Seuchenschiff
stürzen.«
Juan sagte es so laut, dass Maurice, der sich in der Nähe der Küchentür aufhielt, es hören konnte.
Die Miene des Stewards verfinsterte sich sichtlich.
20
Eddie lehnte sich an die Rückwand der Liftkabine, als sie im Foyer anhielt. Max stand rechts von ihm. Während sich die Türen öffneten, stieß er sich von der Wand ab, als zwei Fremde in Straßenanzügen hereindrängten. Eddie dachte sich nichts bei dieser Demonstration krasser Unhöflichkeit, während die Männer mit ihm auf Tuchfühlung kamen. Dann spürte er, wie einer von ihnen in sein Jackett griff und Anstalten machte, die Beretta aus seinem Schulterhalfter herauszuziehen. Er drehte sich halb um, wollte schon darauf reagieren, doch die Mündung einer Pistole mit Schalldämpfer wurde zwischen seine Augen gedrückt. Max wurde genauso schnell entwaffnet. Das Ganze hatte kaum zwei Sekunden gedauert.
»Wenn sich auch nur einer von euch bewegt, seid ihr tot«, sagte der größere der beiden Männer. Sein Englisch hatte einen Akzent.
Die engen Räumlichkeiten schränkten Eddie Sengs Möglichkeiten ein, seine asiatischen Kampftechniken in vollem Umfang zu nutzen, was aber nicht bedeutete, dass er sich überhaupt nicht wehren würde. Er spannte sich, und der Mann mit der Pistole schien es irgendwie zu spüren. Die Pistole wurde in Max’ Bauch gerammt, so dass er explosionsartig ausatmen musste.
»Das ist die letzte Warnung.«
Die Türen schlossen sich flüsterleise, und die Liftkabine fuhr wieder nach oben.
Während Max mühsam nach Luft rang, um seine Lungen zu füllen, gingen Eddie eine ganze Reihe von Gedanken durch den Kopf. Er fragte sich, wie man sie so einfach und schnell hatte aufspüren können, und ob er seinen Verdacht äußern sollte, dass sie es mit Zelimir Kovac zu tun hatten, dem Mann, der die Wanze entdeckt hatte, die Juan im Zentrum der Responsivisten zurückgelassen hatte. Außerdem fragte er sich, weshalb Kyle Hanley den Responsivisten so wichtig war, dass sie ein solches Risiko eingingen, um ihn zurückzuholen. Es ergab alles keinen Sinn.
»Sie werden mich schon töten müssen«, brachte Max schließlich hervor. »Sie werden meinen Sohn nicht mehr in die Finger kriegen, Kovac.«
Der Serbe schien überrascht, dass Max seinen Namen kannte, aber diese Reaktion verflog sehr schnell. Er musste zu dem Schluss gekommen sein, dass sie den Namen auf dem Tonband gehört hatten, das mit Hilfe der Wanze angefertigt worden war. Trotz seiner vierschrötigen Erscheinung war Kovac nicht dumm, wie Eddie schnell erkannte.
»Darauf wird es höchstwahrscheinlich hinauslaufen«, gab Kovac zu.
Aber nicht, bevor du nicht weißt, wer wir sind,
sagte sich Eddie,
und wie viel wir schon wissen.
Viel war es nicht, aber es war immer noch besser als nichts. Wenn er an Kovacs Stelle wäre, würde er wissen wollen, wie tief die Gegenseite in das Sicherheitssystem der Responsivisten eingedrungen war. Wie viel Zeitgewinn ihnen das einbrächte, hing davon ab, wie sie verhört würden. Und was sie mit dieser Zeit anfangen könnten, war ein ganz anderes Thema. Er und Max waren allein auf sich gestellt. Es gäbe keine Rettung von außen, und das Hotelpersonal war sicher längst darüber informiert worden, dass die Gäste in der Suite im obersten Stockwerk auf keinen Fall gestört werden dürften.
Als der Fahrstuhl endlich im sechsten Stock anhielt, war Eddie zu der deprimierenden Erkenntnis gelangt, dass Kovac sie eingesackt hatte.
Das bedeutete, dass er und Max sich trennen mussten, wenn sie lebend aus dieser Geschichte herauskommen wollten. Max war während seiner besten Tage einer der effektivsten Soldaten gewesen, und Eddie stellte ihn mit Juan auf eine Stufe, wenn es um Raffinesse und Cleverness ging. Aber er war für eine Flucht physisch einfach nicht fit genug, und da das Schicksal seines Sohnes auf dem Spiel stand, hatte er auch emotional nicht die richtige Einstellung für einen solchen Akt. Die Fahrstuhltür glitt auf. Kovac und sein stummer Partner traten zurück und bedeuteten Eddie und Max mit einer Bewegung ihrer Waffen, dass sie vor ihnen hergehen sollten. Die beiden Angehörigen der Corporation wechselten einen Blick, der jedem von ihnen klar machte, dass sich ihre Gedanken in der gleichen Richtung bewegt hatten und sie zur gleichen Schlussfolgerung gelangt waren. Ein kurzes Zucken von Max’ Augen und ein kaum wahrnehmbares Kopfnicken sagten Eddie, dass Max sich darüber im Klaren war, dass jeder für sich versuchen musste, sich aus
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