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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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sich neben Jenna nieder und schloss die Augen. Die Stille des Waldes umfing sie. Sam stand reglos da und wartete. Lange Minuten verstrichen, und Sam wartete weiter ... und wartete und wartete. Keiner wagte eine Bewegung. Nach ungefähr zehn Minuten bekam Beetle einen Krampf im Bein und drehte ganz langsam eine drollige Pirouette, um den Krampf zu lösen. Septimus beobachtete ihn, und seine Augen lachten. Beetle fing das Lachen auf und gab ein ersticktes Prusten von sich. Jenna warf ihnen einen warnenden Blick zu, und beide gaben sich alle Mühe, wieder ein ernstes Gesicht zu machen – bis Beetle plötzlich mit einem dumpfen Schlag umfiel und, am Boden liegend, von einem lautlosen Lachen geschüttelt wurde. Und Sam rührte sich noch immer nicht.
    Schließlich, als sich Jenna schon fragte, ob Sam die ganze Sache bloß erfunden hatte, bewegten sich die Äste, die ihnen den Weg versperrten, langsam nach oben, und wie eine sich ausbreitende Welle folgten alle anderen Bäume der Reihe ihrem Beispiel. Sam winkte, und schweigend gingen sie hinter ihm durch die Gasse. Sowie sie an einem Baum vorbei waren, senkte er den Ast hinter ihnen wieder.
    Die Gasse mündete auf eine kleine Lichtung, auf der drei große, teilweise mit Grassoden abgedeckte Holzstöße standen, jeder mit einer klapprigen Tür an der Seite.
    »Das sind alte Kohlenmeiler«, sagte Septimus. »Die haben wir bei der Jungarmee schätzen gelernt. In der Nacht boten sie warmen und sicheren Unterschlupf.«
    Sam betrachtete Septimus mit neuem Respekt. »Manchmal vergesse ich, dass du in der Jungarmee warst. Du kennst den Wald auch.«
    »Aber anders«, erwiderte Septimus. »Bei uns hieß es immer, wir gegen den Wald. Du lebst mit dem Wald.«
    Sam nickte. Je häufiger er Septimus sah, desto besser gefiel er ihm. Septimus wusste, worauf es ankam. Man musste es ihm nicht erklären, er wusste es einfach.
    »Aber in Wahrheit«, sagte Sam, »sind das gar keine Kohlenmeiler. Es sind Waldwege. Jeder führt in einen anderen Wald – sagt man.«
    Jenna betrachtete die drei Holzhaufen bestürzt – nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass man zwischen verschiedenen Wäldern wählen musste. »Aber woher sollen wir wissen, in welchen Wald wir müssen?«, fragte sie.
    »Nun, wir könnten ja die Türen aufmachen und einen Blick hineinwerfen«, antwortete Sam.
    »Wirklich?«, fragte Jenna. »Und wir müssen nicht hinein?«
    »Nein, wieso denn? Im Wald gibt es keine Vorschriften.«
    Beetle war sich da nicht so sicher. Er hatte eher den Eindruck, dass es jede Menge Vorschriften gab, wie zum Beispiel, dass man stinkende Wolverinenfelle tragen oder ganz leise sein musste, um nur zwei zu nennen, aber er verkniff sich eine Bemerkung. Er kam sich vor wie ein Junge, der ganz neu an der Schule war, jedem aus dem Weg ging, der größer war als er, und in der fremden Umgebung alles auf einmal zu verstehen versuchte. Er sah zu, wie Sam selbstsicher die Tür des mittleren Haufens aufzog. Ein Schwall heißer Luft schlug ihnen entgegen. »Der führt durch die Wüste«, sagte Sam, während ihm Sand um die Füße wirbelte.
    »Aber ich dachte, sie führen nur durch Wälder«, sagte Jenna.
    »Das sind uralte Wege«, antwortete Sam. »Und Wälder verändern sich. Wo früher ein Wald war, ist jetzt eine Wüste. Wo früher eine Wüste war, ist jetzt vielleicht ein Meer. Alles muss sich mit der Zeit verändern.«
    »Sag nicht so was«, erwiderte Jenna scharf.
    Sam sah sie überrascht an – und dann begriff er, was er gesagt hatte. »Entschuldige, Jenna. Nicko wird noch ganz der Alte sein, wenn ihr ihn findet, keine Sorge. Sehen wir nach, ob der da der richtige ist.«
    Sam schloss die Tür zur Wüste und öffnete die des linken Haufens. Feuchte Hitze strömte heraus, und das heisere Krächzen von Papageien störte die Stille des Waldes. »Ist es der?«, fragte Sam.
    »Nein«, antwortete Jenna.
    »Bis du sicher?«
    »Ja«, sagte Septimus.
    »Gut, dann muss es der da sein.« Mit theatralischer Geste riss Sam die Tür des letzten Haufens auf. Schnee wehte ihnen ins Gesicht. Jenna leckte sich die Lippen – der metallische Geschmack einer Schneeflocke aus einem fremden Land brachte sie Nicko ein kleines Stück näher.
    »Das ist er«, sagte sie.
    »Bist du sicher?«, fragte Sam.
    »Ich weiß es. Nicko hat sich eine Liste gemacht. Mit lauter warmen Sachen und Fellen.«
    »Na dann«, sagte Sam. »Wenn du dir sicher bist.« Plötzlich wirkte er gar nicht mehr so unbekümmert wie bisher. Für Sam war es eine

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