Seuchenschiff
sich an ihn. Juan rechnete es ihm hoch an, dass er darauf verzichtete, Mark Murphy triumphierend anzugrinsen.
Julia Huxley ließ die Gabel fallen und legte ihre Serviette auf den Tisch, während sie sich erhob. Nur Sekunden später stand sie neben Janni. »Das ist genug Aufregung für einen Abend. Kommen Sie, ich bringe Sie ins Krankenrevier zurück.« Sie half der leidgeprüften jungen Frau aufzustehen.
Mark und Eric machten Anstalten, ihrer Angebeteten zu Hilfe zu eilen.
»Gentlemen«, sagte Juan mit einem warnenden Tonfall, und sie sanken resignierend auf ihre Stühle zurück. »Dies ist wohl kaum der richtige Ort oder der richtige Zeitpunkt …«
»Jawohl, Chef«, sagten sie unisono wie Lausbuben, die auf frischer Tat ertappt worden waren. Hätte sich Juan nicht intensiv mit den Informationen beschäftigt, die er während der wenigen vorangegangenen Minuten erhalten hatte, er wäre um einiges nachsichtiger gewesen und hätte auf ihr Verhalten mit einem Lächeln reagiert.
Nun setzte er sich wieder auf seinen Platz und wandte seine Aufmerksamkeit Linda Ross zu. »Deine Mission ist gestrichen.«
»Wie bitte? Weshalb?«
»Ich lasse dich dieses Anwesen nicht unbewaffnet betreten, während Kovac sich dort aufhält.«
Sie funkelte ihn erbost an. »Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.«
»Keine Diskussion«, sagte Juan mit harter Stimme. »Wenn ich es recht betrachte, so ist Kovac ein Massenmörder unglaublichen Ausmaßes. Du gehst auf keinen Fall in dieses Zentrum. Basta. Hali hat unsere Aufnahme intensiv analysiert, und Donna Skys Name tauchte in einem Gespräch zwischen Martell und Thomas Severance auf. Wir wissen, dass sie Responsivistin ist und vielleicht über Informationen verfügt, was hinter den Kulissen vorgeht. Über sie werden wir etwas über ihre Pläne erfahren.«
»Wenn sie zu den fanatischen Gläubigen gehört, wird sie wohl kaum mit uns reden«, gab Linda zu bedenken.
»Sie ist Schauspielerin und keine ausgebildete Agentin. Fünf Minuten mit ihr, und sie erzählt einem alles, was man wissen will. Wir müssen sie nur finden und an sie herankommen.«
»Sie ist vor Kurzem wegen Dreharbeiten für einen neuen Film nach Deutschland geflogen.«
Cabrillo war überrascht, dass Linda mit solchen Informationen aufwarten konnte. Er runzelte die Stirn.
Seine stellvertretende Chefin für landgestützte Operationen errötete unter ihren Sommersprossen wie ein Schulmädchen. »Was soll ich sagen – ich bin nun mal ganz wild auf jeden Hollywood-Klatsch.«
Eric Stone beugte sich vor. »Was das An-sie-Herankommen betrifft, da habe ich eine Idee. Kevin Nixon hat einige Jahre lang in Hollywood gearbeitet, ehe er zu uns kam. Bestimmt kennt er jemanden, der irgendwelche Beziehungen hat, die uns nützen können.«
Nixon hatte bei einem der großen Studios als Experte für Spezialeffekte und als Maskenbildner gearbeitet und war sogar für einen Oscar nominiert worden. Er hatte dem Filmbusiness den Rücken gekehrt, nachdem seine Schwester während des Attentats auf die Türme des World Trade Centers ums Leben gekommen war. Dann hatte er der CIA seine einzigartigen Talente angeboten, doch Cabrillo hatte ihn schließlich der Agency abgejagt.
»Eine gute Idee. Wenn er es schafft, sich auf dem Set an sie heranzumachen, erfahren wir vielleicht, was eigentlich im Gange ist.«
»Ich will nicht unbedingt die Unke spielen, aber was ist, wenn sie überhaupt nichts weiß?«
»Drück die Daumen, dass sie doch etwas weiß, denn ich werde niemanden in dieses Responsivisten-Zentrum schicken.«
»Apropos Leute irgendwohin schicken: Soll ich dich auf die Philippinen begleiten?«
»Nein, Mark. Danke für das Angebot, aber ich nehme Linc mit.«
»So wie du uns in der Weltgeschichte verteilst, macht uns das ziemlich angreifbar, meinst du nicht, Juan?«, bemerkte Eric betont beiläufig.
Cabrillo konnte dem nicht widersprechen. »Natürlich fällt Max für den aktiven Dienst aus, solange er es für nötig hält. Aber Eddie kommt an dem Tag, nachdem wir in Monaco eingelaufen sind, aus Rom zurück. Damit stehen vier unserer Top-Leute inklusive Julia zur Verfügung. Du, Linda, bist nicht länger als einen oder zwei Tage unterwegs, und Linc und ich werden innerhalb von drei Tagen wieder zurück sein. Außerdem ist dieser Überwachungsjob einigermaßen simpel und im Wesentlichen passiv, daher mache ich mir keine großen Sorgen. So, und jetzt sollten wir uns endlich auf unsere traditionelle dänische Mahlzeit
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