Septimus Heap - Fyre
»Außergewöhnliche, diese beiden Schwarzkünstler sind die Zauberer vom Ring mit dem Doppelgesicht, den ich von alters her kenne. Heute in den frühen Morgenstunden habe ich gespürt, dass sie auf dem Weg in die Burg sind. Ich bin gekommen, um Sie zu warnen.«
»Wir wissen Bescheid«, erwiderte Marcia und fügte, als ihr aufging, dass das ein wenig schroff klang, hinzu: »Aber trotzdem vielen Dank. Ich weiß Ihre Bemühung sehr zu schätzen.«
Septimus brannte eine Frage auf der Zunge. »Wie haben die Zauberer ausgesehen?«
»Das ist sehr traurig«, antwortete Julius Pike. »Sie bewohnen zwei alte Landstreicher, die sie wahrscheinlich in irgendeinem Straßengraben schlafend angetroffen haben. Schwarze Magie ist nicht freundlich zu …«
Marcia fiel ihm ins Wort. »Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Ich habe sie vor ungefähr zwei Stunden an einer alten Ausweichstelle im Tunnel überholt, aber die Landstreicher werden erbarmungslos angetrieben. Ich würde schätzen, noch eine Stunde.«
»Eine Stunde!« Marcia war entsetzt. »Septimus, lauf los! Bring Jenna sofort hierher, wenn sie am Turm ankommt. Auf dem schnellsten Wege. Ohne die geringste Verzögerung. Beeil dich!«
Septimus war die Leiter schon halb hinaufgeklettert, als ihm dämmerte, dass es nicht ratsam war, Julius mit Marcia allein zu lassen. Marcia wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass Julius Pike zur Zeit der Großen Alchimie-Katastrophe Außergewöhnlicher Zauberer gewesen war. Daher würde sie dem Geist wahrscheinlich bald unangenehme Fragen stellen – und noch unangenehmere Antworten bekommen.
Wie Marcellus war Septimus mittlerweile davon überzeugt, dass Marcia das Feuer löschen würde, falls sie davon erfahren sollte, selbst in diesem späten Stadium noch. Außerdem wusste er von Marcellus, dass Julius das Feuer damals vorzeitig gelöscht hatte. Es war einfach zu riskant, den Geist von Julius Pike mit Marcia allein zu lassen.
Septimus schaute von der Leiter herunter. »Äh … Marcia«, sagte er, »könnte mich Julius nicht begleiten?«
»Wozu denn?«, fragte sie.
Septimus hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Marcia nun anlügen musste, aber er sagte sich, dass seine Antwort, genau genommen, doch der Wahrheit entsprach. »Mir wäre einfach wohler, das ist alles. Es ist schwer zu erklären.«
So hatte Marcia ihren Lehrling noch nie reden hören. Es gab ihr zu denken, und sie sagte: »Ja, natürlich. Nun aber los. Beeil dich!«
Septimus kletterte auf die Mauer und sprang, die kaputte Leiter meidend, auf der anderen Seite hinunter. Julius Pike, der in seiner Zeit als Lehrling genau dasselbe getan hatte, folgte seinem Beispiel.
Nun ganz allein im Hof, wurde Marcia unruhig. Sie hasste es zu warten, aber etwas anderes konnte sie jetzt nicht tun.
Septimus und der Geist Julius Pikes eilten durch die Zaubererallee in Richtung Palast. Die warme Sonne und das Frühlingsgezwitscher der Vögel stimmten Septimus zuversichtlich: Bald würde das Leben wieder seinen normalen Gang gehen. Er zweifelte nicht daran, dass die Kapsel die Zauberer bis zu Jennas Eintreffen aufhalten würde. Dann brauchte sie nur noch den Einsperrzauber zu sprechen – den sie bestimmt jeden Abend übte –, und die Zauberer waren wieder in dem Ring gefangen, den Marcellus im Feuer denaturieren würde. Mit etwas Glück konnte das alles noch heute passieren.
Außerdem freute Septimus sich darauf, sich zusammen mit Marcia das Feuer anzusehen. Er wollte keine Geheimnisse mehr vor ihr haben. An das Schicksal der Onkel Ernold und Edmund mochte er im Moment lieber nicht denken.
Der Außergewöhnliche Lehrling und der Geist von Julius Pike überquerten den Palastrasen und steuerten auf die Anlegestelle zu, wo Sarah, Silas und Beetle standen und auf den Fluss hinausblickten. Silas und Beetle hatten ihre Augen beschattet, da die Sonne sie blendete, und Sarah hüpfte winkend auf und ab. Septimus schloss daraus, dass Nicko bereits in Sicht war. Er rannte die letzten hundert Meter. Und dann erblickte er Jannit Maartens Versorgungsboot. Über das glitzernde Wasser hüpfend, jagte es auf den Steg zu. Nicko stand lächelnd und windzerzaust an der Ruderpinne, und Jenna und Simon lehnten sich über die Reling und winkten.
Erleichtert wandte sich Septimus an Julius. »Jenna ist zurück. Nun wird alles wieder gut.«
Doch das Wohlbefinden der Prinzessin war dem Geist offenbar gleichgültig. Er hatte nur Augen für Beetle. »Warum ist der Obermagieschreiber nicht im Manuskriptorium?«,
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