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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ungehalten, ihre Miene zeigte es deutlich. Als sie aber das fröhliche Grinsen der Männer sah, verrauchte ihr Zorn.
    Hinter ihr, in strenger Quarantäne, lag ihre Patientin, abgetrennt vom Schiff durch eine sterile Glaszelle, deren Luft durch raffinierte Reinigungsapparate und anschließend in einen 600 Grad heißen Brennofen geleitet wurde, ehe sie das Schiff verlassen durfte. Juan, immer noch in seinem gelben Chemikalienschutzanzug, lümmelte in einem Sessel neben Jannis Bett. Bis Julia sicher sein konnte, dass ihn sein kurzer Kontakt mit dem Wasser im Maschinenraum nicht mit dem Pathogen infiziert hatte, an dem die Männer und Frauen an Bord der
Golden Dawn
gestorben waren, musste sie ihn behandeln, als sei er ein Infektionsherd. Ihr Mikroskop mit den möglicherweise infektiösen Proben stand ebenfalls in der Quarantänestation, und sie konnte sie betrachten, indem sie entweder in einen klobigen Anzug schlüpfte oder sich einer entsprechenden Computerverbindung bediente.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Wir haben ein wenig gerechnet«, sagte Murph atemlos. Ebenso wie Julia hatte er sich sofort an die Arbeit gemacht und trug noch immer dieselbe verschwitzte Kleidung, die er unter seinem Schutzanzug getragen hatte. Seine langen Haare klebten schlaff und fettig an seinem Kopf. »Es ist völlig unmöglich, dass sich Juan oder die Frau infiziert haben.«
    Diesmal machte Julia keinen Hehl daraus, dass sie sich ärgerte. »Was redest du da?«
    Er und Eric sahen Jannike Dahl zum ersten Mal. »Donnerwetter!«, sagte Eric Stone, als er die junge Frau in der Quarantänezelle schlafen sah. Ihr schwarzes Haar breitete sich wie ein Fächer um ihr bleiches ovales Gesicht aus. »Was für ein Schuss!«
    »Vergiss es, Stoney«, sagte Murph schnell. »Ich war direkt an ihrer Rettung beteiligt, deshalb darf ich sie zuerst fragen, ob sie mit mir ausgeht.«
    »Du hast ja noch nicht mal die Kommandobrücke verlassen«, protestierte Stone. »Ich habe mindestens genauso viele Rechte wie du.«
    »Leute«, sagte Julia streng. »Lasst eure ausgehungerte Libido draußen und verratet mir lieber, weshalb ihr hergekommen seid.«
    »O, tut mir leid, Julia«, sagte Murph verlegen, aber nicht ohne noch einen letzten Blick auf Janni zu werfen. »Eric und ich haben das Szenario durchgespielt und wissen jetzt, dass sich keiner der beiden infiziert haben kann. Die Ergebnisse für Juan hatten wir schon vor zwanzig Minuten, die Daten der Frau sind gerade erst ausgeworfen worden.«
    »Muss ich euch daran erinnern, dass es hier um exakte Wissenschaft geht – speziell um Biologie – und nicht um irgendein Computerprogramm, das mathematischen Unfug ausspuckt?«
    Die beiden Männer waren sichtlich beleidigt.
    Eric ergriff das Wort. »Aber vor allem du müsstest doch wissen, dass Naturwissenschaft im Wesentlichen Mathematik ist. Biologie ist nicht mehr als angewandte organische Chemie, während Chemie nicht mehr ist als angewandte Physik starker und schwacher nuklearer Kräfte zur Bildung von Atomen. Und Physik ist im Grunde genommen reine Mathematik.«
    Er sagte es so ernsthaft, dass Julia sofort erkannte, dass ihre junge Patientin nichts von ihm zu befürchten hatte. Eric sah nicht schlecht aus, aber er war ein solcher Sonderling, dass sie sich nicht vorstellen konnte, er würde jemals genügend Courage aufbringen, um sie auch nur anzusprechen. Und hinter Mark Murphys Skater- und Punkerfassade und seinem schütteren Bart schlug das Herz eines besessenen Computerfreaks.
    »Hast du irgendeine Spur von einem Virus oder Toxin in einer der Proben gefunden, die du ihnen abgenommen hast?«, wollte Murph wissen.
    »Nein«, gab Hux zu.
    »Du wirst auch keine finden, weil keiner der beiden infiziert wurde. Die einzige Möglichkeit, eine gesamte Schiffsladung Menschen zu töten, ohne eine Massenpanik auszulösen, da einige schneller krank werden und sterben als andere, besteht darin, das Essen zu vergiften.« Er hob eine Hand und zählte die Argumente für seine Theorie an den Fingern ab. »Ein auf dem Luftweg übertragenes Pathogen konnte nicht bis zu den Leuten gelangen, die sich draußen auf den Decks aufhielten, als es freigesetzt wurde. Dass die Wasserversorgung vergiftet wurde, ist noch unwahrscheinlicher, denn nicht jeder trinkt davon zur selben Zeit, es sei denn, man schlägt am frühen Morgen zu, wenn sich die Leute die Zähne putzen.«
    Eric unterbrach ihn. »Leute mit schwächeren Immunsystemen wären während des Tages gestorben, und wie wir sahen,

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