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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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erwiderte Jenna.
    »Sieh dich vor, mein Kind«, empfahl die Gouvernante wie immer.
    »Das werde ich«, antwortete Jenna wie immer und ging ihres Weges. Bald bog sie von der Galerie in einen breiten, von Kerzen erleuchteten Korridor ab, an dessen Ende sich die große Flügeltür befand, die in ihr Zimmer führte.
    »Guten Abend, Sir Hereward«, grüßte sie den alten Hüter des Königlichen Schlafgemachs, einen arg zerzausten und verblichenen Geist, der seit rund achthundert Jahren oder schon länger hier Posten stand und gar nicht daran dachte, in den Ruhestand zu treten. Sir Hereward fehlte ein Arm und ein Gutteil seiner Rüstung, denn sein Eintritt ins Geisterdasein war das Resultat einer der letzten Landschlachten zwischen der Burg und der Stadt Port gewesen. Er zählte zu Jennas Lieblingsgeistern, und wenn er wachte, fühlte sie sich sicher. Der alte Rittersmann war ein freundlicher Geselle, erzählte gern Witze und schaffte es im Allgemeinen, sich nicht allzu oft zu wiederholen, was für einen Alten ungewöhnlich war.
    »Guten Abend, holde Prinzessin. Kennen Sie den: Was ist der Unterschied zwischen einem Elefanten und einer Banane?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jenna lächelnd. »Und was ist der Unterschied zwischen einem Elefanten und einer Banane?«
    »Also, Sie werde ich lieber nicht für mich einkaufen schicken. Ha-ha-ha!«
    »Oh ... sehr witzig! Ha-ha!«
    »Freut mich, dass er Ihnen gefällt. Hab ich mir gedacht. Gute Nacht, Prinzessin.« Sir Hereward neigte kurz den Kopf und nahm Haltung an, glücklich, wieder Dienst zu tun.
    »Gute Nacht, Sir Hereward«, sagte Jenna, öffnete die Tür und schlüpfte in ihr Zimmer.
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie sich an das riesige Zimmer im Palast gewöhnt hatte, nachdem sie zehn Jahre lang in einem Wandschrank geschlafen hatte, aber inzwischen liebte sie es, besonders an den Abenden. Es war ein großer, länglicher Raum mit vier hohen Fenstern, die auf den Palastgarten blickten und die Abendsonne einfingen. Heute freilich, an diesem kalten Herbstabend, zog Jenna die schweren roten Samtvorhänge vor, und das Zimmer wurde in tiefes Dunkel getaucht. Sie ging hinüber zu dem großen Kamin neben dem Himmelbett und entzündete die darin gestapelten Holzscheite mit Hilfe des Feuerzaubers, den ihr Septimus zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Als der warme Schein der züngelnden Flammen das Zimmer erfüllte, setzte sie sich aufs Bett, wickelte sich in die Federdecke und schlug ihr historisches Lieblingsbuch, Die Geschichte unserer Burg, auf.
    Nach kurzer Zeit war sie so ins Lesen vertieft, dass sie die große, hagere Geistergestalt nicht bemerkte, die hinter den dicken Vorhängen, die ihr Bett umgaben, hervortrat. Die Gestalt blieb reglos stehen und beobachtete sie mit einem missbilligenden Ausdruck in ihren dunkelblauen Knopfaugen. Jenna fröstelte in der plötzlichen Kälte, die der Geist verströmte, und zog die Decke enger um sich, schaute aber nicht auf.
    »Ich würde mir die Mühe sparen, all den Unsinn über den Hansebund zu lesen«, schnitt eine schrille Stimme hinter Jenna durch die Luft. Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie in die Höhe, ließ das Buch fallen und wollte gerade Sir Hereward rufen, als ihr eine eiskalte Hand den Mund zuhielt. Von der Berührung des Geistes strömte eisige Luft in ihre Lungen, und sie bekam einen Hustenanfall. Den Geist ließ das ungerührt. Er hob das Buch auf und legte es neben Jenna, die jetzt wieder saß und nach Atem rang, aufs Bett.
    »Schlag Kapitel Dreizehn auf, Enkeltochter«, befahl der Geist. »Über das gemeine Kaufmannsvolk brauchst du nichts zu lesen, das ist vergeudete Zeit. Die einzige Geschichte, die es zu studieren lohnt, ist die Geschichte der Könige und Königinnen – vorzugsweise die Geschichte der Königinnen. Du findest mich auf Seite zweihundertundzwanzig. Im Großen und Ganzen ein ganz ordentlicher Bericht über meine Regierungszeit, wenn man einmal von ein oder zwei... äh ... Missverständnissen absieht, aber schließlich war der Verfasser nicht von Adel – was kann man da schon erwarten?«
    Jenna hatte sich von ihrem Hustenanfall so weit erholt, dass sie den ungebetenen Gast genauer in Augenschein nehmen konnte. Es war tatsächlich der Geist einer Königin, und einer alten obendrein, wie an dem altmodischen Kleid und der gestärkten Halskrause zu erkennen war. Sie wirkte überraschend lebensecht für ihr Alter und stand gerade und aufrecht da. Ihr eisengraues Haar war zu zwei straffen

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