Septimus Heap 01 - Magyk
getroffen haben«, übertönte Marcia den Lärm, »noch eine letzte Bemerkung.«
»Aber Tempo, Marcia!«, rief Silas. »Mein Fischauflauf wird kalt.«
Marcia warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Es ist Brauch«, fuhr sie fort, »dass der Zauberer dem Lehrling für die sieben Jahre und den einen Tag seines Lebens, die er ihm schenkt, seinerseits ein Geschenk macht.« Marcia wandte sich wieder Junge 412 zu, der hinter einem riesigen Teller Aalragout mit Knödeln nach Art von Tante Zelda fast verschwand.
»Was wünschst du dir von mir?«, fragte ihn Marcia. »Bitte mich um etwas, das du gern hättest. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um dir den Wunsch zu erfüllen.«
Junge 412 starrte auf seinen Teller. Dann hob er den Kopf und sah die Menschen an, die um ihn herumsaßen. Er dachte daran, wie sehr sich sein Leben verändert hatte, seit er sie kannte. Er war so glücklich, dass er eigentlich keinen Wunsch mehr hatte. Bis auf einen. Einen großen Wunsch. Aber das war ausgeschlossen. Er wagte kaum, daran zu denken.
»Alles, was du magst«, sagte Marcia sanft. »Alles, was du willst.«
Junge 412 schluckte.
»Ich würde gerne wissen«, sagte er ruhig, »wer ich bin.«
* 49 *
49. Septimus Heap
A u f der Schornsteinkappe der Hüterhütte saß unbemerkt eine Sturmschwalbe. Sie war letzte Nacht vom Sturm hierher verschlagen worden und hatte das Lehrlingsessen mit großem Interesse verfolgt. Und nun beobachtete sie mit einem Gefühl der Zuneigung, wie Tante Zelda sich anschickte, etwas zu tun, wofür sie nach Meinung der Schwalbe seit jeher eine besondere Gabe hatte.
»Die Nacht ist dafür ideal«, sagte Tante Zelda, die auf der Brücke stand, die über den Mott führte. »Wir haben einen herrlichen Vollmond, und ich habe den Mott noch nie so ruhig gesehen. Passen alle auf die Brücke? Rücken Sie doch etwas auf, Marcia, damit Simon noch Platz hat.«
Simon sah nicht so aus, als lege er großen Wert darauf, dass man für ihn Platz machte.
»Oh, kümmert euch nicht um mich«, grummelte er. »Warum mit einer lebenslangen Gewohnheit brechen?«
»Was meinst du damit?«, fragte Silas.
»Nichts.«
»Lass ihn, Silas«, sagte Sarah. »Er hat in letzter Zeit viel durchgemacht.«
»Wir haben alle in letzter Zeit viel durchgemacht, Sarah. Aber wir laufen nicht herum und jammern.«
Tante Zelda klopfte gereizt auf das Brückengeländer.
»Wenn alle Streitigkeiten beigelegt sind, möchte ich daran erinnern, dass wir versuchen wollen, eine Antwort auf eine wichtige Frage zu bekommen. Sind alle bereit?«
Stille senkte sich über die Gruppe. Neben Tante Zelda drängten sich Junge 412, Sarah, Silas, Marcia, Jenna, Nicko und Simon auf der kleinen Brücke. Hinter ihnen lag das Drachenboot, das den Kopf hoch in die Luft über ihnen reckte und mit seinen dunkelgrünen Augen gespannt auf das Spiegelbild des Mondes blickte, das im ruhigen Wasser des Mott schwamm.
Vor ihnen lag, etwas zurückgesetzt, damit das Spiegelbild des Mondes zu sehen war, die Molly mit Alther, der im Bug saß und das Geschehen mit Interesse beobachtete.
Simon hielt sich etwas abseits am Rand der Brücke. Er verstand die ganze Aufregung nicht. Wen interessierte es schon, wo so ein Dreikäsehoch von der Jungarmee herkam? Zumal dieser Dreikäsehoch seinen Lebenstraum zerstört hatte. Die Herkunft von Junge 412 war das Letzte, was ihn interessierte oder jemals interessieren könnte. Und so drehte er sich absichtlich weg, als Tante Zelda den Mond anrief.
»Bruder Mond, Bruder Mond«, sprach Tante Zelda leise, »zeige uns, wenn du magst, die Familie von Junge 412 von der Jungarmee.«
Genau wie schon am Ententeich wurde das Spiegelbild des Mondes immer größer und größer, bis eine riesige runde Scheibe den Mott ausfüllte. Dann zeigten sich verschwommene Schatten, die allmählich immer deutlicher wurden, bis jeder ... in sein eigenes Spiegelbild blickte.
Alle murrten enttäuscht, alle bis auf Marcia, die etwas bemerkt hatte, was den anderen entgangen war, und Junge 412, der keinen Ton herausbrachte. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und seine Knie fühlten sich an wie Pudding. Hätte er doch nur nicht wissen wollen, wer er war. Eigentlich wollte er es gar nicht mehr wissen. Was, wenn er eine schreckliche Familie hatte? Was, wenn die Jungarmee tatsächlich seine Familie war, wie man ihm gesagt hatte? Oder sogar DomDaniel selbst? Gerade als er Tante Zelda sagen wollte, dass er es sich anders überlegt habe und dass es ihn nicht mehr
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