Septembermann: Lovestory (German Edition)
fehlende Selbstdisziplin mit der flachen Hand auf den Tisch.
Mister German! Aus heiterem Himmel bricht die Roma ntikheulerin in ihr aus. Hört das nie auf?
Es gab eine Zeit, da kämpfte sie als naive, verführerische Kindfrau mit Schmol lmund nach der Devise: Immer lockt das Weib, hysterisch um den besten Platz in seinem Herzen. Überall sah sie Rivalinnen. Im Callcenter der Phönixer Holding. In den Officestuben, meist von Männern besetzt. In Jane, Cora, Doreen sogar in Stefanie. Sie ist keine schüchterne Person, sondern zeigte meist öffentlich ihren herzspringenden Höhenflug. In diesem Fall agierte sie zurückhaltend. Was brachte ihr diese Vorgehensweise?
Sie steht auf, gibt sich einen Ruck und widmet sich ihrem Job. Sie will mit Tino einige Programmpunkte durchg ehen. Dieser Bursche ist ein Showtalent, das muss, und wird gefördert werden. Professionell. Aus ihm wird ein brillanter Entertainer.
„He, Tino, hast du die Musik-Session mit der Band b esprochen?“
„Logo. Der Soundtrack ist virtuos ausgefeilt.“
„Peters Festansprache zum morgigen Hochzeitsdinner?“
„Kurz und bündig . wie es mein Onkel wünschte, ist auf dem Papier fixiert.“
„Danach folgt deine Performance, Junior?“
„Ich habe alles im Griff, Chefin. keine Sorge.“
Er lacht zuve rsichtlich.
Debbie weiß, auf sein Wort ist Verlass.
„Du, Arizonagirl?“, ruft ihr Tino nach.
„Ja? Was?“
„Dein Outfit.“ Er bläst anerkennend durch die Lippen.
Dieses figurbetonte T-Shirt-Kleid mit dem rot, schwarz und blau bedruckten Motiv eines lasz iven Frauenkopfes wirkt wie ein Poster.
„Das fetzt.“
„Danke für das Kompliment, junger Mann.“
„Saschas kritischem Blick für deinen Kleidungskodex hält dieser Look stand“, fährt er fort und kichert tollkühn.
„An die Arbeit, du vorlauter Bengel.“ Sie prustet amüsiert durch die Nase.
*
Im Haus der guten Laune von Peter und Jane sorgen die Gäste vom Souterrain bis in den Dachzipfel für Leben. Ingrid und Horst bereiten sich ein kleines Frühstück.
„Das werden aufregende Tage, Inel.“ Horst setzt sich zu ihr und genehmigt sich die erste Tasse Ka ffee.
„Genießen wir die Ruhe vor dem großen Sturm.“ Seine Frau beißt in ein Sesambrö tchen.
Janes Eltern sind in einer melancholischen Stimmung. Sie feiern heute ihren fünfundsechzig sten Geburtstag und fragen sich, wo die Zeit geblieben ist, die hartnäckig an ihren Zellen knabbert, bis zum letzten Herzschlag.
„Wir hatten und haben ein schönes Leben.“
„Eine Heirat löst stets Gefühlsschwankungen aus, Horst. Dass sich ausgerechnet dieses Pärchen vor dem Traualtar einfindet, hätte ich am allerwenigsten vermutet. Ingrids kleine Fältchen tanzen zuckend um die Nase.
„Da hat dir deine Intuition einen Streich gespielt.“
Horst lacht herzlich.
„Der Punkt geht an dich.“
Sie tätschelt seine Hand. „Aber …“
„Sag bitte nicht, du hast untrügliche Ahnungen.“
„Es liegt Unvorhersehbares in der Partyluft, Überraschungen, die keine sind.“ Ingrid droht Horst scherzhaft mit ihrem Zeigefinger.
„Ich glaube, zu wissen, worauf du anspielst“, antwortet Horst mit einem triumphierenden G esichtsausdruck.
„Alles wird gut.“ Dennoch zieht Ingrid eine besorgte mütterl iche Miene.
„Heute ist kein Tag zum Traurigsein.“ Horst räumt das Geschirr vom Tisch und stellt es in das Spü lbecken.
Warum gräbt sich in ihre Gedanken Besorgnis? Ingrids innere Stimme balanciert auf einem Alarmtreppchen. Nein! Hiob sbotschaften hatten sie in den letzten Jahren reichlich. Schicksalsmacher, fordere das Glück, statt Kummer heraus. Ihre Gedankengänge unterbrechen schallende Kinderstimmen.
„Omi, Omi.“
Kreischend stürzt Tommy in die Einliegerwohnung.
„Guten Morgen, mein Schatz.“ Ingrid herzt ihren Enkel.
„Wo sind Tom und Jessie?“
„Die spielen im Sandkasten“, antwortet Cora, die gerade hereinkommt.
„Hallo, mein Kind, wie geht es dir?“
Horst’ Frau umarmt ihre Adoptivtochter.
„Ich bin hibbelig, Mama Ingrid.
„Das sind wir alle“, meint Papa Horst und geht auf sie zu. „Mann und Frau geben sich nicht alle Tage das Jawort. Das ist der Hochzeit sblues.“
„Möglicherweise hast du einen besonderen Anlass für deine Aufgeregtheit“, orakelt Ingrid augenzwi nkernd.
„Was willst du damit sagen?“
Cora schaut wider Willen beeindruckt.
„Wenn du die Antwort nicht weißt , wer dann?“ Die lebhafte Großmama lächelt geheimnisvoll, während sie die
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