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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Höfling
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Dallmayer wägte das Für und Wider ab und gelangte dann zu dem Schluß:
    „Hm, Sie könnten recht haben...! Mir fällt da nämlich gerade der Fußball ein.“
    „Was für ein Fußball?“
    „Der bei mir ins Wohnzimmer geflogen ist — durch die Fensterscheibe.“
    „Ist die Scheibe kaputt?“
    „Natürlich, restlos!“
    Der Polizist horchte auf und erkundigte sich weiter: „Und der Ball gehört einem Jungen?“
    „Ja, irgendeinem von den Burschen! Wem, weiß ich nicht, und wie die Burschen heißen, noch weniger. Es war ein ganzer Haufen, zehn bis fünfzehn Mann. Sie haben alle auf dem Garagenhof Fußball gespielt, obwohl ich es ihnen verboten hatte. Und dann — auf einmal — da klirrte die Fensterscheibe!“
    „Und der Ball?“
    „Den habe ich behalten. Ich habe den Lausebengeln nachgerufen, ich gäbe ihn erst dann wieder heraus, wenn sie mir die Scheibe bezahlten.“
    „Aha, da haben wir die Spur!“ rief der Polizist und bohrte mit dem rechten Zeigefinger ein Loch in die Luft.
    Herr Dallmayer runzelte die Stirn und beeilte sich hinzuzufügen:
    „Ja, und außerdem fällt mir da noch der Anruf ein! Kurz darauf — es war am Donnerstagnachmittag —, da rief doch einer von den Burschen bei mir an.“
    „Hat er seinen Namen genannt?“
    „Natürlich nicht! Er hatte seine Stimme verstellt, ein bißchen tiefer, verstehn Sie, es sollte klingen, als spräche sein Vater.“
    Der Polizist nickte.
    „Und was wollte er von Ihnen?“ forschte er weiter.
    „Den Fußball — und zwar sofort, sonst könne mir was blühen!“
    „Und was Ihnen geblüht hat, das wissen wir jetzt: drei Torten für dreiundfünfzig Mark!“
    „Diese Lauser, diese elenden!“ knirschte der Hausmeister.
    Entschlossenheit spiegelte sich in den Zügen des Polizisten, als er sagte: „Na, denen kommen wir schon auf die Schliche! Haben Sie gerade Zeit?“
    „Ja, warum?“
    „Dann holen Sie bitte zunächst mal zu Hause den Fußball.“
    „Und danach?“
    „Gehn wir zusammen zur Schule“, schlug der Polizist vor.
    „Aber zu welcher?“
    „Es kommen eigentlich nur zwei in Frage: die Hauptschule in der Martinstraße und das Beethoven-Gymnasium. Mit dem Gymnasium fangen wir am besten an, das liegt am nächsten.“

    So kam es, daß eine halbe Stunde später ein Polizist und ein gleichaltriger Zivilist aufs Beethoven-Gymnasium zusteuerten. Der Polizist trug einen Fußball, aber er machte nicht den Eindruck, als wolle er damit spielen.
    Weitere zehn Minuten später hatten die beiden dem Direktor alles erzählt. Die drei Männer hatten zwar hin und wieder ein Schmunzeln nicht unterdrücken können, doch der Ernst der Lage forderte auch Ernst in ihrer Haltung und ihren Mienen.
    Und wieder fünf Minuten später zog der Hausmeister — nicht Herr Dallmayer, sondern der grauköpfige Hausmeister des Gymnasiums — durch die unteren Klassenräume und fragte die Schüler, ob einem von ihnen der Ball gehöre, den er allen sichtbar vorzeigte. Da er bei der fünften Klasse anfing, erhielt er natürlich nur verneinende Antworten. Nicht besser erging es ihm in der sechsten und siebten Klasse.
    Als er jedoch die achte Klasse betrat, wurde der dicke Willem, der beim Erdkundeunterricht eingeschlafen war, plötzlich hellwach.
    „Verzeihen Sie bitte, Herr Doktor, ich soll hier nur kurz etwas fragen.“
    Mit dieser Erklärung wandte sich der Pedell an den Erdkundelehrer, und als dieser nickte und zustimmend sagte: „Bitte schön!“ — da hob der grauhaarige Schuldiener den Fußball hoch und fragte die Schüler:
    „Gehört einem von euch der Fußball?“
    „Klar, das ist meiner!“
    Schon war der dicke Willem aus der Bank gesprungen und beäugte prüfend den Ball.
    „Erkennst du ihn wirklich wieder?“ vergewisserte sich der Pedell nochmals.
    „Das ist mein neuer Fußball — klar wie Kloßbrühe!“
    „Schafskopf!“
    So zischte ihm Brillenschlange aus der letzten Reihe zu, aber der dicke Willem merkte selbst im nächsten Augenblick, was für einen folgenschweren Fehler er da in seiner überschäumenden Wiedersehensfreude begangen hatte; denn der Pedell händigte ihm keineswegs den Ball aus, wie der Junge erwartet hatte, sondern forderte ihn barsch auf:
    „Na, dann komm mal mit zum Herrn Direktor!“
    Das war ’ne Falle — klar wie Kloßbrühe! Dem dicken Willem fiel es wie Schuppen von den Augen: Jetzt haben sie mich! So ’ne gemeine, ausgekochte Falle! Ich könnte mir selbst die Zunge abbeißen...
    Schicksalergeben trottete er vor dem Pedell

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