Seuchenschiff
entschuldige mich dafür, dass ich Ihnen die Augen habe verbinden lassen, aber es gibt in diesem Schiff sensible Bereiche …« Er grinste innerlich, während Eric und Mark darum wetteiferten, wer von ihnen den Stuhl für Jannike zurechtschieben durfte.
»Sie und Ihre Leute haben mir das Leben gerettet, Kapitän. Ich würde mich Ihren Wünschen niemals widersetzen.« Ihre Stimme und ihr Akzent hatten einen reizvollen, leicht lispelnden Klang, der alle drei Männer völlig in seinen Bann zog. »Ich bin nur dankbar, dass ich für eine Weile mein Bett verlassen durfte.«
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Linda.
»Viel besser. Danke der Nachfrage. Dr. Huxley hat es geschafft, mein Asthma unter Kontrolle zu bekommen, daher hatte ich keine weiteren Anfälle mehr.«
Eric gewann den Zweikampf, darum durfte er zu ihrer Linken Platz nehmen. Mark funkelte ihn wütend an, während er um den Tisch herumging, um sich neben Linda zu setzen.
»Unglücklicherweise gab es ein kleines Kommunikationsproblem mit der Küchenmannschaft.« Kaum hatte Cabrillo die Worte ausgesprochen, kamen Kellner mit Tabletts, angeführt von Maurice, aus der Küche. Der Chefsteward der
Oregon
machte Juan für diesen Fauxpas verantwortlich. »Aus irgendeinem Grund«, fuhr Juan fort und schaute Maurice vielsagend an, »waren sie der Meinung, dass Sie aus Dänemark und nicht aus Norwegen stammen. Sie wollten einige Ihrer traditionellen Speisen zubereiten, jedoch ist es eine traditionelle dänische Mahlzeit geworden.«
»Das ist äußerst aufmerksam von Ihnen allen«, sagte Janni lächelnd. »Und die beiden Küchen sind einander so ähnlich, dass es mir noch nicht einmal auffallen wird.«
»Haben Sie das gehört, Maurice?«
»Habe ich nicht.«
»Ich glaube, es gibt Hering«, sagte Juan, »die traditionelle Vorspeise vor jeder Mahlzeit. Darauf folgen
fiskeboller –
Fischklößchen, wenn ich es richtig verstanden habe. Danach haben wir Lendenbraten vom Schwein mit Rotkohl und Bratkartoffeln. Zum Nachtisch erwarten uns
pandekager –
das sind Pfannkuchen mit Eiskrem und heißer Schokolade – oder
riz à l’amande.
«
Bei dieser Ankündigung begann Jannis Gesicht zu strahlen. »Das ist ein Reisdessert«, erklärte sie den anderen, »mit einer Kirschsoße. Mein Lieblingsnachtisch. Den gibt es auch bei uns.«
»Kommen Sie aus Oslo?«, fragte Linda, während die ersten Schüsseln auf das Leinentischtuch gestellt wurden.
»Ich bin dorthin gezogen, nachdem meine Eltern starben, aber geboren wurde ich hoch oben im Norden, in einem kleinen Fischerdorf namens Honningsvad.«
Das erklärte ihre etwas dunklere Hautfarbe, dachte Juan. Die eingeborenen Lappen hatten ebenso wie die Inuit in Alaska oder die Eingeborenen auf Grönland als Schutz vor dem grellen Sonnenlicht, das vom Eis und vom Schnee reflektiert wurde, eine dunklere Hautfarbe entwickelt. Also musste sie Eingeborenenblut in den Adern haben.
Ehe er eine diesbezügliche Frage stellen konnte, entdeckte er Hali Kasim im Eingang zum Speisesaal. Sein Haar stand seitlich in Büscheln vom Kopf ab, und sogar auf diese Entfernung konnte Juan die dunklen Schatten unter seinen Augen und die Erschöpfung erkennen, die ihn aussehen ließ, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen. Juan erhob sich. »Würdet ihr mich kurz entschuldigen?«
Er erreichte seinen Kommunikationsspezialisten. »Du hast schon mal besser ausgesehen.«
»Und ich habe mich auch schon besser gefühlt«, gab Hali zu. »Du sagtest doch, du wolltest das Resultat meiner Bemühungen, das Rauschen wegzufiltern, das unsere Wanze blockiert hat, sobald ich damit fertig wäre. Nun, hier ist es.« Er reichte Juan einen Bogen Papier. »Ich habe sogar den Klangmixer benutzt, den Mark in seiner Kabine hat. Das hier ist alles, was ich herausholen konnte. Tut mir leid. Die Zahlen in den Klammern sind die Zeitspannen zwischen den Worten.«
ICH WILL NICHT … (1:23) JA … (3:57) ÜBER DONNA SKY … (1:17) (AKT)IVIERE DEN EEL LEF … (:24) SCHLÜSSEL … (1:12) MOR(GEN) … (3:38) DAS WIRD NICHT … (:43) EINE MI(NUTE) … (6:50) BYE.(1:12)
»Das ist alles?« Juan bemühte sich, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Das ist alles. Es gibt einige nicht identifizierbare Geräusche, die der Computer analysiert hat. Er wollte für die Richtigkeit seiner Deutung eine Wahrscheinlichkeit von nicht mehr als zehn Prozent nennen. Verdammt, bei Donna Skys Namen gab er sich mit vierzig Prozent zufrieden, obwohl ich ganz sicher bin, dass es
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