Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
nicht, wenn kein Wind vorhanden ist. Sie wird auch nicht steif und stoppt damit auch nicht den Nährstofffluss zur Baumspitze, aus Angst, der dumme Baum könne – nicht wissend, was er tut – mit seiner Krone an den Himmel stoßen.
Auch das Ego sollte sich nicht so verhalten, dass es sich inmitten von klarem und sonnigem Wetter an vergangene Stürme erinnert und auf diese reagiert. Du kannst diese Analogie verstehen, Joseph. Du weißt, dass eine solche Borke für den Baum den Tod bedeuten würde. Was du aber noch erkennen musst, ist, dass das Gleiche auch für jedes Individuum und das Ego gilt. Es gilt auch für dich. Und Ruburt muss lernen, dass es genauso lächerlich ist, sich so zu verhalten, als ob ein Sommertag herrsche, während es schneit. Der Baum besitzt genügend Verstand, um nicht inmitten eines Schneesturms Blüten treiben zu lassen.
Manchmal hast du, Joseph, den Fähigkeiten deines Egos, dich zu beschützen, nicht vertraut… Du hast es in Ängste gedrängt, so dass es beim Versuch, dich zu beschützen, überkompensierte, was dazu führte, dass es dich beinahe erstickte. Möchtest du dich in den Schaukelstuhl setzen?
„Nein, ich bin okay“, sagte Rob.
Ein großer Teil der Sitzung war für ihn bestimmt gewesen. Sitzend machte er Notizen, während Seth diktierte und hielt gelegentlich inne, um ihn anzuschauen, wenn er etwas besonders unterstrich. Die Sitzung dauerte bis fast 1.00 Uhr. Den Rest nahm eine Analyse der vergangenen zehn Jahre ein und war an uns beide gerichtet. Das alles war übrigens faszinierend und voller psychologischer Einsichten, die uns beiden sehr halfen.
Aber als ich die Sitzung las, dachte ich an Rob, wie er so dasaß und sich anhörte, was ich als Kritik betrachtete, während seine Frau im Zimmer umherging und ihm in einer anderen Stimme einer angeblich anderen unsichtbaren Person „Vorhaltungen“ machte. „Ich habe Angst, dass es sich nur um einen psychologischen Trick handelt“, sagte ich. „Ich meine, angenommen, das ist wirklich das, was ich unterbewusst denke – die Vorstellung, dass dein Ego manchmal zu steif ist und dich abkapselt. Dann nehme ich einfach eine andere Persönlichkeit an, um es dir zu sagen. Dann wäre ich nicht verantwortlich und du könntest mir nicht widersprechen.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte Rob.
„Wer weiß? Ich wüsste es natürlich nicht, wenn es so wäre. Ich wäre die letzte, die das erkennen würde.“
„Realisierst du, dass die ganze Sitzung mehr psychologische Einsichten für mich und mehr Hinweise auf mein Verhalten enthält, als ich jemals auf irgendeine Art bekommen habe?“ Rob grinste. „Wenn es mich nicht stört, weiß ich nicht, warum es dich stören sollte.“
Und ich musst verlegen zurücklächeln. „Solange Seth über philosophische Dinge spricht, stört es mich nicht, nehme ich an. Aber wenn er anfängt, auf uns und unsere persönlichen Gewohnheiten und Verhaltensmuster einzugehen, dann wird es etwas eng.“
„Ich nehme an, das ist nur normal“, sagte Rob. „Stört es dich so sehr?“
„Uh-huh. Nicht wirklich,“ sagte ich. Aber wenigstens am Anfang war ich es nicht gewohnt, psychologische Analysen, die von einer unsichtbaren Persönlichkeit – oder sonst jemandem – an Rob und mich gerichtet waren, zu untersuchen. Heute fragen wir uns, wie es uns überhaupt möglich war, ohne all das Wissen, das wir über die Jahre hinweg von Seth erhielten, wirksam zu handeln.
Das Material über Bäume faszinierte mich aber. Die Vegetation war nicht nur lebendig, sondern bewusst . Und doch war, auf seltsame Weise, auch die Welt in einer Trance. Die Sitzung regte das folgende Gedicht an, das ich ein paar Tage danach schrieb.
Die Bäume im Wald
Die Bäume im Wald
Steh‘n geheim und still,
Ihre Stimmen schwebend
In den Lungen der Blätter,
Die nur wispern können
Von ruhenden Träumen,
Atmend nur ein Mal
In tausend Jahren.
Tief ist der Schlaf
Von Moos und Kiesel.
Lang ist die Trance
Von Gras und Weide.
Schritte kommen und Schritte gehen,
Aber kein Ton durchdringt
Die grünäugige Trance.
KAPITEL 7
Die inneren Sinne
Mehr über mentale Enzyme
Auszüge aus den Sitzungen 19 und 20
Hie und da brütete ich über die Malba-Bronson-Episode. War das ein echter Kontakt mit dem inneren Universum oder unbewusste Schauspielerei gewesen? Zu diesem Zeitpunkt hatten die Seth-Sitzungen selbst gerade mal seit eineinhalb Monaten stattgefunden. Wir hatten außer dem Material, das uns in jener frühen
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