Septembermann: Lovestory (German Edition)
letzte Stockwerk.
Weiterhin sind ihre Lippen inei nander verschlungen. So eine gelenkige, neugierige Zunge, deutet ihr Unterbewusstsein. Beide lehnen an der Kabinenwand, geschützt vor fremden Blicken. Sie fährt mit ihren Fingerkuppen zögerlich durch seine Haare. Jane versucht vergeblich, in die Wirklichkeit zurückzufinden und versinkt in seiner erregenden Liebkosung. Ein knisterndes Flirtspiel, acht Etagen lang.
Tür auf!
*
Cora freut sich auf Jane zu ihrem obligaten Freitagstreffen.
Mit wenigen Handgriffen deckt sie den Tisch. Die Dattelpalme steht in der Mitte der Tafel, daneben eine Schale mit Früchten.
Sie fügt Orchideen blüten und Seidentücher in den Farben des Sommers hinzu, gelb wie der Sand, blau wie das Meer und grün wie die Bäume. Dazwischen verteilt sie Muscheln und Teller mit Südseedekor, gibt die gegrillten Scampi, Hähnchenflügel und Reissalat in Schüsseln sowie diversen Dips in Schälchen.
Cora drückt die Hände in die Hüften, schaut prüfend über die Dekoration und nickt zufrieden.
Ihre Kübelpflanzen Hibiskus, Oleander, Engel strompete und indisches Blumenrohr im Hintergrund, verbreiten ein exotisches Flair auf der Terrasse, die den Blick über die Dächer von Bodenseestetten, einem Vorort von Konstanz, gewährt.
Cora will Jane mit einem Hawaiicocktail begrüßen.
Sie mixt blauen Likör, Maracujanektar, Grapefruitsaft, Bananenbrei, Eiswürfel, gießt vorsichtig den Inhalt in ein bauchiges Gefäß, zieht am Strohhalm, setzt sich auf den Gartenstuhl und lässt ihren Gedanken freien Lauf.
Ihr inneres Auge sieht zwei Kinder: Jane und Cora. Sie spielten einst im Sandkasten.
Wenn die eine Göre den wohlgeformte sten Kuchen buk, würgte die andere am Neidknödel und fing an zu plärren, bis vier Patschhändchen ein neues Backwunder gemeinsam produzierten, das sie stolz ihren Mamas zeigten. Von da an gingen sie unzertrennlich durch dick und dünn.
Jane, die absolute Gazelle , riefen die Kids braunes Schneewittchen. Sie brauchte bloß ein Sonnenstrahl zu streicheln und sie bekam Farbe, das hat sich bis heute nicht geändert. Ihre Freundin nannten die Spielgefährten die wilde rote Cora.
Beide sausten ungestüm über die Wiesen ihrer Heima tstadt und ihre geflochtenen Haare wippten im Takt. Hatten sie etwas angestellt und die Eltern zogen sie zur Verantwortung, nahmen sich die Lausemädchen bei den Händen. Jane senkte den Kopf, oder Cora scharrte verlegen mit den Füßen, so gaben sie sich als Übeltäter zu erkennen. Gelassen nahmen sie ihre Strafe entgegen, abwechselnd, egal wer schuldig war.
Aus den Frechdachsen wurden anziehende Teenager, die nonstop durch Discos zogen.
Jane spazierte bisher auf der Sonnenseite, während Cora über Fallstricke sto lperte.
Schweißperlen bilden sich auf Coras Stirn , sie stellt ihr Glas auf den Tisch, zieht ein Tempo aus der Packung und tupft sich das Gesicht ab.
„Nein“, ruft sie sich zur Räson.
Sie will sich jetzt nicht nach diesem Vergangenen bücken, das immer noch schmerzt, außerdem glaubt sie fest daran, eines Tages neu vom Glück geküsst zu werden.
Es ist nach achtzehn Uhr, Jane müsste längst hier sein, stellt Cora besorgt fest.
Sie hat die Hit-Clips der achtziger Jahre als musikalischen Background für das heutige Beisammensein ausgewählt. Mit Vollgas zurück in ihre Jugendzeit lässt sie das Jahrzehnt geprägt von Dallas , Schwarzwaldklinik und des Zauberwürfels Revue passieren. Sie mag die Songs Raining Men , Time After Time ebenso die Lieder von Nino de Angelo, Bad Boys Blue, Münchener Freiheit. Besonders den karibischen Modetanz Lambada und schwingt ihre Pobacken.
Heiliger Strohsack! Transpirierten sie damals in trendy Fitnes sstudios beim Aerobic zu den angesagten Disco-Rhythmen und dieser Modeschnickschnack! Karottenhosen und Schulterpolster: eine Stilverwirrung.
Cora ist so in den Fäden ihrer Vergangenheit verstrickt, dass sie die Zeit ve rgisst. Über eine Stunde vergeht. Wo bleibt Jane? Sie ist stets pünktlich.
Cora stürzt zum Telefon. Janes Handy ist ausgeschaltet. Aufgebracht rennt Cora wie ein Wirbelwind von ihrer Terrasse in die Wohnung und zurück.
Himmelherrgott! Da muss was passiert sein. Auf dem kurzen Radweg von Janes Zuhause bis zu ihr am helllic hten Sonnentag?
Cora greift mit den Fingern in ihre wallende Kastanienmähne, hebt den Kopf zum Himmel und faltet ihre Hände vor der Brust zu einem Stoßgebet. Schicksal, bitte halte dich zurück, dein letzter Schlag vor
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