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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kragen. Die Manschettenknöpfe bestanden aus kleinen Kompassen, und seine Schuhe waren aus italienischem Leder gefertigt. Linda Ross, die ihm am Tisch gegenübersaß, war mit einer Cargohose und einem schwarzen T-Shirt bekleidet, und auch ohne Make-up strahlte ihre Haut im Kerzenschein, der die Sommersprossen auf ihren Wangen und um ihre Nase herum deutlich hervortreten ließ.
    Juan drehte den Stiel seines Weinglases zwischen den Fingern und trank genussvoll einen Schluck. »Wenn Maurice seine Leute ein ganz besonderes Diner zubereiten lässt, dann könntest du wenigstens in angemessener Garderobe erscheinen.«
    Linda bestrich eine Scheibe immer noch warmen Brotes reichlich mit ungesalzener Butter. »Ich bin mit Brüdern aufgewachsen. Dabei habe ich gelernt, schnell zu essen und so oft, wie es etwas zu essen gibt. Anderenfalls wäre ich hungrig geblieben.«
    »War es so schlimm?«
    »Hast du schon mal einen dieser Tierfilme gesehen, in denen Haie in einen Fressrausch verfallen oder ein Wolfsrudel ein Reh erlegt? Mein ältester Bruder, Tony, hat uns sogar manchmal angeknurrt.« Bei dieser Erinnerung lächelte sie.
    »Meine Eltern haben stets großen Wert auf Tischmanieren gelegt«, sagte Juan. »Ich bekam schlimmsten Stress, wenn ich mich mit den Ellbogen aufstützte.«
    »Unsere einzige Regel besagte, dass Besteck ausschließlich für das Essen benutzt wird und nicht als Waffe.«
    »Bist du dir wegen morgen ganz sicher?«, fragte Juan und kam damit auf die Arbeit zurück. Selbst in dieser luxuriösen Umgebung ließen sich die gelegentlich hässlichen Begleitumstände ihres Gewerbes niemals vollständig verdrängen.
    »Ich habe den ganzen Tag gepaukt. Ich bin vielleicht noch nicht in der Lage, eine Versammlung der Responsivisten zu leiten, aber in einer Diskussion mit einem von ihnen müsste ich eigentlich ganz gut mithalten können. Eins muss ich zugeben: Je mehr ich über diesen Verein erfahre, desto unheimlicher wird er mir. Wie jemand imstande ist, fest daran zu glauben, dass eine fremde Intelligenz aus einem Paralleluniversum unser Leben kontrollieren kann, ist mir völlig schleierhaft.«
    »Leben und leben lassen, denke ich«, sagte Juan. Er hatte immer schon die Auffassung vertreten, dass – solange es andere Menschen nicht einengte oder verletzte – die Glaubenssysteme der Menschen ihre ganz persönliche Angelegenheit waren, und dass niemand das Recht hatte, darüber zu urteilen. »Du weißt, dass ihr Sicherheitsdienst nach dem, was wir uns ihnen gegenüber erlaubt haben, zu besonderer Wachsamkeit aufgerufen ist.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Vielleicht lassen sie mich noch nicht einmal rein, aber ich denke, es lohnt sich, ein Risiko einzugehen.«
    Juan wollte soeben etwas darauf erwidern, als vier Personen im Eingang zum Speisesaal erschienen. Julia Huxley trug wie immer ihren weißen Laborkittel, während Mark Murphy und Eric Stone, die sie in die Mitte genommen hatten, erstaunlich herausgeputzt wirkten. Beide trugen Sportsakkos und Krawatten, obgleich die Schöße von Marks Oberhemd aus der Hose gerutscht waren. Erics frühere Zugehörigkeit zur Navy hatte ihm zwar zu einem Gespür für korrektes Benehmen verholfen, aber er fühlte sich in seinen Kleidern sichtlich unwohl. Doch vielleicht war es auch die vierte Person in ihrer Runde, die bei ihm Unbehagen auslöste.
    Julia band den Schal um Jannike Dahls Augen los, der verhindert hatte, dass sie außer der Krankenstation und nun auch der Messe einen anderen Ort im Schiff zu Gesicht bekam. Juan hatte nachgegeben und ihr einen kleinen Urlaub von der Krankenstation gestattet, hatte jedoch auf der Augenbinde bestanden. Janni trug ein Kleid aus Kevin Nixons Zauberladen, und trotz ihres angegriffenen Zustands konnte Juan verstehen, weshalb die jungen Masters Stone und Murphy in einen derartigen Zustand geistiger Verwirrung fallen konnten. Sie war eine reizende, zerbrechlich wirkende junge Frau, die selbst dem abgebrühtesten Zeitgenossen die Sprache verschlagen konnte. Nun, da sie ihre durch die lange Krankheit hervorgerufene Blässe verloren hatte, war ihre normalerweise leicht dunkle Hautfarbe wieder zurückgekehrt. Ihr Haar war eine Woge schimmernden Obsidians, die sich von ihrem Kopf bis auf ihre nackten Schultern ergoss.
    Er sprang sofort auf, als sich die vier näherten. »Miss Dahl, Sie sehen sensationell aus.«
    »Ich danke Ihnen, Kapitän Cabrillo«, erwiderte sie, während sie weiterhin darum bemüht war, sich in dem Raum zurechtzufinden.
    »Ich

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