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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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drehte sich ärgerlich um. Sie musste sich auf den Einsperrzauber konzentrieren, und der Geist störte sie dabei. »Seien sie endlich still und gehen Sie«, zischte sie.
    Julius Pike sah sie fassungslos an. Die Manieren der jungen Leute waren schockierend. Zu seiner Zeit hätte keine Prinzessin so mit einem Außergewöhnlichen Zauberer gesprochen, geschweige denn mit einem Geist. Geister waren stets respektvoll behandelt worden. Kein Wunder, dass in der Burg alles drunter und drüber ging.
    Er sah, wie der Obermagieschreiber der Prinzessin die Hand drückte und sie aufmunternd ansah. Dann stieß die Prinzessin die Tür zu den Gewölben auf.
    Und schrie.
    Hinter der Tür standen, als hätten sie auf Jenna gewartet, Ernold und Edmund Heap. Und sie boten einen jämmerlichen Anblick. Hohläugig, zerlumpt, zerschunden und voller blauer Flecken, standen sie da und stützten sich gegenseitig. Wer weiß, was sie in diesem Augenblick empfanden, sofern sie überhaupt noch etwas empfanden. Seit nunmehr achtunddreißig Stunden wurden sie bewohnt, und in dieser Zeit hatten sie unter den widrigsten Bedingungen nach Port und wieder zurück laufen müssen. Die wenigen Menschen, die von einer verbrauchenden Bewohnung errettet wurden, haben berichtet, dass irgendwann der Augenblick kommt, wo das Opfer erkennt, dass es kurz vor der totalen Inbesitznahme steht, und einen letzten verzweifelten Versuch unternimmt, sich dem Eindringling zu widersetzen.
    Dieser Augenblick war nun für Edmund und Ernold gekommen. Der Anblick von Jenna, die ihnen wieder eine Tür öffnete, weckte die Erinnerung an ihre erste Begegnung im Palast und rief ein allerletztes Aufbäumen hervor. Für ein paar Sekunden fanden die beiden die Kraft, sich gegen die Ringzauberer zu stemmen.
    Der Geist Julius Pikes beobachtete mit Erstaunen, dass Jenna keinen Schritt vor den beiden verzweifelt aussehenden Landstreichern zurückwich. Erst jetzt bemerkte er, dass sie Zwillinge waren – zwei beklagenswert aussehende, erschöpfte Männer, die gegen die Schwarzkünstler tapfer ums Überleben kämpften. Dann sah er zu seiner Bestürzung, wie Jenna das goldene Diadem abnahm und den Männern mit beiden Händen hinhielt. Gleich mussten die Dunkelzauberer über sie herfallen – eine solche Gelegenheit, die Prinzessin zu töten, würden sie bestimmt nicht ungenutzt verstreichen lassen. Aber nichts dergleichen geschah. Ihre beiden Opfer hielten weiter aus. Sie schlangen einander die Arme um die Schultern und sahen die Prinzessin an, als ob sie ihr Mut machen wollten.
    Und Jenna blickte ihren Onkeln tief in die Augen und begann, den Einsperrzauber zu sprechen.
    Julius war beeindruckt. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und während sie die Formal aufsagte, hatten der Geist und Beetle das Gefühl, dass die Zeit langsamer verstrich. Keiner wagte eine Bewegung. Jenna stand vollkommen still da und konzentrierte sich ganz auf die Worte, die sie sprach. Auch die Heap-Onkel rührten sich nicht. Beide klammerten sich an ihren Verstand und versuchten, sich einen letzten Funken Bewusstsein zu bewahren, der es ihnen ermöglichte, den Ringzauberern noch ein paar kostbare Sekunden länger zu trotzen. Aber der Stillstand täuschte über die gewaltige Anstrengung der gegensätzlichen Kräfte hinweg, die sich in diesem Augenblick im Gleichgewicht befanden wie bei einem Tauziehen, wenn beide Mannschaften gleich stark sind.
    Julius kannte nicht den genauen Wortlaut des Einsperrzaubers, wohl aber das Schema solcher alten Zaubersprüche, und er spürte, dass Jenna nun zum Ende kam. Gleichzeitig nahm er jedoch auch wahr, dass die Kräfte der Heaps nun endgültig erlahmten, und horchte sehnsüchtig auf das Schlüsselwort, das den Schluss des Einsperrzaubers einleiten und die Zauberer in die Knie zwingen würde. Der Geist des Außergewöhnlichen Zauberers kannte alle dreihundertdreiundvierzig möglichen Schlüsselwörter, und mit wachsender Nervosität hoffte er darauf, nun rasch eines davon zu hören.
    Aber Jenna verstummte plötzlich, und Julius wartete aufgeregt darauf, dass sie weitersprach – es war gefährlich, eine zu lange Pause zu machen. Doch Jenna blieb stumm, und mit Entsetzen begriff Julius, dass die Prinzessin der Meinung war, sie hätte den Spruch vollständig aufgesagt.
    Die Heaps verdrehten die Augen.
    Jenna wartete auf die Wirkung des Zaubers.
    Die Heaps ballten die Fäuste.
    Julius Pike hielt es nicht länger aus. »Lauft!«, schrie er. »Um Himmels willen, lauft !«
    Beetle

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