Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)

früh auf den Weg.
    In der Eingangshalle traf ich zu meiner Überraschung Anna Taylor. Sie wohnte in einer Wohnung gleich an der Ecke von Walnut- und Water-Street, aber sie war keine enge Freundin – kaum eine Bekannte – und wir sahen sie nur selten. Ich wusste, dass sie Lehrerin war, hatte aber nicht die leiseste Ahnung, an welcher Schule. Als sie mich sah, lachte sie laut auf, und ich fragte: „Was? Was?“, in einem Ton stark gespielten Unglaubens – gerade so wie die Frau im Traum. Sie wusste nicht, dass ich unterrichtete und sie war eben erst an diese Schule versetzt worden.
    Sofort erzählte sie mir, dass ihr Mann sie zwei Tage zuvor angerufen und ihr gesagt hatte, dass sie umziehen müssten. Er war außerhalb der Stadt und hatte gerade erfahren, dass er in ein anderes Gebiet versetzt würde. Anna sagte, das sei ihr sehr unangenehm, da sie sehr rasch wegziehen müssten und sie keine Zeit haben würde, termingerecht zu kündigen.
    Zur Mittagszeit trafen wir uns im Lehrerzimmer, wo wir mit einer Gruppe von Frauen aßen. Auch eine hübsche, dunkelhäutige junge Frau war dabei, die besonders intelligent war. An dieser Stelle erzählte mir Anna, dass sie und ihr Mann in der Gegend von Albany, New York, nach einem Haus suchten. Später zeigte sie mir während einer Freistunde ihr Schulzimmer der Erstklässer und wies insbesondere auf die Garderobe hin und auf die Schwierigkeiten, die auftraten, wenn sie den Kindern helfen musste, ihre Kleider aufzuhängen.
    Nach der Schule ging ich nach Hause und setzte mich hin, um eine Tasse Kaffee zu trinken, als das Telefon läutete. Es war Anna, die anrief, um mir zu erzählen, dass ihr Mann sie eben angerufen hatte um zu sagen, dass er definitiv ein Haus in Albany gemietet hatte. Es war das erste Mal seit vier Monaten gewesen, dass ich Anna getroffen und das erste Mal überhaupt, dass wir miteinander telefoniert hatten.
    In einem Traum, der so mit eindeutig präkognitiven Elementen und Episoden gemischt war, die nicht zu passen schienen, hilft mir eine einfache Tabelle, die Situation klarer zu sehen. Hier folgt also die Liste der Ähnlichkeiten zwischen den physischen Elementen und den Traumgeschehnissen, die ich an jenem Nachmittag aufstellte, als ich versuchte, den Traum zu überprüfen:
    Ähnlichkeiten zwischen Traum drei und dem physischen Ereignis
    Der Traum ereignete sich am 15. Oktober 1966, das physische Ereignis am 17. Oktober 1966.
     
Ich treffe gleichzeitig eine junge dunkelhäutige Frau und eine junge hellhäutige Frau. / Ja. Sie sind beide in der Gruppe während des Mittagessens.
An der Ecke von Water- und Walnut-Street. / Nein. Aber Anna wohnt gleich an der Ecke.
Ich unterrichte. / Ja.
Die Frau sagt, dass sie wegzieht. / Ja.
Ihr Mann hat es ihr gerade gesagt. / Ja.
Es ist ihr unangenehm, da sie nur kurzfristig kündigen kann. / Ja.
Sie sagt: „Was?“ und lacht ungläubig ins Telefon, während ich zuhöre. / Sie erzählt mir das in der Halle auf die gleiche Art, lachend.
Sie telefoniert. / Ja.
Sie zieht in ein großes Haus um. / Ja.
Ihr neues Haus erinnert mich an das Haus von Dr. C. auf dem Land. / Ihre Wohnung ist nur drei Türen vom Büro von Dr. C. entfernt.
    Ich schrieb diese Liste auf und schaute sie an. Warum hatte ich Anna im Traum nicht gekannt? Und warum die Episode, in der ich sie im Garten Wäsche aufhängen sah? Ich hatte zuvor noch nie von Anna geträumt. Warum jetzt? Dann fiel mir plötzlich die Antwort ein. Anna selbst war nicht wirklich wichtig für mich. Die eigentliche Information war, dass ihre Wohnung im Haus gleich in der Nähe an der Ecke frei werden würde. Die Kleidersequenz war falsch, da niemand wirklich Kleider aufhängte. Aber symbolisch stimmte sie. Im Traum hängten die Frauen im Garten Kleider auf … und Anna zeigte mir die Garderobe der Kinder in der Schule und sprach über Kleider. Annas Nachname war Taylor (Anm. d. Ü.: Tailor = Schneider.) Ein Schneider ist jemand, der mit Kleidern zu tun hat. Ich glaube, ich hatte den Namen die ganze Zeit gewusst, und im Traum hatte ich ihn in eine Aktion übersetzt; die Kleiderepisode würde daher tatsächlich Anna identifiziert und das Geschehnis vorausgesehen haben, in welchem sie mir die Kleidergarderobe zeigte. Ich saß da und lachte einfach. Träume können solche Scharaden sein, in denen wir Wörter eher spielen, als dass wir sie sehen oder aussprechen. Seit diesem Traum achte ich stets auf solche gespielten Darstellungen, und in vielen Fällen habe ich auch Hinweise entdeckt,