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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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zitternd die Tür. Er konnte seiner Mutter nicht gegenübertreten, nicht jetzt.
    »Was meinst du damit, sie sei einfach ins Wasser gefallen, Jenna?« Nickos Geflüster drang bis in die Große Kammer. »Hat sie denn nicht versucht, wieder herauszukommen?«
    »Nein, es hat plumps gemacht, und weg war sie. Es war eigenartig. Als ... als hätte sie keine Lust gehabt, etwas zu tun. Als hätte sie gedacht, es sei im Grunde egal.«
    »Na ja«, gab Septimus zu bedenken, »das ist es ja auch, wenn man glaubt, dass man ewig lebt.«
    Marcellus hörte im Abzugsschrank jedes geflüsterte Wort, und langsam dämmerte ihm, dass sie über seine Mutter sprachen.
    Jenna war vom Anblick ihrer untergehenden Ur-ur-ur-und-so weiter-Großmutter noch arg mitgenommen. »Aber ich habe ihren Tod nicht gewünscht. Wirklich nicht, ich ...«
    Marcellus hielt den Atem an und musste sich an einem Regalbrett abstützen. Ihren Tod? Mama war tot?
    »Iiiih!« Ein Schrei ertönte aus dem Abzugsschrank, und die Tür flog auf. Die vorigen Insassen des Schranks machten vor Schreck einen Satz, als Marcellus Pye herausstürzte, in der Hand eine lange schwarze Schlange, die er direkt hinter dem Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Das Maul der Schlange stand offen, und aus ihren weißen Zähnen troff Gift vorn auf Marcellus’ schwarze Robe. »Fürwahr, welch hinterhältig Biest!«, schimpfte er, lief zu dem Arbeitstisch, der bis vor Kurzem die Phiole mit seiner Tinktur beherbergt hatte, riss den Deckel von einem großen Glasgefäß, warf die Schlange hinein und knallte den Deckel wieder darauf.
    Dann wischte er sich das Gift – das eine interessante Wirkung auf die Orangensoße hatte – sorgfältig von der Robe und betrachtete sein erstauntes Publikum. »Ich bitt dich, Septimus«, sagte er schnell, »lauf nicht fort.«
    Septimus seufzte. So viel zum Thema Hinterhalt. Jetzt waren sie selbst in einen Hinterhalt geraten. Müde zog er seinen Stuhl am Rosensitz hervor und ließ Jenna darauf Platz nehmen. Sie sah blass aus und hatte vom Schwanz des Aie-Aie rote Striemen am Hals. Immer noch arg erschüttert, nahm sie Ullr auf den Arm und drückte ihn, um etwas Trost zu finden. Nicko hielt sich abseits, denn er traute Marcellus nicht. Septimus hingegen setzte sich, wie es seine Gewohnheit war, wenn er in der Kammer nichts zu tun hatte, auf den Stuhl eines Schreibers und gähnte. Bald brach in der Kammer der Alchimie und Heilkunst ein neuer Arbeitstag an, bald erschienen die ersten Schreiber der Frühschicht.
    Marcellus bemerkte, das Septimus gähnte. Es war eine lange und anstrengende Nacht gewesen. Er setzte sich auf seinen prächtigen, hochlehnigen Stuhl am Kopfende des Tisches und betrachtete Jenna und Septimus mit nachdenklicher Miene. Da war etwas, worüber er mit ihnen sprechen wollte.
    Nicko blieb dem Tisch fern. Er hielt nichts von diesem gemütlichen Plausch mit dem Mann, der Septimus entführt hatte. Er hatte den Eindruck, dass es leicht wäre, ihn zu überrumpeln. Mit den Muskeln, die er sich bei der Arbeit auf der Bootswerft zugelegt hatte, konnte er es mit jedem aufnehmen, besonders mit einem schlaksigen Alchimisten, der so aussah, als hätte er zu viel Quecksilberdampf eingeatmet. Das einzige, was ihn zurückhielt, war Snorri. Wo war sie? Was sollte er tun? Nicko war hin- und hergerissen und so mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er den Vorschlag nicht hörte, den Marcellus Septimus machte.
    Am Ende ihres Gesprächs lächelten beide, Marcellus und Septimus. Nun, da die Entscheidung getroffen war, lehnte sich Marcellus zurück.
    Unterdessen hatte auch Nicko eine Entscheidung getroffen. Er wollte sich den Schlüssel holen. Jetzt oder nie. Mit einer Geschmeidigkeit, die er von Rupert Gringe gelernt hatte, pirschte er sich von hinten an Marcellus heran und packte ihn an der Gurgel.
    »Nimm den Schlüssel, Sep ... schnell!«, schrie er.
    »Urgggg!«, röchelte Marcellus, dem es die Luft abschnürte, als Nicko an der dicken Kette riss, an welcher der Schlüssel hing.
    »Nicht, Nicko!«, rief Septimus, während Marcellus bedenklich blau anlief.
    »Wir müssen es jetzt tun.« Ein heftiger Ruck. »Es ist unsere letzte Chance.« Noch ein Ruck. »Mach schon Sep, hilf mir.« Und noch einer. Marcellus quollen die Augen aus dem Kopf. Er bekam immer mehr Ähnlichkeit mit den eingelegten lila Fröschen auf dem obersten Regal im Abzugsschrank.
    »Nicht, Nicko!« Septimus zog seinen Bruder fort, und Marcellus sackte japsend auf seinem Stuhl zusammen.
    Nicko

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