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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Antwort etwas barsch ausgefallen war, hinzu: »Aber natürlich helfe ich gerne aus, solange der Lehrling nicht nach dem Drachen sehen kann und ...«
    »Wieso?«, fiel ihr Jenna beunruhigt ins Wort. »Was ist denn geschehen? Ist Sep krank? Hatte er einen Unfall?«
    »Aber nein, es besteht kein Grund zur Sorge, Prinzessin Jenna. Er macht heute seine erste Projektion. Eine knifflige Aufgabe. Er darf nicht gestört werden, bis er damit fertig ist. Bald ist es so weit, dann werden wir erfahren, was es ist. Anscheinend macht er seine Sache sehr gut, denn bis jetzt hat niemand erraten, was es ist. Allerdings ...«, Hildegards Stimme bekam einen missbilligenden Ton, »... haben einige ältere Zauberer Wetten abgeschlossen.«
    »Gott sei Dank«, seufzte Jenna, »ich dachte schon, wir kämen zu spät.«
    »Zu spät? Nein, ich glaube, er hat noch zehn Minuten, dann ist Schluss.«
    »Schluss?«
    »Mit der Projektion. Versuchen Sie es doch mal in der Großen Halle. Also ich habe das Gefühl, der Schrank für alte Zauber ist nicht ganz hasenrein.« Hildegard zwinkerte verschwörerisch. »Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss rasch diese Sachen aufräumen, dann komme ich nach.« Sie trabte davon.
    Jenna und Beetle erklommen die Stufen zu der Tür aus massivem Silber, die den Eingang zum Zaubererturm bildete. Jenna murmelte das Losungswort, und die Tür schwang lautlos auf. Als sie in die Große Halle traten, huschten in flirrenden bunten Buchstaben die Worte WILLKOMMEN, PRINZESSIN über den Fußboden. Beetles Aufmerksamkeit entging nicht, dass das übliche WILLKOMMEN, PRÜFGEHILFE, mit dem er immer begrüßt worden war, ausblieb. Wie, so fragte er sich, konnte der Zaubererturm schon Bescheid wissen? Er fühlte sich noch schlechter, sofern das überhaupt möglich war. Irgendwie wurde es dadurch amtlich.
    Die Große Halle war von erwartungsvollem Gemurmel erfüllt und wimmelte von Zauberern. Die einen hielten kleine rosa Zettel in der Hand, andere unterhielten sich oder standen nur herum und gaben sich den Anschein, als wären sie auf dem Weg zu dringenden Geschäften nur zufällig in die Halle gekommen. Jenna hatte noch nie so viele Zauberer auf einem Haufen gesehen. Es war ein farbenprächtiges Bild: die blauen Gewänder der Gewöhnlichen Zauberer, und im Hintergrund leuchtende, flüchtige Bilder, die über die Wände wanderten und denkwürdige Augenblicke aus der Vergangenheit des Zaubererturms darstellten.
    Wie immer fühlte sich Jenna im Zaubererturm etwas beklommen. Obwohl sie als Prinzessin jederzeit willkommen war und sogar das Losungswort kannte, war der Turm für sie ein seltsamer, Ehrfurcht einflößender Ort. Er kam ihr vor wie ein lebendiges Wesen. Die Bilder an den Wänden wurden im steten Wechsel heller und wieder dunkler, als atme der Turm aus und ein, aus und ein. Heller und dunkler, heller und dunkler. Der schwere Weihrauchduft und der sonderbare Geruch von Magie – nach alten und neuen Zaubern – hatten für sie etwas Beunruhigendes. Sie wollte alles verstehen, was in der Burg vor sich ging, aber aus dem, was die Zauberer taten, wurde sie nicht recht schlau. Einmal hatte sie Marcia gefragt, was sie eigentlich den ganzen Tag tue, und obwohl ihr alles eingeleuchtet hatte, was Marcia sagte, konnte sie sich hinterher an kein einziges Wort mehr erinnern. Ihr war sogar der Verdacht gekommen, dass Marcia sie mit einem Vergessenszauber belegt hatte, doch als sie mit Septimus darüber sprach, hatte der nur gelacht und erwidert, er erinnere sich auch nie daran, was Marcia zu ihm gesagt habe. Dennoch verstand Jenna allmählich, was mit dem alten Sprichwort gemeint war: Zauberer und Königin nie eines Sinnes werden sein, denn wenn er Ja sagt, sagt sie Nein.
    Ein plötzliches Pst! unter den versammelten Zauberern riss Jenna aus ihren Gedanken. Am anderen Ende der Halle, dort, wo sich gerade die silberne Wendeltreppe aus der hohen gewölbten Decke schraubte, erschienen die unverwechselbaren spitzen lila Pythonschuhe von Marcia Overstrand. Um ihren Auftritt effektvoller zu gestalten, hatte Marcia die Treppe auf den langsameren Nachtbetrieb eingestellt. Aus leidvoller Erfahrung wusste sie nämlich, dass sie leicht für Heiterkeit sorgte, wenn sie im verhältnismäßig schnellen Tempo des Tagbetriebs abwärtswirbelte und unten eine Menge von Zauberern versammelt war. So aber schwebte sie elegant in die Große Halle ein, als steige sie vom Himmel herab. Am Boden angekommen, sprang sie ab und klatschte in die Hände,

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