Seuchenschiff
durch. »Er dürfte der Nächste sein, der die Toilette betritt.«
»Verstanden. Bis später.« Juan zog sich in seine Kabine zurück.
Als die Tür aufschwang, ließ Ski al-Asim ungehindert hereinkommen. Der Araber verzog bei dem Geruch das Gesicht, doch sein Bedürfnis war größer als sein Ekel, und er rannte praktisch zu einem Urinal.
Cabrillo wartete, bis er fertig war, ehe er leise hinter ihn trat. Al-Asim spürte seine Gegenwart im letzten Moment und fuhr herum. Seine Augen weiteten sich beim Anblick seines identischen Zwillings, aber ehe er begriff, was mit ihm geschah, stieß ihm Juan die Injektionsnadel in den Hals und drückte den Kolben herab. Al-Asim wollte aufschreien, daher presste ihm Juan eine Hand auf den Mund und hielt ihn fest, bis er ohnmächtig wurde.
Ski musste noch einem weiteren Gast den Zutritt zur Toilette verwehren, während Juan und Trono den terroristischen Finanzier in den großen Abfallbehälter steckten. Juan tauschte seine eigene Armbanduhr gegen die schlanke Movado aus, die al-Asim trug, und streifte sich dessen breiten Ring über einen Finger.
»Ich sollte mit Kerikov fertig sein, ehe er zu sich kommt«, sagte Juan und überprüfte seine äußere Erscheinung noch einmal im Spiegel. »Deponiert ihn an einem Ort, wo er für ein paar Stunden nicht gefunden werden kann, und kehrt mit Julia schnellstens auf die
Oregon
zurück.«
»In der Nähe der Laderampe befindet sich ein Geräteraum. Um diese Uhrzeit wird er nicht benutzt.« Mike beendete die Säuberung des Fußbodens, der nun wieder makellos glänzte, und stopfte den Mopp zurück in den Eimer.
»Wir sehen uns später.«
Juan kehrte an den Baccara-Tisch zurück, wo Kerikov soeben Karten auszuteilen begann.
»Fühlen Sie sich okay, mein Freund?«, erkundigte sich der Russe auf Englisch, der einzigen Sprache, in der er sich mit dem Araber verständigen konnte.
»Leichte Magenprobleme, Ivan. Nichts Schlimmes.« Cabrillo hatte sich mehrere Stunden mitgeschnittener Unterhaltung zwischen diesen beiden Männern angehört und wusste, wie sie miteinander redeten. Der Waffenhändler hatte an seine äußere Erscheinung keinen zweiten Blick verschwendet. Die Verkleidung war perfekt.
Sie spielten noch eine Dreiviertelstunde lang. Dabei benahm sich Juan, als verschlimmere sich sein Zustand, und dies zeigte sich auch in seinem Spiel. Er setzte nicht allzu vorsichtig und halbierte al-Asims Chipvorrat von fünfzigtausend Dollar im Handumdrehen.
»Ivan, es tut mir leid«, sagte er und legte sich eine Hand auf den Bauch. »Ich glaube, ich muss aufs Schiff zurück.«
»Brauchen Sie einen Arzt?«
»So ernst ist es sicher nicht. Ich sollte mich nur hinlegen.« Juan schüttelte ablehnend den Kopf, als er mit dem Austeilen an der Reihe war, und erhob sich schwankend. »Spielen Sie aber bitte weiter.«
Es war nicht ungefährlich, dieses Angebot zu machen, aber es war immerhin etwas, das al-Asim ganz gewiss getan hätte.
Kerikov schien ernsthaft darüber nachzudenken. Er hatte etwa dreißigtausend Dollar verdient, seit sie zu spielen begonnen hatten, und er hasste es, eine Glückssträhne ohne Not zu beenden. Andererseits, so wie sich die Dinge mit al-Asim entwickelten, könnte er schon bald einer seiner besten Kunden sein.
»Ich habe Ihnen für einen Abend schon genug Geld abgenommen.« Er schob den Kartenschlitten zu dem Asiaten zu seiner Linken weiter. Als er sich erhob, bauschte sich sein Jackett zwischen den massigen Schultern.
Sie gaben ihre Chips ab und ließen den Betrag ihrem Konto für ihren Besuch am nächsten Abend gutschreiben. Während sie durch das prachtvolle Atrium schritten, rief Kerikov über sein Mobiltelefon seinen Fahrer an, damit die Limousine vorne bereit stand, wenn sie das Gebäude verließen.
Der Fahrer stoppte vor dem Eingang, blieb jedoch hinter dem Lenkrad sitzen. Es war Kerikovs Leibwächter, der vom Beifahrersitz aufsprang und die hintere Tür öffnete. Er war gut zehn Zentimeter größer als Cabrillo und hatte dunkle, misstrauische Augen. Er kontrollierte die Menge, während Kerikov in den Wagen stieg, und musterte Juan mit einem bohrenden Blick.
Der Instinkt hätte ihm geraten wegzuschauen, und falls Cabrillo ihm gefolgt wäre, hätte der Leibwächter gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber Juan hatte sein Leben lang trainiert, nicht auf seinen Instinkt zu hören. Anstatt den Blick zu senken, erwiderte er vielmehr den Blick des Leibwächters und fragte: »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Der
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