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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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erquickendes Gefühl der Macht durch ihre Adern strömte. »Dieweil ich für alle Zeiten in der Burg werd herrschen. Es ist mein Recht und meine Pflicht. Keine andere Königin soll meinen Platz einnehmen.«
    »Du dörfst deine Tochter Esmeralda nicht vergessen, Mama«, murmelte Marcellus. »Denn sie muss deinen Platz einnehmen, wenn es so weit ist.«
    Mit einem giftigen Blick auf Jenna erklärte Etheldredda: »Esmeralda wird nimmer meine Krön bekommen! Nimmer, nimmer, nimmer!« Mit der Kraft der unvollendeten Tinktur, die nun durch ihren ganzen Körper strömte, fühlte sich Etheldredda unbesiegbar. Der Raum begann sich vor ihren Augen zu verzerren. Ihr unaufrichtiger Sohn wurde kleiner, und die lästige Esmeralda war nur noch ein unerledigter Punkt.
    Jenna war wie gebannt vom Anblick der blauen Zähne und stechenden Augen ihrer Ur-ur-ur-und-so-weiter-Großmutter, und darum reagierte sie nicht schnell genug, als Etheldreddas Hand vorschnellte und sie am Arm packte.
    »Loslassen!«, schrie sie und wollte sich aus dem Schraubstock herauswinden, was aber nur dazu führte, dass der Arm sie noch mehr schmerzte. Der Aie-Aie warf die Phiole zu Boden, sprang auf Etheldreddas Röcke und schlang dann seinen Schwanz um Jennas Hals – ein-, zwei-, dreimal, bis sie kaum noch Luft bekam.
    Septimus und Nicko stürzten hinzu, um ihr zu helfen, wurden von Etheldredda aber zur Seite gefegt wie zwei lästige Fliegen.
    Während Etheldredda und der Aie-Aie Jenna ins Labyrinth schleppten und verschwanden, sank Marcellus aus Verzweiflung über den Verlust seiner Tinktur auf die Knie. Er bemerkte nicht, wie Septimus und Nicko sich aufrappelten, ins Labyrinth rannten und die Verfolgung aufnahmen.
    »Wir kriegen sie, Nicko!«, rief Septimus. »Sie können noch nicht sehr weit sein. Sie sind bestimmt hinter der nächsten Biegung.«
    Aber da waren sie nicht. Nick und Septimus rannten durch das endlose Blau der Gänge und fanden nur Leere.

* 42 *
    42.  Der Fluss
     

    » D u sollst mit deiner Mama kömmen, Esmeralda!«, schrie Königin Etheldredda und zerrte Jenna in einen kleinen unbeleuchteten Tunnel gleich hinter dem Eingang zum Labyrinth. »Du sollst mit ihr kömmen, denn wir haben eine Reise nachzuholen, nicht?« Jenna konnte sich von ihr nicht losreißen, denn der Aie-Aie hatte ihr so fest den Schwanz um den Hals geschlungen, dass sie kaum genug Luft bekam, um zu gehen. Die beiden zogen sie immer tiefer in den dunkeln Gang hinein. Der Boden unter ihren Füßen war rutschig, und ein kalter Wind, der feucht nach Flusswasser roch, blies ihr ins Gesicht. Der Gang führte leicht bergab und war mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, und da Etheldredda zudem durch den Trank gestärkt war, schlitterte Jenna praktisch hinter ihr her.
    Die Dunkelheit störte Etheldredda offenbar nicht. Sie kannte den Weg, denn sie war hier oft entlanggegangen, um ihrem Sohn nachzuspionieren, und flitzte förmlich durch den Gang wie ein Eisschnellläufer. Nach etwa fünfzehn Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, glaubte Jenna fahles Mondlicht auf dem eisigen Boden zu sehen – oder graute schon der Morgen? –, und dahinter den dunklen Fluss. Augenblicke später war sie im Freien und stand mit Etheldredda und dem Aie-Aie auf einem kleinen Landungssteg ein paar hundert Meter oberhalb des Südtors. Der Fluss strömte vor ihnen vorbei, schnell, dunkel und eisig kalt. Jenna wich vor dem Wasser zurück. Der Steg war schlüpfrig, und sie wusste, dass Etheldredda nur eine Sekunde brauchen würde, um sie hineinzustoßen.
    »Einstweilen bist du sicher, Esmeralda«, zischte die Königin, die sie noch immer festhielt. »Ich hab keinen Lakaien im Palast, der dich am Morgen im Wasser vorbeitreiben sehen würd. Überdies möcht ich dir ein Naturwunder unseres Landes zeigen: den bodenlosen Strudel im Finsterbach. Ich will nur unsere Barke rufen, dann fahren wir sogleich hin, denn deine Mama ist nicht so herzlos, dich noch länger warten zu lassen, wo doch ein solch Vergnügen winket.« Damit zog Königin Etheldredda eine goldene Pfeife aus einer Tasche irgendwo tief in ihren raschelnden Seidenröcken und stieß dreimal kurz hinein. Die schrillen Töne schnitten durch die eisige Luft und durchwanderten die ganze Strecke bis zum Landungssteg des Palastes, wo sie den Bootsführer der königlichen Barke weckten, der unruhig in seiner kalten Koje geschlafen hatte, deren Luke für den Fall eines solchen Rufs weit offen stand.
    Doch der Pfiff rief nicht nur den königlichen

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