hinüber, der in der Ecke neben der Tür stand. Aus zwei Meter Entfernung warf er den Papierball hinein und freute sich darüber, daß er so genau gezielt hatte.
Gerade als er sich umdrehte, klingelte es: die Pause war vorüber.
Sepp kehrte auf seinen Platz zurück und setzte sich hin. Es fiel ihm auf, daß der dicke Willem ihn belauerte; aber Sepp achtete nicht darauf. Er benahm sich so, als
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