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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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Karabiner ein.
    » Um Gottes willen, die ist völlig abgedreht, Alter!« Kenny konnte seinen Augen nicht trauen.
    » Lucy, ich bitte dich. Tu es nicht! Wir geben dir alles, was du willst. Wir verraten niemandem etwas davon!«, versprach Matt.
    Sie lächelte. » Das ist wirklich nett von dir, Matt, aber ich will das hier. Und ich habe mich schon die ganze Zeit so darauf gefreut.«
    Sie stieg über den Wirrwarr von Ketten und Seilen und ging zur Fahrertür, während die beiden Jungs ihr nachbrüllten.
    Lucy ließ die Kofferraumklappe auf, damit sie die beiden besser hören konnte. Sie fuhr langsam los, verdammt langsam, und blickte sich immer wieder nach den beiden um, während sie ihre Opfer über den Kiesweg zerrte. Sie bettelten noch immer darum, freigelassen zu werden. Ab und zu vernahm sie Schreie, wenn die beiden über einen Stein oder einen Kaktus geschleppt wurden, aber sie schaffte es bis zum Highway 24, ohne ihnen größere Verletzungen zuzufügen.
    Der Mond stand jetzt am Himmel. Es war beinah Vollmond. Sie konnte die Straße acht Kilometer hinauf und hinunter sehen, so perfekt schwarz und leer war sie, und sie überlegte sich, ob das Gefühl, das sich jetzt in ihr breitmachte, wohl dem normaler Menschen glich, wenn sie Berggipfel betrachteten.
    Lucy schnallte sich an und warf einen Blick in den Rückspiegel. Matt hatte sich aufgerappelt und humpelte auf das Auto zu.
    » He, das dürft ihr nicht!«, rief sie und gab etwas Gas, sodass er den Halt unter den Füßen verlor. » Seid ihr startbereit? Ich zähle bis drei. Wir fangen mit einem Kilometer an!«
    Sie ergriff das Lenkrad mit pochendem Herzen. Obwohl sie ein ähnliches Spiel bereits sechsmal gespielt hatte, war es das erste Mal mit Helmen.
    » Eins! Zwei! Drei!«
    Sie setzte den Kilometerzähler zurück und gab dann langsam Gas. Zehn, dreißig, fünfzig Stundenkilometer, und die beiden Jungs begannen bereits zu brüllen. Nach einem Dreiviertelkilometer war sie bei sechzig angekommen und konnte im Rückspiegel ausmachen, wie sich Kenny und Matt vor Schmerz wanden. Sie versuchten, sich aufzusetzen und die Seile zu packen, schafften es aber nicht, sondern rutschten mit dem Rücken über den Asphalt, während die Kette wunderschöne gelbe Funken auf dem schwarzen Teer schlug.
    Sie ging vom Gas und fuhr auf den Standstreifen, um einen Zerstäuber und ein Nadelstichgerät, auch künstlicher Blutegel genannt, aus dem Gitarrenkoffer zu holen. Dann ging sie zu den Jungs, die auf ihren Rücken in immer größer werdenden Blutlachen lagen. Vielerorts traten, wo die Haut weggescheuert war, Muskeln und sogar Knochen hervor. Kenny musste sich zwischenzeitlich auf den rechten Ellenbogen gerollt haben, denn der stach zu einer Spitze geschliffen aus seinem Arm.
    » Bitte«, krächzte Matt. » Um Gottes willen, bitte lass uns gehen!«
    » Ihr wisst nicht, wie wunderschön ihr ausseht«, lobte Lucy die beiden voller Bewunderung. » Aber ich werde euch noch schöner machen!«
    Sie bespritzte die Jungs mit purem Bio-Zitronensaft, insbesondere die Rücken, die rohem Hamburgerfleisch glichen, ehe sie sich zu ihnen niederkniete, um sich mit dem künstlichen Blutegel zu vergnügen, den sie vor einigen Jahren aus einem medizinischem Museum in Phoenix gestohlen hatte. Bei der Arbeit schweiften ihre Gedanken zu Luther und Orson zurück.
    Sie stach auf jeden zwanzigmal mit dem künstlichen Blutegel ein, ehe sie zu dem Geräusch ihrer Schreie freudig zum Auto zurückhüpfte und Vollgas gab. Das Brüllen von Matt und Kenny glich jetzt dem Heulen einer Meute Wölfe, und Lucy erwiderte ihre Schreie begeistert. Sie beschleunigte rasant auf achtzig, hundert, hundertzwanzig Stundenkilometer, und im Licht der Taschenlampe sprangen die beiden Körper auf der Straße auf und ab, von Rücken auf Bäuche und wieder zurück, und sahen mit jeder verstreichenden Sekunde herrlicher aus. Die entzückenden Schreie drangen noch immer an Lucys Ohr. Sie konnte sie fast schmecken, als sie ohne Licht durch die Nacht raste. Jetzt hatte sie bereits hundertvierzig Sachen drauf und schoss über die vom Mond beleuchtete Straße, und der Wind wehte wie Gottes Atem durch die offenen Fenster.
    Sie schaffte acht Kilometer (niemand hatte zuvor so lange ausgehalten, eine Tatsache, die den hervorragend verarbeiteten Snowboardhelmen geschuldet war), ehe die abgeschabten Skelette endlich Ruhe gaben.
    Lucy entledigte sich der Überreste der beiden Jungs und fuhr die ganze Nacht hindurch. Ihr war, als ob sie eine ganze

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