Septimus Heap 04 - Queste
Sache, hin und wieder einen Fremden, der seine Wüstenkarawane verloren hatte, oder ein gekentertes Dschungelkanu in ihren jeweiligen Wald zurückzubringen, aber eine ganz andere, seinen kleinen Bruder und seine kleine Schwester ins Unbekannte zu schicken. »Lasst mich mitkommen«, sagte er.
Septimus schüttelte den Kopf. Diese Sache wollte er allein machen, ohne dass ihm sein älterer Bruder sagte, was er zu tun hatte. »Nein, Sam. Wir kommen schon zurecht.«
»Bist du sicher?«
»Ja, Sam«, bekräftigte Jenna. »Und wir sind bald wieder da, mit Nicko.«
»Und Snorri«, fügte Septimus hinzu.
Wieder wirbelte Schnee aus der Tür. Sam nahm das rote Halstuch ab, das er um den Hals trug, knotete es oben um seinen Wanderstab und gab den Stab Septimus. »Steck ihn in den Boden, um die Stelle zu markieren, wo ihr reingekommen seid«, sagte er. »Ich habe mir sagen lassen, dass man sie nur schwer wiederfindet, wenn man erst mal da drin ist.«
»Danke«, sagte Septimus.
»Schon in Ordnung«, grummelte Sam.
»Oh, Sam«, rief Jenna und umarmte ihn fest. »Danke, vielen, vielen Dank.«
»Ja«, sagte Sam.
Sie traten in den Meiler, und ihre Füße versanken im Schnee.
Sam winkte. »Wiedersehen, Jenna, Sep, Fiedel. Passt auf euch auf.« Und dann schloss er die Tür.
* 35 *
35. Schnee
J e nna, Ullr, Septimus und Beetle traten hinaus in einen stillen, verschneiten Wald.
Septimus rammte Sams Wanderstab in den Schnee, um die Stelle zu markieren – Sam hatte recht, es gab sonst nicht den geringsten Anhaltspunkt. Das rote Halstuch hing schlaff herab. Kein Lüftchen regte sich, alles war still. Die drei sahen einander an, sagten aber nichts – keiner wagte es, die Stille, die sich wie eine schwere Decke auf sie legte, zu stören. Wohin sie auch blickten, überall nur Schnee und Bäume, die so dicht standen, dass ihre schwarzen Stämme sie wie Gitterstäbe eines großen Käfigs umschlossen. Schnee rieselte von den Ästen über ihnen herab und landete sanft auf ihren Haaren und Gesichtern. Jenna wischte sich die Flocken von den Wimpern und hob den Blick. Die Stämme der Bäume waren schlank und glatt und verzweigten sich erst weit oben zu einem breiten und flachen Schneedach.
Eigentlich hatten sie erwartet, auf einen Weg zu gelangen, aber da war kein Weg – nur eine eintönige, ebene Wildnis aus Bäumen, die sich in alle Richtungen erstreckte. Es führten keine Fußabdrücke zu der Stelle, wo sie standen, sie konnten nicht sagen, wo vorn und wo hinten war. Es war, als hätte sie ein großer Vogel mitten im Wald fallen lassen.
»Werfen wir einen Blick in die Karte«, flüsterte Septimus.
Jenna setzte ihren Rucksack ab, zog Nickos Buch heraus und entnahm ihm die sauber gefaltete Karte. Septimus hielt die Karte zum ersten Mal in den Händen. Sie knisterte noch von der magischen Wiederherstellungslösung, doch sie fühlte sich geschmeidig und fest an. Septimus liebte Karten. Er war damit aus seiner Zeit bei der Jungarmee vertraut. Er war damals ein guter Kartenleser gewesen. Doch als er jetzt Snorris sehr detaillierte Zeichnungen betrachtete, wurde ihm klar, dass er eines immer als selbstverständlich vorausgesetzt hatte – dass er wusste, wo er sich befand, wenn er losmarschierte.
»Wo sind wir?«, fragte Beetle, der ihm über die Schulter spähte.
»Gute Frage«, erwiderte Septimus. »Wir könnten überall sein. Hier gibt es keinerlei Orientierungspunkt ... nichts.« Er steckte den Finger durch das Loch in der Mitte der Karte. »Wir könnten sogar hier sein.«
»Nein, ausgeschlossen«, widersprach Jenna. »Da ist das Foryxhaus.«
»Das vermuten wir«, entgegnete Septimus. »Aber wir wissen nicht mit Bestimmtheit, was an der fehlenden Stelle ist, oder?«
Jenna antwortete nicht. Sie weigerte sich, auch nur zu denken, dass sie nicht auf dem Weg zum Foryxhaus und zu Nicko sein könnten. In der Hoffnung, zur Abwechslung einmal etwas Nützliches bei sich zu tragen, durchwühlte sie die beiden tiefen, mit Seide gefütterten Taschen ihres roten Wollkleids. Sie wusste nicht mehr, ob sie das Ding wieder aufgehoben hatte, nachdem sie es in einen Wutanfall durchs Zimmer geworfen hatte, als ihr richtiger Vater, Milo, ihr mitgeteilt hatte, dass er wieder auf Seereise gehen werde. Dann umschloss ihre Hand eine kalte Metallscheibe, und sie grinste. »Ich habe einen Kompass dabei«, sagte sie.
»Du hast einen Kompass dabei?«, fragte Septimus.
»Ja, du brauchst gar nicht so überrascht zu tun.«
»Aber du hast doch sonst nie
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