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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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grinste boshaft. »Wenn ich noch ein Messer halten könnte, würde er.«
    Merrin erbleichte.
    »Dann überlege dir etwas anderes, Junge, bevor ich in Versuchung gerate, es zu probieren.«
    In panischer Angst durchwühlte Merrin seine Taschen. Er trug sich schon mit dem Gedanken, Spürnase herzugeben, als er auf seine allerletzte Lakritzschlange stieß.
    »Das hier!«, rief er und zog triumphierend die Süßigkeit hervor.
    Beetle und Jenna hatten fast das Ende des langen gewundenen Gangs erreicht, der nach oben ins Manuskriptorium führte, als Jenna bemerkte, das ihr etwas fehlte. »Nickos Spange«, stieß sie erschrocken hervor und fasste an ihren Mantel. »Sie ist fort!«
    Beetle blieb stehen. Im Kerzenlicht konnte er sehen, dass Jenna die Tränen kamen. »Wie sieht sie noch mal aus?«, fragte er.
    »Wie ein goldenes ›J‹. Nicko hat sie mir aus Port mitgebracht. Ich trage sie immer am Mantel ... immer ... und jetzt ist sie nicht mehr da.«
    »Unten in den Gewölben hattest du sie noch. Das weiß ich.«
    »Wirklich?«
    »Ich bin mir ganz sicher.« Beetle war aufgefallen, dass Jenna immer wieder an die Spange fasste, und er hatte sich gefragt, wer sie ihr wohl geschenkt hatte. »Warte hier. Ich hole sie.«
    »Aber der Geist...«
    »Ich werde ganz leise sein. Er wird nicht das Geringste merken. Ich bin gleich zurück.«
    Jenna lehnte sich gegen die kalte Backsteinwand und lauschte, wie Beetles tapsende Schritte in den Gewölben verklangen. Ohne seine beruhigende Gegenwart wurde es ihr in dem von Kerzen erleuchteten Gang mit seinen flackernden Schatten bald unheimlich, und so drückte sie Ullr ganz fest an sich, um sich zu beruhigen. Ullr miaute gereizt, und sie spürte, wie ein Zittern durch seinen Körper ging. Plötzlich entwand er sich ihrem Griff und landete schwer auf dem Boden. Im ersten Moment fürchtete sie, er könnte Beetle nachjagen und sie beide verraten, doch dann begriff sie, was vorging. Die Sonne war untergegangen. Ullr verwandelte sich.
    Jenna hatte die Verwandlung mittlerweile schon viele Male miterlebt und war dennoch immer wieder gefesselt. Beinahe ehrfürchtig sah sie zu, wie sich der schwarze Fleck an der Schwanzspitze der roten Katze vergrößerte, wie die Muskeln unter der Haut anschwollen und das Fell in eine wogende Bewegung versetzten. Dann wuchs die kleine Katze schnell. Wie der übers Land huschende Schatten einer Sonnenfinsternis breitete sich die dunkle Farbe vom Schwanz her über den ganzen Körper aus. Die gesprenkelten roten Zotteln verwandelten sich in ein glattes Fell von glänzendem Schwarz, das Blau der Augen in ein funkelndes Grün. Innerhalb von neunundfünfzig Sekunden war aus dem TagUllr der NachtUllr geworden, und Jenna hatte einen Panther mit orangeroter Schwanzspitze, der ihr in dem unterirdischen Gang Gesellschaft leistete.
    Beetle fand Jennas Spange in der Mauernische. Freudig hob er sie auf und wollte gerade zu Jenna zurückrennen, als das hämische Lachen Tertius Fumes die Treppe heraufdröhnte. Er erstarrte.
    »Wie ich sehe«, hörte er den Geist sagen, »hast du dieselbe Vorliebe für Lakritze wie ich früher.«
    Wovon redete der Geist? Neugierig verweilte Beetle noch einen Moment.
    »Was ist das für ein ... Ding?«, feixte Tertius Fume.
    »Eine Schlange. Meine letzte.« Der Junge klang gekränkt.
    Beetle konnte nicht widerstehen, er musste einfach einen Blick riskieren. Der neue Schreiber versuchte gerade unbeholfen, eine Lakritzschlange zu einem Ring zu binden. »Passen Sie auf«, sagte er mit ängstlicher Stimme. »Ich kann sie kleiner machen, ganz bestimmt. Dann haben wir einen Ring, einen richtig schönen Ring.« Der Junge schloss die Augen, und Beetle vermutete, dass er sich an einem Schrumpfzauber versuchte. Zu Beetles Überraschung schien es zu klappen. Die Schlange verschwand in einer kleinen schwarzen Rauchwolke, und der Junge streckte Tertius Fume die Hand hin, um ihm etwas zu zeigen.
    »So sei es«, sagte der Geist. »Gib dem Gespenst seinen Ring, dann können wir fortfahren.«
    Beetle wagte nicht, weiter zu lauschen, er hatte Jenna schon lange genug allein gelassen. Er rannte durch den gewundenen Gang zurück, und als er seinem Ende näher kam, blieb ihm vor Schreck fast das Herz stehen. Dort, wo er Jenna verlassen hatte, funkelten ihm aus dem Dunkeln zwei grüne Augen entgegen.
    »Jenna?«, flüsterte er. Er wagte es nicht, sich vorzustellen, was geschehen war. »Jenna?«
    Jenna trat aus dem Schatten an der Wand. »Hast du sie gefunden?«, fragte sie

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