Septimus Heap 04 - Queste
damit Ruhe einkehrte.
»Wie es scheint«, rief sie, »hat sich herumgesprochen, dass mein Lehrling, Septimus Heap, in diesen Minuten seine erste Projektion beendet.« Erregtes Gemurmel erhob sich. »Ich kann diesen Trubel nicht gutheißen«, fuhr sie fort. »Offen gestanden, hätte ich mir gewünscht, Sie hätten Besseres zu tun. Aber leider ist es Tradition geworden, und tatsächlich glaube ich mich zu erinnern, dass es bei mir seinerzeit nicht anders war. Vermutlich sind Sie deshalb hier in der Halle zusammengekommen, weil Sie glauben, dass die Projektion hier platziert worden ist.«
Ein allgemeines Raunen folgte, und ein mutiger Zauberer rief: »Geben Sie uns einen Tipp, Außergewöhnliche!«
»Ich weiß nicht mehr als Sie«, antwortete sie. »Mein Lehrling hat ganz allein entschieden, was er projizieren will. Er hat mich nicht eingeweiht.«
Wieder ging ein aufgeregtes Gemurmel durch die Halle, und unter den Zauberern entbrannte eine Diskussion darüber, was Septimus wohl projiziert hatte. Marcia hob die Stimme. »Aber ... entschuldigen Sie, dürfte ich um Ruhe bitten? Sofort? Danke. Da wären noch ein paar Punkte, auf die ich bestehen muss. Erstens: Bitte gehen Sie bis zum Ende der Projektion nicht mehr als nötig herum. Zweitens: Wenn nach Beendigung der Projektion nicht gleich ersichtlich wird, was projiziert wurde, möchte ich nicht, dass alle würdelos durch den Turm rennen und suchen. Wenn Sie die Projektion nicht schon entdeckt haben, werden Sie sie schwerlich bemerken, wenn sie wieder verschwunden ist, meinen Sie nicht?«
Ein gehorsames Nicken ging durch die Reihen.
»Und drittens: keine Wetten!«
Ein ersticktes Stöhnen kam von den Zauberern. Die kleinen rosa Zettel, die Jenna bemerkt hatte, wurden hastig in tiefe Taschen gestopft.
»Ich zähle nun bis zum Ende der Projektion. Fünf ... vier ... drei...«
Ein lautes Rumpeln ertönte aus dem Schrank für alte Zauber, und im nächsten Augenblick stürzte Catchpole heraus, verfolgt von einer großen, scheppernden Mülltonne. Zur großen Belustigung des Publikums schickte sich die Tonne an, den bedauernswerten Catchpole durch die Halle zu hetzen. Marcia sah fassungslos zu – wenn das die Projektion war, dann hatte sie nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Die Projektion war sowohl zu sehen als auch zu hören, und so etwas hatte man bislang für unmöglich gehalten. Als junger Lehrling war es ihr einmal gelungen, ein paar tanzenden Schafen, die sie an Althers Geburtstag zum Spaß proji"ziert hatte, ein Blöken zu entlocken, aber es war nur ein kurzes und ziemlich leises Blöken gewesen, und Alther, der damals schon etwas schwerhörig war, hatte es gar nicht gehört.
»Warum fürchtet er sich denn vor einer alten Mülltonne?«, schrie Jenna gegen den allgemeinen Lärm an.
»Ich vermute, Sep hat sich an einer Doppeltäuschung versucht«, antwortete Beetle.
»Einer was?«
» Wir sehen eine Mülltonne. Catchpole sieht etwas anderes.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Wahrscheinlich das, wovor er sich am meisten fürchtet. Das klappt normalerweise. So musste Sep nicht entscheiden, was Catchpole sieht – Catchpole hat ihm die Entscheidung abgenommen.« Jenna warf Beetle einen bewundernden Blick zu. Woher wusste er das alles nur? Beetle fing den Blick auf und errötete.
Im Glauben, er werde von seinem früheren Vorgesetzten, dem Jäger, verfolgt, flitzte Catchpole zurück in den Schrank für alte Zauber, schlug die Tür hinter sich zu und sperrte die Mülltonne aus. Die Mülltonne – beziehungsweise der Jäger – zog ihre Beine ein, rückte ihren Deckel zurecht, verschränkte ihre kurzen, behaarten Arme und setzte sich vor die Tür, bis sie aussah wie eine ganz gewöhnliche Mülltonne mit kurzen behaarten Armen, die jemand für die Müllabfuhr bereitgestellt hat.
Bei all der Aufregung hatte niemand bemerkt, dass die Treppe plötzlich auf den schnellen Notfallbetrieb umgeschaltet hatte und ein grüner Blitz auf ihr herabschoss. Ein paar Sekunden später, gerade im rechten Augenblick, sprang Septimus von den Stufen, und als er schlitternd neben Marcia zum Stehen kam, wirbelten die Worte HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR ERSTEN GELUNGENEN PROJEKTION, LEHRLING um seine Füße.
Tosender Beifall begrüßte ihn. Fröhlich grinsend deutete er auf die Tonne und schnippte mit den Fingern, und unter den Ahs und Ohs der begeisterten Menge verschwand die Mülltonne mit einem lauten Knall in einem grünen Blitz.
Marcia fand das gar nicht komisch. »Das war
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