Septimus Heap - Fyre
glaubst du, wie weit ist es noch?«, fragte Jenna
»Allzu weit kann es nicht mehr sein«, antwortete Septimus. »Vom Foryxhaus zu den Sireneninseln haben wir nicht sehr lange gebraucht, oder? Und zur Burg ist es viel näher.«
»Vielleicht sollten wir wieder langsamer fahren«, schlug Jenna nervös vor. »Sonst übersehen wir vielleicht das Schild und verfahren uns unter der Burg.« Die Röhrerumpelte über eine besonders tiefe Furche und wackelte beängstigend. »Langsamer, Sep!«
»Keine Panik, Jenna.«
»Ich habe keine Panik. Du fährst einfach nur zu schnell.«
Gereizt drosselte Septimus das Tempo, bis sich wieder das unangenehme Rütteln einstellte. Jenna starrte durch die dicke grüne Scheibe und hielt nach einem Wegweiser zum Palast Ausschau.
Nach ein paar Minuten sagte sie: »Wie groß ist denn diese Pyramide? Was hat Hotep-Ra gesagt? So groß wie ein Kopf oder eher wie eine Nase?«
»Nasengröße«, antwortete Septimus. »Er hat gemeint, sie würde bequem in seiner Hand Platz finden.«
»Das ist ziemlich klein«, sagte Jenna bedrückt.
»Und der Palast ist ziemlich groß«, erwiderte Septimus ebenso bedrückt.
»Ich kann nur hoffen, dass meine Mutter, die Königin, mir sagen wird, wo sie ist.«
Septimus sah Jenna an. »Glaubst du das denn?«
»Nein«, sagte Jenna. »Pass auf , Sep!«
Septimus riss den Fuß vom Gaspedal. »Bremsen, Jenna, bremsen !«
Im hellen Scheinwerferlicht der Röhre bot sich ihnen ein höchst merkwürdiger Anblick. Aus dem Boden des Eistunnels ragten die Schultern und der Kopf eines Mannes, der mit blankem Entsetzen die Röhreauf sich zukommen sah. Jenna stieg auf die Bremse, und die lila Röhre kam wenige Meter vor dem Kopf zum Stehen. Der Mann rührte sich nicht von der Stelle, starrte weiter auf ihr Gefährt und klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Mensch, das ist ja Marcellus.« Septimus langte zum Lukenknopf hinüber und drehte daran. Die Pilotenluke schwang auf, und Sekunden später war er draußen im kalten Eistunnel, kletterte die Leiter hinunter und rannte schlitternd über das Eis zu Marcellus, dicht gefolgt von Jenna.
Der vom Scheinwerferlicht geblendete Marcellus befürchtete immer noch, jeden Moment überfahren zu werden. Er hörte Septimus’ Stimme, dachte aber, er würde sie sich nur einbilden. Erst als Septimus ihn an den Schultern rüttelte, begriff er, dass er nicht sterben musste – jedenfalls nicht jetzt, in diesem Augenblick.
Jenna kam schlitternd neben ihm an. Sie war entsetzt. Marcellus war in einem schrecklichen Zustand. Er starrte vor Schmutz, und Streifen getrockneten Bluts liefen von einer dicken Beule an seiner Stirn herab. »Marcellus!«, stieß sie hervor. »Ihr Kopf! Was ist passiert?«
Marcellus sah sich zu einer Erklärung jetzt nicht in der Lage. »Stecke fest.«
»Schon gut«, erwiderte Septimus. »Wir ziehen Sie raus.«
Jenna packte ihn an der einen, Septimus an der anderen Schulter. »Eins, zwei, drei – zieh !«
»Autsch!«, schrie Marcellus, als er aus der engen Luke gezerrt und aufs Eis gezogen wurde – das, wie Septimus jetzt auffiel, ungewöhnlich weich war. Während Marcellus stöhnend auf dem Boden lag, erhaschte Septimus einen kurzen Blick auf ein zerknittertes, staubiges Gesicht und ein Paar großer runder Augen, die aus dem Eis zu ihnen heraufschauten. Doch bevor er etwas sagen konnte, waren die Augen verschwunden.
»Marcia …«, hauchte Marcellus mit kraftloser Stimme. »Ich muss zu Marcia. Ihr alles sagen.«
Septimus konnte nichts mehr überraschen – wenn Marcellus Marcia plötzlich alles sagen wollte, dann war ihm das nur recht. »In Ordnung. Können Sie aufstehen?«
Marcellus nickte und stöhnte dann noch einmal. Der Kopf tat ihm höllisch weh. Er ließ sich von Jenna und Septimus auf die Beine helfen und dann, noch etwas wackelig, zur lila Röhreführen .
Unbemerkt streckte Duglius wieder den Kopf aus der Luke, um sich zu vergewissern, dass sein Meister in Sicherheit war. Er sah zu, wie der Lehrling und die Prinzessin Marcellus die seitlich an der Röhreangebrachten Sprossen hinaufhalfen, ihn mit einiger Mühe durch die Luke ins Innere schoben und ihm dann nachkletterten. Sobald sich die Luke der Röhremit einem Zischen geschlossen hatte, schlüpfte Duglius in den Trommlinggang zurück und klappte den Deckel zu. Dann nahm er eine glänzende Matte – einen sogenannten Gleiter – von einem Stapel direkt unter der Luke und setzte sich darauf. Er stieß sich kurz ab, und schon
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