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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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verfinsterte sich. »Er will mich überreden, auf der Toby anzuheuern.«
    Faith, seit zehn Jahren mit einem Kaufmann verheiratet, sagte: »Edward hält die Toby für ein gutes Schiff.«
    »Sie ist ein mittelmäßiges Schiff – nicht mehr. Mein Schiff wird ein gutes Schiff sein. Das beste!« Splitternackt stieg er aus dem Himmelbett, trat ans Fenster und starrte wütend auf die regenglänzenden Docks hinunter.
    »Was hast du ihm geantwortet?« fragte Faith.
    »Daß er sich seine Toby an den Hut stecken könne – und den Idioten von Kapitän, den er ausgesucht hat, gleich dazu.«
    Faith, die fünf Jahre älter war als Thomas, seufzte, wie sie des öfteren über ihren dickköpfigen kleinen Sohn seufzte. »Woraufhin dir Mr. Staper fünfhundert Kronen und die Benutzung der Docks anbot«, meinte sie sarkastisch.
    Thomas wandte sich ihr zu und grinste schief. »Nicht ganz. Die Toby läuft morgen früh mit der Flut aus, Faith, und ich sage dir, ich habe recht, was den Kapitän betrifft. Er heißt George Goodlay, ist etwa in meinem Alter und mit ebensoviel Vernunft gesegnet wie dein Ned. Er ist nur Kapitän geworden, weil sein Vater Richard Staper mal einen Gefallen getan hat. Der Kerl weiß weniger über die Seefahrt als du, mein Schatz.«
    Im Erdgeschoß fiel die Haustür ins Schloß. »Lucy«, erklärte Faith gelassen und türmte ihre rote Haarflut auf ihrem Kopf auf. »Offenbar hat sie sich diesmal doch eher losmachen kön…« Das waren keine leichten Kindermädchenschritte, und keine Kinderstimme rief fordernd ihren Namen: Männerschritte donnerten durch die Halle!
    »Edward!« flüsterten Faith und Thomas wie aus einem Munde. Thomas fuhr eiligst in Hose und Hemd, packte Stiefel und Hut und eilte zur Treppe.
    Zu spät! Sie wären fast zusammengeprallt. Wenn halbgeschlossene Hosen und ein flatterndes offenes Hemd nicht genug Beweis gewesen wären – Thomas' fluchtartiger Rückzug und Sprung zum Schlafzimmerfenster ließen keine Frage offen.
    Faith Whitlock setzte sich im Ehebett auf und betrachtete die Szene voller Unbehagen. Ihr Liebhaber verschwand durch das Flügelfenster, und ihr Mann, nach der langen Reise noch schlechter gelaunt als üblich, stürmte mit einem vernichtenden Blick auf seine Frau hinaus, um seine Pistole zu holen. Die Geräusche, die Thomas' überstürzten Abstieg begleiteten, wurden unvermittelt von dem Krachen eines Schusses übertönt – und dann schlug ein Körper dumpf auf dem Boden auf.
    »Verdammter Mist!« fluchte Thomas.
    »Wenn ich Sie je wieder in London sehe, schieße ich Ihnen den Arsch weg!« brüllte Edward.
    Faith schlug die Hände vors Gesicht: Jetzt würden ihr nur noch Tränen helfen.
    Am nächsten Morgen stand Thomas Marlowe beim Auslaufen am Steuer der Toby .
    In den folgenden Wochen hatte Thomas Gelegenheit festzustellen, daß er die Toby richtig eingeschätzt hatte – nur konnte er sich darüber nicht so recht freuen. Das Zweihundertfünfzigtonnenschiff war auf dem Weg nach Livorno. Zakynthos und Patras auf dem Peloponnes – mit Waren im Wert von zwölftausend Pfund im Laderaum. Die Crew setzte sich aus Männern zusammen, die ihr Handwerk verstanden – allen voran Thomas Marlowe als Steuermann. Doch der Kapitän …
    Der Kapitän, dachte Thomas, als sie in die sturmgebeutelte Straße von Gibraltar segelten, war ein Idiot! Er weigerte sich stur, einen Rat anzunehmen. In seinen Pumphosen und dem französischen Rüschenhemd wäre er in Whitehall sicherlich eine schmückende Bereicherung gewesen, auf dem Deck eines zerbrechlichen Holzschiffes, das sich durch ein subtropisches Unwetter kämpfen mußte, war er eine Zumutung. Thomas, der seit achtundvierzig Stunden kein Auge geschlossen hatte, fühlte sich ernsthaft versucht, diesem Ignoranten eins über seine gepflegten Löckchen zu ziehen, damit die Besatzung ohne weitere Störungen ihrer Arbeit nachgehen könnte. Nur der gesunde Menschenverstand und die Gelassenheit von William Williams, dem Schiffszimmermann, hielten ihn davon ab.
    »Wenn er wieder zu sich käme, würde er Sie in Eisen legen lassen und darauf bestehen, das Schiff selbst zu steuern, und dann fänden wir uns sehr bald bei den Fischen wieder. Es sei denn, Sie wollen dafür sorgen, daß er nicht mehr zu sich kommt.«
    »Der Gedanke ist nicht ohne Reiz!« knurrte Thomas und schlug mit der Faust gegen die Holzwand seiner Kabine. »Es würde kaum einen Unterschied machen, wenn er mich in Eisen legen ließe, Will. Unser geschätzter Mr. Goodlay hört sowieso

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