Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
beobachtet hatte. Dann beschrieb er exakt meinen Traum und endete mit der Bemerkung: „Motorräder sind auf nassen Straßen gefährlich“ – die genau gleichen Wörter, die ich im Traum gesagt hatte.
Es ist hier nicht nötig, die Ähnlichkeiten in einer Tabelle aufzuzeigen. Sowohl im Traum als auch im physischen Ereignis ist die Straße nass vom Regen. Ein Motorradfahrer verliert kurzzeitig die Kontrolle über sein Fahrzeug, so dass es zwar schwankt, aber weiterfährt. Die identische Aussage wird gemacht. Aber hier glaube ich, dass es sich beim präkognitiven Ereignis in Wahrheit um das Gespräch mit meinem Schwiegervater handelte und nicht um den Unfall.
Ich habe diese beiden Träume erwähnt, weil es in beiden um einen Beinahe-Unfall geht. Es waren die einzigen derartigen Träume, die ich in jenem Jahr aufzeichnete, und die einzigen derartigen Ereignisse im Wachleben. Eine Zeitlang fragte ich mich, warum ich wohl eine so unbedeutende Episode wie einen auf einem Motorrad schwankenden Mann wahrnehmen sollte. Was für eine Verbindung könnte es da geben? Niemand, den wir kannten, besaß ein Motorrad, und weder ich noch mein Schwiegervater hatten die leiseste Ahnung, wer der Fahrer sein könnte. Ich hatte seit Jahren nicht mehr auf einem Motorrad gesessen und er auch nicht. Wir hatten uns noch nie zusammen über Motorräder unterhalten. Dann erinnerte ich mich plötzlich, dass Robs Vater als junger Mann Motorräder hatte. Es gab Familienfotos in einem alten Album, auf denen er stolz neben einem Motorrad stand, als er Robs Mutter den Hof machte. Und vor Jahren war ich auf einem Motorrad von New York nach Kalifornien gefahren. So wurde die Verbindung also klarer: Es gab eine verborgene Assoziation im Geist von Robs Vater und in meinem, eine emotional geteilte Erfahrung, die uns für ein Interesse an Motorrädern „anfällig“ machte.
Träumend oder wach – wir nehmen nur Ereignisse wahr, die für uns von Bedeutung sind. Wenn die Bedeutung oder die Verbindung nicht klar ist, dann nur, weil wir so viel vor uns selbst verbergen. Das stimmt sowohl für die normale als auch für übersinnliche Wahrnehmung. Wir funktionieren emotional. Unterhalb von Wort und Logik gibt es emotionale Verbindungen, die zu einem großen Ausmaß regeln, wie wir unsere Wörter und Logik gebrauchen. Das Studium der Träume, besonders der präkognitiven, kann uns diese innerlichen Vorgänge zeigen, die uns auf die Erfahrung bestimmter Arten von Ereignissen hin konditionieren.
Die beiden folgenden Träume bestürzten, verblüfften und faszinierten mich. Beide enthalten unbewusste Verzerrungen und starke präkognitive Elemente, die mit anderem Traummaterial verwoben sind. Diese Traumart kann uns mehr darüber sagen, wie wir präkognitive Informationen interpretieren und erhalten als Träume, in denen die vorhergesehenen und die physischen Geschehnisse identisch sind.
Traum drei, 15. Oktober 1966
Dieser Traum war in Wirklichkeit eine Serie von vier kurzen Sequenzen. In der ersten sah ich eine junge dunkelhäutige und eine junge hellhäutige Frau an der Ecke von Walnut- und Water-Street. Sie hängten Kleider auf und ich applaudierte ihnen.
Als nächstes sah ich mich in einer Schule unterrichten – kein ungewöhnlicher Traum angesichts der Tatsache, dass ich in jenem Herbst als Aushilfslehrerin an der Gemeindeschule arbeitete.
In der dritten Sequenz hatte ich eine lange Diskussion mit der hellhäutigen Frau der ersten Episode, und es war noch eine Gruppe anderer Frauen anwesend.
Dann veränderte sich die Szene erneut. Die hellhäutige Frau telefonierte. Sie deutete mir an, dass es sich beim Anrufer um ihren Mann handelte, der außerhalb der Stadt war. Er sagte ihr, dass sie wegziehen müssten. Es war ihr sehr unangenehm, da sie keine Zeit haben würde, der Schule und dem Vermieter rechtzeitig Bescheid zu geben. Dann lachte sie ins Telefon und sagte in gespieltem Unglauben: „Was?“ Zur gleichen Zeit sah ich mit meinem geistigen Auge ein Bild des Hauses, in das sie umziehen würde. Es erinnerte mich an das Haus von Dr. C auf dem Land.
Anmerkungen: Am nächsten Morgen schrieb ich den Traum auf und fragte mich, was in aller Welt er wohl bedeuten könnte. Am 17. Oktober, zwei Tage später, wurde ich von der Schule aufgeboten. Es war erst mein zweiter Einsatz als Ersatzlehrerin, und ich wusste jeweils erst eine Stunde oder so vor Schulbeginn, ob ich arbeiten musste. Da ich noch nie an der betreffenden Schule gewesen war, machte ich mich
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