Sepp und seine Bande
auch schon“, kicherte Flöhchen.
„Ich sage ja, daß er ein Opa ist.“
„Dann sind’s Enkelkinder, Blödmann!“ berichtigte Männe den dicken Willem.
Das war natürlich nur ein weiterer Anlaß, von neuem loszuplatzen.
Sepp trug tatsächlich Hosenträger — aber solche aus Hirschleder mit einem breiten Querband über der Brust, auf dem ein Edelweiß aus Stoff und Filz genäht war. Es waren Hosenträger, wie sie zu einer echt bayrischen Lederhose gehören — zu einer Lederhose, die vor Speck glänzt und so steif ist von Dreck und Fett und Schweiß und Regen, daß sie von allein steht.
Der Sohn des Hausmeisters trug keine kurze Seppl-hose, sondern eine dreiviertellange, die kurz unterhalb der Knie mit Schnalle und Riegel gehalten wurde. Die grauen Wollstrümpfe mit dem grünen Muster darin, die Frau Dallmayer selbst gestrickt hatte, schlossen mit den Hosenbeinen ab.
Unter den Hosenträgern trug Sepp ein weißes Popelinehemd, darüber ein dunkelgrünes Jankerl aus filzigem Wollstoff und mit dicken, grobgeschnitzten Hirschhornknöpfen. Es war eine bayrische Trachtenjacke, die auch anderswo manchem Jungen gut gefällt.
Aber der dicke Willem und seine Wölfe hatten heute nun einmal einen Tag, an dem sie über alles albern und kalbern mußten, und der Neue war ein willkommenes Opfer, das gegen die Übermacht der Wölfe wehrlos war.
So jedenfalls dachte der dicke Willem!
Schon zweimal hatte Herr Dallmayer die Jungen aufgefordert, sich zu verziehen, und als sie jetzt wieder eine lächerliche Bemerkung machten, ermahnte er sie nochmals:
„Los, ihr Burscherl, zieht’s Leine! Ihr stört hier nur. Oder packt’s lieber mit an, statt so saudumm daherzuredn.“
Willem grinste nur frech, um seine Verlegenheit zu verbergen, und sobald ihm der Hausmeister den Rücken zuwandte, schnaubte er überheblich, zuckte die Achseln und quetschte gelangweilt zwischen den Zähnen hervor:
„Ich verstehe immer nur Bahnhof.“
Ein Grund mehr für die Bande, erneut loszuwiehern. Der bayerische Dialekt des neuen Hausmeisters klang aber auch zu komisch!
Als Sepp gleich darauf ein Ölgemälde mit einem schweren Rahmen in die neue Wohnung schleppte, flachste Willem:
„Wo haben sie dich denn losgelassen? Läufst du das ganze Jahr über in deinem Karnevalskostüm rum?“
„Laß dich einrahmen!“ riet Männe ihm.
Sepp blieb einen Augenblick lang stehen, schaute die kichernden Jungen verächtlich an und schleuderte dann dem dicken Willem die urbayerische Liebkosung entgegen:
„Depp, du damischer!“
Dann schob er mit seinem Ölgemälde ab, hinein in den Hausflur.
In der ersten Sekunde zeigte sich der dicke Willem verdutzt, denn das war das erste Mal, daß der Neue überhaupt seinen Mund aufgemacht hatte — und dazu noch gleich eine Beleidigung!
Was bildet der sich denn ein — so ’ne halbe Portion! dachte der dicke Willem erbost. Der hat wohl keinen blassen Dunst, mit wem er quatscht...!
Normalerweise hätte er so weit überhaupt nicht erst gedacht, sondern gleich seine Fäuste losgelassen. Daß er das nicht tat, lag daran, weil er zu überrascht war und gerade so faul auf seinem Drahtesel lümmelte.
Aber noch einen Muckser — und ich mache Kleinholz aus ihm! Das schwor sich der dicke Willem bei seiner Ehre.
Seine Zornesader schwoll etwas ab, als er Männe neben sich giggeln hörte:
„Was hat der Kerl da eigentlich gesagt?“
„Urlaute eines Urviechs!“ hustete Flöhchen und ahmte dann Sepps bayerische Aussprache nach, als er dessen Liebkosung wiederholte: „Depp, du damischer!“
„Ich verstehe immer nur Bahnhof“, grunzte Willem erneut mit kellertiefer Stimme.
Die drei Jungen lachten noch, als Sepp wieder aus dem Haus kam. Er hatte sein Jankerl ausgezogen, da ihm bei der Arbeit heiß geworden war.
„Sag mal“, haute Flöhchen ihn unvermittelt an, um ihn zu reizen, „reden sie bei euch alle so damisch?“
Das Wort „damisch“ hatte er dabei so übertrieben bayerisch ausgesprochen, daß Willem und Männe losgrölten. Sepp tat jedoch, als habe er nichts gehört.
„He, hast du Dreck in den Ohren?“ fuhr ihn der dicke Willem an, da Sepps Schweigen ihn ärgerte.
„Oder die Hose voll?“ fügte Männe hinzu.
Und zu dritt prusteten sie wieder los.
Aber auch diese Herausforderungen prallten an Sepp ab. Wenigstens sah es so aus. In Wirklichkeit kochte er. Sepp lauerte nur auf eine Gelegenheit, es den andern heimzuzahlen, besonders dem dicken Nilpferd.
Diese Gelegenheit sollte sich ihm schon im
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