Seuchenschiff
hatte, beugte sich Julia zu ihm vor und säuselte ihm ein »Herzlichen Glückwunsch« ins Ohr. Zuerst erschrak er, lächelte aber dann, als er feststellte, wie gut Hux aussah.
Sie tat es noch einmal, als ein anderer Spieler einen Treffer landete, und plötzlich war ihre Anwesenheit nicht mehr die einer Fremden – nun gehörte sie schon zum Spielerkreis. Dann legte sie einen kleinen Betrag auf den Chipstapel des zweiten Spielers, so dass – wenn er gewann – sie es ebenfalls tat.
Als er nicht gewann, entschuldigte er sich, aber Julia zuckte nur die Achseln, als wollte sie sagen, es sei nicht so wichtig.
Sie gab dann al-Asim ein Zeichen, mit dem sie wortlos um Erlaubnis bat, mit ihm mitzusetzen. Er nickte, und als sie ihren Einsatz über den Tisch reichte, stützte sie sich mit ihrer Hand direkt neben seinem Glas auf, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Als sie sich aufrichtete, stieß sie sein Glas beinahe um. Sie fing es aber auf, ehe etwas herausspritzte, ließ die beiden Pillen hineinfallen und stellte das Glas zurück auf seinen Untersatz.
Die Pillen enthielten eine homöopathische Substanz, die Süchtige auf Bewährung benutzen, um vor einem Test Drogenspuren aus ihrem Organismus zu entfernen und eine Verkürzung ihrer Gefängnisstrafe zu erreichen. Julia hatte die Zusammensetzung untersucht und festgestellt, dass sie zwar gar nicht auf die gewünschte Art und Weise wirkte, jedoch die Nebenwirkung hatte, beim Konsumenten einen verstärkten Harndrang auszulösen. Al-Asim damit zu traktieren, war ihre Methode, ihn in die Toilette des Kasinos zu locken, wenn es ihnen am besten passte und nicht, wenn er gerade Lust dazu hatte.
Al-Asim schöpfte nicht den geringsten Verdacht. Er machte sein Spiel und gewann. Ein wölfisches Grinsen lag auf seinem Gesicht, während er Julia ihren Gewinn reichte.
»Merci, Monsieur«
, sagte sie. Dann spielte sie ein weiteres Mal mit einem anderen Spieler, verlor – und verließ den Spieltisch. Als sie aus dem Spielsaal hinausging und ins Atrium zurückkehrte, rief sie Cabrillo an, um ihm Bescheid zu sagen, dass es erledigt sei.
»Okay, such dir einen Platz, um ihn zu beobachten, und gib uns durch, wann er zur Toilette will. Dann sieh zu, dass du zum Bootshafen zurückkehrst«, befahl Juan, während er zur Herrentoilette eilte, die dem
Salon de
l’Europe
am nächsten war. »Mike, du und Ski, ihr solltet jetzt auf Position gehen.«
»Schon unterwegs.«
Nur ein kurzes Stück von der Toilette entfernt war eine Tür, die zu den Servicekorridoren des Gebäudes führte, damit die Gäste nicht durch den Anblick von Haustechnikern oder Kellnern mit vollen oder leeren Getränketabletts gestört wurden. Juan wartete nur einen kurzen Moment neben der Tür, bis sie einen Spaltbreit geöffnet wurde und Mike ihm die Flasche mit dem künstlichen Erbrochenen reichte. Juan ließ noch ein paar Minuten verstreichen, damit die Droge Zeit hatte, ihre Wirkung zu entfalten, ehe er die Toilette betrat.
Wie alles andere im Kasino war auch die Herrentoilette ein Traum aus Marmor und Gold. Ein Mann wusch sich soeben die Hände, als Cabrillo hereinkam, doch er ging hinaus, ehe Juan bis zu den Kabinen gelangte. Da niemand zugegen war, der ihn hätte belauschen können, brauchte er nicht so zu tun, als sei ihm schlecht. Er schüttete die Mischung lediglich auf den Fußboden und versteckte sich in einer Kabine.
Nur ein einziger Gast brauchte die Toilette zu betreten, um einen Kasinoangestellten herbeizurufen. Juan verstand nicht sehr viel Französisch, aber der entschiedene Tonfall des Angestellten ließ darauf schließen, dass der Hausservice sofort herbeigerufen würde. Er konnte sich vorstellen, wie der Angestellte zur nächsten Servicetür eilte, um die Hausmeisterei zu benachrichtigen, und zwei Serviceleute im Korridor entdeckte, die wirkten, als hätten sie bereits von dem Missgeschick erfahren.
Die Toilettentür wurde wieder geöffnet, und Juan hörte die Räder des Abfallbehälters quietschen, als er hereingeschoben wurde.
»Hallo, Freunde«, sagte er und trat aus seiner Kabine.
»Warum bekommen eigentlich immer nur wir die Edeljobs?«, fragte Mike mit grimmigem Spott.
»Weil du weißt, wie man einen Fußboden auf Hochglanz bringt.«
Die Tür ging wieder auf. Ski stand schon bereit, um den Gast mit einem verständnisheischenden Kopfnicken zum verschmutzten Fußboden hin, der soeben gesäubert wurde, um ein wenig Geduld zu bitten.
»Er ist gerade aufgestanden«, gab Julia an Cabrillo
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