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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Höfling
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Daunen.
    Ein feiner Zug von dieser Frau Fischer, so zu tun, als wisse sie von nichts, meinte der Hausmeister bei sich. Sie ist noch netter, als ich ohnehin dachte!
    Und was dachte Frau Fischer, als sie kopfschüttelnd hinter ihm die Wohnungstür schloß?
    Was gibt es doch für komische Leute...! Hat er mich mit den drei Torten auf den Arm nehmen wollen? Oder war das vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl — ich — ich solle ihm drei Torten spendieren für das bißchen, was er hier an meinem Wasserhahn gemacht hat? Das wäre ja eine teure Reparatur! Umsonst soll er’s ja nicht machen. Wenn ich mal wieder etwas auszubessern habe, dann gebe ich ihm eine Packung Zigaretten, aber keine drei Torten! Ob er betrunken war? Ja, er machte ganz den Eindruck, als habe er zuviel getrunken. Kein Wunder bei einem Bayern — die trinken das Bier ja literweise...
    Herr Dallmayer hatte inzwischen auch bei andern Leuten geklingelt, um seinen Dank für die Tortenspende der Hausgemeinschaft abzustatten — aber immer mit dem gleichen Ergebnis: keiner wußte etwas davon, jeder tat so, als ob er nichts damit zu tun habe. So viel Bescheidenheit bei meinen Hausbewohnern? fragte sich Herr Dallmayer und schüttelte den Kopf. Schließlich machte er einen letzten Versuch der Danksagung und schellte bei Fräulein Schulte.
    „Was soll die Störung?“ fuhr Fräulein Schulte mit scharfer Zunge den freundlich lächelnden Hausmeister an. „Hat man denn noch nicht mal am Samstagnachmittag seine Ruhe?“
    Sonderbar! Das Lächeln in seinen Zügen erstarb keineswegs; es verstärkte sich sogar noch, als er stammelte:
    „Verzeihen Sie bitte, Fräulein Schulte, ich — ich habe nicht gewußt, daß Sie um diese Zeit...“
    „So was muß man wissen!“ platzte sie dazwischen. „Was wollen Sie denn?“
    ,;Mich bei Ihnen bedanken.“
    „Bedanken — bei mir?“
    „Ja.
    „Das ist wohl das Allerneueste, wie? Und wofür, wenn ich fragen darf?“
    „Für die drei Torten, die..."
    „Was für drei Torten?“
    „Die drei Torten, die Sie mir — mir und meiner Frau — meiner ganzen Familie
    „Na, was denn, was denn?“ schnitt sie ihm ungeduldig das Wort ab, da ihr der Hausmeister mit seiner Erklärung nicht schnell genug von der Stelle kam. „Was soll ich mit den drei Torten gemacht haben?“
    „Mir — eh — uns geschenkt haben. Sie und all die...“
    „Also, jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie! Erstens kann ich mir von meiner bescheidenen Rente keine drei Torten leisten. Und zweitens, wenn, dann würde ich sie lieber selber essen als verschenken. Ist das klar?“
    Bums! flog die Tür zu.
    „Ja, das ist klar!“ brummte der Hausmeister verdattert vor sich hin, und dann dachte er:
    Die — die hat bestimmt nichts gespendet — keinen Pfennig! Die ist viel zu geizig. Es gibt eben immer noch Leute, die gar nicht liebenswürdig sind und nur an sich selbst denken...
    Das Verhalten von Fräulein Schulte hatte ihn etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, und da sich auch die anderen Leute gar nicht sehr erbaut gezeigt hatten, als er sich bei ihnen bedankte, beschloß er seinen Gedankengang:
    Es ist besser, ich störe jetzt niemanden mehr. Die Leute haben offenbar zu ihren Torten keine Liste mit ihren Namen gelegt, ein Zeichen dafür, daß sie ungenannt bleiben wollen. Vielleicht hänge ich nächste Woche einen Zettel mit einigen Dankesworten ans Schwarze Brett — am Montag oder Dienstag — vielleicht — mal überlegen. Oder ich unternehme auch gar nichts — vielleicht...
    Wieder gefaßter steuerte er auf seine Wohnung zu, um sich für den Rest des Tages im neuen Heim glücklich und geborgen zu fühlen.

    Herr Dallmayers Hochgefühl, in dem er auch noch den ganzen Sonntag über schwelgte, sank am Montagmorgen schlagartig um Grade unter den Gefrierpunkt, als ihm mit der Post die gesalzene Rechnung der Konditorei Krümel ins Haus flatterte! Dem auf diese Art heimgesuchten Hausmeister quollen die Augen aus dem Kopf, während er zum zweiten- und drittenmal las:

    Laut telefonischer Bestellung frei Haus geliefert:

    1 Käsecremetorte DM 15,—
    1 Schwarzwälder Kirschtorte DM 18,—
    1 Marzipantorte mit Sonderverzierung „Willkommen in der neuen Wohnung“ DM 20,—
    -------
    Summe DM 53,—

    Wir bitten Sie höflichst, obengenannten Betrag auf untenstehendes Konto zu überweisen.

    Vielen Dank und stets zu Diensten!

    Ihre Konditorei Krümel
    Erstes Haus am Platze seit 1851

    „Dreiundfünfzig Mark — und wir haben das Zeug schon fast restlos aufgegessen!

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