Septimus Heap 04 - Queste
nervös.
»Pst!«, machte Beetle. »Nicht bewegen.«
»Warum nicht? Oh, Beetle, war sie nicht da?«
»Nicht... bewegen! Hörst du?«
Jenna erstarrte. Etwas stimmte nicht. Im Schatten bleibend, schlich Beetle vorsichtig an der Wand entlang. Ullr knurrte leise. »Pscht!, Ullr«, flüsterte Jenna.
Beetle schnellte vorwärts.
Ullr fauchte.
»Nicht! Aufhören, Beetle! Das ist doch nur Ullr. Ullr, lass ihn los!« Mit einem lauten Ratschen riss Beetle seinen Ärmel aus Ullrs Maul, und Jenna zerrte den Panther weg. »Nein, Ullr. Schluss jetzt!« Ullr funkelte Beetle zornig an. Er hatte es gar nicht gern, wenn man auf ihn losging – wenn hier jemand auf jemanden losging, dann er. »Schluss jetzt!«, wiederholte Jenna streng.
»Ullr?«, keuchte Beetle.
»Ja. Du weißt doch, Snorris Katze. Er ist ein Wandelwesen.«
»Wirklich?«, fragte Beetle leise. »Donnerwetter ...«
»Beetle, äh, hast du ... ?«
Noch zitternd vor Angst, dass Jenna etwas Furchtbares zugestoßen sei, öffnete Beetle seine Faust und zeigte ihr das kleine goldene »J«, das in seiner Hand lag.
»Beetle!« Sie nahm die Spange und steckte sie wieder an ihren Mantel. »Oh, Beetle, danke!« Und dann schlang sie die Arme um seinen Hals. Beetle grinste. Das war es wert, gegen hundert Panther zu kämpfen.
Unten in den Gewölben stieß Merrins Geschenk bei dem Gespenst auf weit weniger Begeisterung. Es bedachte den Lakritzring mit einem verächtlichen Blick – was für ein Geizkragen, dachte es und stieß einen hohlen Seufzer aus. Aber mehr hatte es ohnehin nicht erwartet. Und überhaupt. Die Dinge standen gar nicht so schlecht. Sein neuer Meister sah bedeutend vielversprechender aus. Das Gespenst nahm den klebrigen schwarzen Ring, als hebe es ein besonders ekliges Insekt auf, und steckte ihn an seinen linken Daumen. Damit war der Vertrag besiegelt.
* 22 *
22. Gefeuert!
B e etle, Jenna und NachtUllr traten aus der Geheimtür im Bücherregal ins schummrige Manuskriptorium, das nur von den Fackeln der Zaubererallee erhellt wurde, die flackerndes Licht durch die Fenster des Schreibkontors warfen.
»Dieser Junge«, sagte Jenna, als sie Beetle durch den Gang zwischen den leeren, hohen Schreibpulten folgte. »Ich glaube, ich weiß, wer er ist.«
»Ja«, erwiderte Beetle verdrossen. »Das ist der neue Schreiber. Miss Djinn sollte sich mal untersuchen lassen, ob sie noch richtig im Kopf ist, wenn sie so jemanden wie den einstellt. Sie hätte doch merken müssen ...«
»Was merken müssen, Mr. Beetle?«, ertönte aus dem Dunkeln Jillie Djinns Stimme.
»Iiih!«, schrie Beetle, der nach dem Zwischenfall mit Ullr noch etwas schreckhaft war. »Was ... wo?«
»Hier oben«, antwortete Miss Djinn von irgendwo über ihnen. Er schaute nach oben. Jillie Djinn saß auf Partridges Platz und hatte sich mit ihrer kleinen beleuchteten Lupe ein Bündel Papiere angesehen. Jetzt wandte sie ihre Aufmerksamkeit Beetle und Jenna zu, ohne Ullr im Halbdunkel zu bemerken. Mit zornrotem Gesicht blickte sie von oben herunter. »Ich war gerade dabei, Mr. Partridges Arbeit zu kontrollieren. Seit drei Tagen genügen seine Leistungen nicht mehr den Anforderungen. Ich habe seine Berechnungen zur durchschnittlichen Zuwachsrate bei der Papierverschwendung durch Schreiber mit weniger als zwölf Monaten Berufserfahrung im Zeitraum der letzten dreidreiviertel Jahre überprüft. Ich kam gerade zu dem Ergebnis, dass sie jenes Maß an Genauigkeit, das ich von meinen Schreibern erwarte, vermissen lassen, als ich hörte, wie in empörender Weise mit einer Außenstehenden über das Befinden meines Kopfes gesprochen wurde, und obendrein ...«
»Jenna ist keine Außen ...«
»Unterbrechen Sie mich nicht. Prinzessin Jenna mag eine bedeutende Persönlichkeit sein, aber sie ist keine Mitarbeiterin des Manuskriptoriums und ergo eine Außenstehende. Und Sie, Mr. Beetle, haben soeben eine Außenstehende durch einen Gang geführt, den zu betreten Unbefugten streng verboten ist.«
»Aberich ...«
Jillie Djinn setzte ihre Gardinenpredigt fort. »Und damit nicht genug, Mr. Beetle. Sie haben mit der oben genannten Außenstehenden über vertrauliche Angelegenheiten des Manuskriptoriums gesprochen und Ihre Obergeheimschreiberin beleidigt, die jederzeit zu respektieren Sie geschworen haben. Sie haben also gegen drei Grundsätze des Manuskriptoriums verstoßen, auf die Sie einen Eid geleistet haben.«
»Aber ...«
»Sie sollen mich nicht unterbrechen. Ich bin noch nicht fertig. Darüber hinaus ist
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