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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Höfling
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her. Der Gang zum Direktorzimmer kam ihm unendlich lang vor, und sein Herz rutschte ihm immer tiefer.
    Er hatte erwartet, außer dem Direktor nur noch Sepps Vater vorzufinden. Doch daß jetzt auch noch ein Polizist dasaß und ihn anstarrte, als habe er Gott weiß was ausgefressen — ein Auto gestohlen oder gar eine Bank ausgeraubt —, das nahm ihm fast die Luft weg. War er bisher entschlossen, vielleicht doch noch alles abzuleugnen — je nachdem, wie die Sache lief —, so fühlte er sich plötzlich klein und häßlich. Drei Männern stand er jetzt gegenüber, die ihn mit ihren Blicken zu durchbohren schienen.
    „So, das ist also dein Ball?“
    „Ja, Herr Direktor.“
    „Damit hast du sicher nicht allein gespielt?“
    „Nein, Herr Direktor.“
    „Wer war noch dabei?“
    „Das — das war verschieden“, wich der dicke Willem der verfänglichen Frage seines Direktors aus.
    „Das letztemal!“
    „Da-das — die Jungen sind nicht hier auf der Schule — ich — eh…“
    „Ich warne dich, Junge!“
    Der dicke Willem wurde immer unsicherer und stammelte: „Ich — ich wollte sagen — drei — drei, die gehen zur Hauptschule — und — und
    „Und die übrigen?“
    „Sind hier, Herr Direktor.“
    Der Direktor tauschte mit Herrn Dallmayer und dem Polizisten einen Blick des Einverständnisses und befahl dann dem armen Sünder vor ihm:
    „So, dann gehst du jetzt mit dem Pedell durch die Klassen und holst deine Kameraden hierher. Verstanden?“
    „Jawohl, Herr Direktor!“
    Und wieder trottete der dicke Willem durch den langen Gang, immer mit dem Pedell auf den Fersen wie einem Gefängniswärter. Zunächst kehrten sie in die achte Klasse zurück, um sie gleich darauf mit Brillenschlange, Flöhchen und Männe zu verlassen.
    Danach besuchten sie noch die neunte Klasse, wo Georg wie aus allen Wolken fiel, als der dicke Willem ihm hastig beim Hinausgehen den Grund zuflüsterte, und gingen dann in die siebte und sechste Klasse. Die fünfte dagegen ließ Willem großzügig aus: Unter den Wickelkindern hatte er keine Anhänger.

    Es waren noch keine zehn Minuten verstrichen, da stand der dicke Willem mit neun Wölfen wieder vor dem Untersuchungsausschuß im Direktorzimmer.
    „Also, jetzt erzähle mal!“
    Die Stimme des Direktors klang kühl und streng. Dem dicken Willem hingegen wurde es heiß im Kopf, und er schwitzte wie in einem Backofen. Wenn ich mir nur die kleinste Lüge erlaube, fiel ihm gerade noch ein, fliege ich aus der Penne...
    „Ja, ich — ich habe die Fensterscheibe im Eimer — eh — kaputtgeschossen. Aber — aber es war nur ein Versehen. Ich wollte — eigentlich wollte ich ein Tor schießen — aber dann — dann hat es plötzlich geklirrt — und der Ball — der Ball, der war futsch.“
    „Und weiter?“
    „Der Ball — eh, der Ball war weg.“
    „Das hast du uns schon mal gesagt. Und was war mit euch?“
    „Wir — wir waren auch weg, Herr Direktor.“
    „Und?“
    „Ich — eh — wir — wir haben uns mächtig geärgert, ja, das haben wir.“
    „Weil die Scheibe kaputt war?“
    Energisch schüttelte der dicke Willem den Kopf und gestand: „Nein, darüber natürlich nicht — darüber haben wir uns sogar ge...“
    Erschrocken stockte er und biß sich fest auf die Zunge, als wolle er verhindern, daß das angefangene Wort doch noch über seine Lippen rollte.
    „Gefreut — wolltest du sagen, stimmt’s?“
    „Nein, Herr Direktor!“ widersprach der dicke Willem lauter, als notwendig war. „Wir haben alle eine Stinkwut gehabt!“
    „Worüber?“
    „Weil der Ball weg war.“
    „Also wart ihr über den Ball wütend?“
    „Nein, nicht über den Ball, sondern...“
    „Sondern über wen?“ bohrte der Direktor unerbittlich weiter. „Über Herrn Dallmayer?“
    „Ja, weil er uns den Ball nicht zurückgeben wollte“, gestand Willem, diesmal leiser, als erwünscht war.
    „So, und da habt ihr also die Konditorei Krümel angerufen und ihm drei Torten bestellt!“ folgerte der Direktor.
    Willem strahlte, als sei er der erste Weltraumfahrer, der auf dem Mond gelandet war.
    „Ja, Herr Direktor, das war mein Einfall, und telefoniert hab’ ich allein.“
    „Hm“, machte der Direktor, verkniff sich ein Grinsen, wurde sofort wieder ernst und fuhr dann fort: „Das ist doch wohl klar, daß du — oder vielmehr ihr alle — die Fensterscheibe bezahlen müßt?“
    „Ja, Herr Direktor“, erwiderte der dicke Willem, während seine Kameraden stumm nickten.
    „Und auch die drei

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