Septimus Heap 01 - Magyk
war es zu verdanken, dass ihr das Schicksal des Schafes erspart blieb. Das jüngste Küchenmädchen wurde zur Hilfskartoffelschälerin degradiert, doch drei Wochen später brannte sie mit dem Oberkartoffelschäler durch, um in Port ein neues Leben anzufangen.
Die fünf Nordhändler
Nach ihrem überstürzten Aufbruch aus Sally Mullins Tee- und Bierstube verbrachten die fünf Nordhändler die Nacht auf ihrem Schiff, verstauten ihre Waren und trafen alle Vorkehrungen, um am nächsten Morgen mit der Flut auszulaufen. Es war nicht das erste Mal, dass sie in einen unerfreulichen Machtwechsel verwickelt wurden, und sie verspürten kein Verlangen, zu bleiben und abzuwarten, was diesmal passierte. Nach ihrer Erfahrung kam dabei nie etwas Gutes heraus. Als sie an den schwelenden Überresten von Sally Mullins Tee- und Bierstube vorbeifuhren, fühlten sie sich bestätigt. An Sally selbst verschwendeten sie jedoch kaum einen Gedanken. Auf der Fahrt flussabwärts planten sie ihre Reise nach Süden, um der großen Kälte zu entrinnen, und freuten sich schon auf die wärmeren Gefilde in den Fernlanden. Die Nordhändler hatten das alles schon einmal mitgemacht, und sie hatten keinen Zweifel, dass sie es wieder mitmachen würden.
Der Spüljunge
Der Spüljunge, der bei Sally Mullin arbeitete, war davon überzeugt, dass die Tee- und Bierstube durch sein Verschulden abgebrannt war. Er war sich sicher, dass er die nassen Geschirrtücher zu nahe ans Feuer gehängt hatte, wie zuvor schon einmal. Doch er war nicht der Mensch, der sich über solche Dinge lange grämte. Er glaubte, dass jeder Fehlschlag auch eine Chance barg. Und so baute er sich eine kleine Hütte auf Rädern, schob sie jeden Tag hinunter zur Kaserne der Gardewache und verkaufte Fleischpasteten und Würste an die Gardisten. Die Füllung seiner Pasteten und Würste variierte je nachdem, was er ergatterte, doch er arbeitete hart, buk bis spät in die Nacht Pasteten und verkaufte den ganzen Tag. Als die Leute bemerkten, dass in alarmierender Zahl Katzen und Hunde verschwanden, kam keiner auf die Idee, dies mit dem plötzlichen Auftauchen des Spüljungen und seines Fleischpastetenkarrens in Verbindung zu bringen. Und als eine Lebensmittelvergiftung die Reihen der Gardewächter lichtete, gab man dem Koch in der Kasernenkantine die Schuld. Der Spüljunge kam zu Wohlstand und aß nie, aber auch gar nie eine von seinen Würsten oder Fleischpasteten.
Rupert Gringe
Rupert Gringe war der beste Lehrling, den Jannit Maarten jemals hatte. Jannit baute Heringsboote mit geringem Tiefgang, mit denen man in küstennahen Gewässern fischen und Heringsschwärme auf die Sandbänke vor Port treiben konnte. Einem Heringsfischer, der ein Boot von Maarten besaß, war ein gutes Einkommen sicher, und bald galt es als besonderer Glücksfall, wenn Rupert Gringe an dem Boot mitgearbeitet hatte – es lag gut im Wasser und fuhr schnell wie der Wind. Jannit merkte, wenn jemand Talent hatte, und so ließ er Rupert bald selbstständig arbeiten. Das erste Boot, das Rupert ganz allein baute, war die Muriel. Er strich es in einem Grün, das so dunkel war wie der Fluss an seinen tiefen Stellen, und versah es mit dunkelroten Segeln, die an spätsommerliche Sonnenuntergänge über dem Meer erinnerten.
Lucy Gringe
Lucy Gringe hatte Simon Heap in einem Tanzkurs für junge Damen und Herren kennen gelernt, als sie beide vierzehn waren. Mrs Gringe hatte Lucy hingeschickt, damit sie im Sommer nicht auf dumme Gedanken kam. (Simon besuchte den Kurs irrtümlich. Silas, der mit dem Lesen seine liebe Mühe hatte und häufig Buchstaben verwechselte, hatte angenommen, es handele sich um einen Trancekurs, und dummerweise hatte er Sarah am Abend davon erzählt. Simon hatte es zufällig gehört und Silas danach so lange in den Ohren gelegen, bis er ihn für den Kurs anmeldete.)
Lucy gefiel, dass Simon unbedingt der beste Tänzer im Kurs werden wollte, wie er überhaupt immer in allem der Beste sein wollte. Und seine grünen Zaubereraugen und seine blonden Locken gefielen ihr auch. Simon hatte keine Ahnung, wieso er sich plötzlich für ein Mädchen interessierte, aber aus irgendeinem Grund musste er unablässig an Lucy denken. Die beiden trafen sich, sooft sie konnten, hielten ihre Verabredungen aber geheim. Sie wussten, dass ihre Familien es nicht gebilligt hätten.
Der Tag, an dem Lucy durchbrannte, um Simon Heap zu heiraten, war der schönste und zugleich der schlimmste Tag in ihrem Leben. Der schönste war er bis zu dem
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