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September. Fata Morgana

Titel: September. Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lehr
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seiner Leiche auf die Stirn
    solche Dinge standen in dem schrecklichen ersten Brief den ich nach dem Umzug nach Wasiriya von Dir erhielt
    wir tragen das Brot
    an den Tisch der Familie ich bin stolz auf unsere Arbeit ich bin wie meine Cousinen und wie sie hülle ich mich in weite lange Kleider umrechtzeitig schon alle daran gewöhnt zu haben es verwundert oder kümmert niemanden am wenigsten die Männer die offenbar kein Problem damit haben dass der gesamte weibliche Irak sich mehr und mehr in Tücher schlagen muss
    Samis Misstrauen
    an jenem Abend (dem vorletzten) in Betawiyn er versuchte mir etwas zu entreißen in mich zu dringen mit einer schockierenden und schmerzlichen Anmaßung und ab da
    seit jenem Augen-
    blick
    ist mein Bruder ein Mann ein Feind
    meiner Liebe ich spiegele seine stummen Angriffe zurück kalt und klar
    weshalb
    fürchte ich mich so sehr
    das Wahrscheinlichste ist doch immer dass einem nichts geschieht gäbe es sonst diese Kriege und Morde und Anschläge und Hochzeiten wenn sie nicht alle immer
    davonzukommen hofften ich verteile das frische Brot
    auf Teller an den Enden der auf dem Boden gedeckten Tafel wir haben uns schon daran gewöhnt wieder hier zu sein Miral hat ihr Lehramts-Studium schon vor vier Monaten ausgesetzt Sami muss die Abiturklasse wiederholen da er fast nicht in der Schule war Sara verlor ihre Arbeit bei einer staatlichen Druckerei und arbeitet nun in einem der Elektrogeschäfte von Onkel Munir dem es jeden Tag bessergeht seit man Mobiltelefone Kameras PC und Drucker an jeden verkaufen darf sogar meine Mutter ist neben der Pflege Jasmins und ihren Koch- und Haushaltsarbeiten ins Familiengeschäft eingestiegen und übersetzt Gebrauchsanweisungen aus dem Französischen und Englischen für die allerneuesten Geräte man muss nur
    warten können
    sollte man denken die Jungen und die Unschuldigen können es sich leisten
    sofern
    sie beschützt werden ich esse mit wenig Appetit und warte ängstlich auf seltsame Gelüste das große bewegte Bild der Familie an der Tafel verschwimmt vor meinen Augen zu einem bunt bedruckten Schleier durchden ich nicht sehen kann bis auf den Grund ihrer Seelen ins Mark ihrer Knochen die Spiegel ihrer Herzen das spiegelnde Herz versteckt sich am besten
    seht was
    ihr sehen wollt ich
    bewahre meine Ruhe indem ich darin verschließe was ich vor mir selbst verbergen möchte die Erinnerung ist der Spiegel der suchenden Gegenwart verstecke sie als
    erfundene Vergangenheit
    den Major auf dem Suk
    bräuchte es nie gegeben zu haben solange
    nur ich ihn sah
    in der Spiegelkammer meines Herzens liegst Du zwischen den Blütenblättern lächelnd auf dem Rücken atemlos schon wieder schwer atmend vielmehr weil Du Dich bereits in einem neuen Lauf befändest so jedenfalls stelle ich mir das vor ganz bestimmt würdest du ja das mögliche
    Geschehene
    das wir uns einmal so sehnlichst wünschten in eine (geltende) Ordnung bringen wollen statt das Geltende in die Ordnung unserer Liebe wie es sich eigentlich gehörte denn was machte es ihm schon aus wir also müssten Du müsstest hättest Du noch eine Mutter dann würde sie meine Mutter besuchen meine Eltern heirateten früh (in einer Zeit in der mein Großvater fast reich war und man fast leicht noch im Ausland studieren konnte) aber ich
    wäre so seltsam ruhig gewesen in diesem Moment als hätte mich mein eigener ruhender
    Ischtar-Körper
    seine Schwellungen sein Duft
    um jede Furcht gebracht heirate mich für
    noch eine Stunde (Geliebter!)
    ganz wie es in Deinem und im (unberechenbaren) Glauben meiner Mutter doch möglich ist mut’a die Ehefür eine Stunde oder 99 Jahre
    als
    Genuss
    denn ich wüsste klar zu sagen was uns meine Eltern geantwortet haben würden hätten wir sie gefragt
    wartet studiert
    zu Ende auch wenn man sieht
    dass nichts aufhört alles ist wie dieser Krieg aus dem der amerikanische Ersatzkönig im dunkelblauen Anzug blendend weißen Hemd mit roter Krawatte und wüstenfarbenen Springerstiefeln davongeflogen ist nachdem er uns (überfallartig) im Fernsehen erklärte die Verhältnisse hätten sich außerordentlich gebessert
    das Land gehört endlich uns oder
    den Wölfen
    die uns in die Häuser treiben man sah am Bildschirm einen Mann der einem anderen auf der Raschid-Straße eine Kugel in die Schläfe schoss einfach so zwischen zwei langsam voranruckelnden Autoschlangen um vier Uhr nachmittags der alte rote Mercedes am rechten Bildrand gehörte Onkel Fuad in solchen Fällen
    steigt man nicht aus
    man

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