Seuchenschiff
darunter alles über die letzte Reise der
Dawn.
« Er hob eine Hand, um Cabrillos nächster Frage zuvorzukommen. »Ich habe aber noch nicht in das Material reingeschaut. Eric und ich haben mitgeholfen rauszukriegen, ob du und dieses Prachtstück da drin euch vielleicht irgendetwas eingefangen habt.«
Juan nickte, obwohl er nicht glaubte, dass er und ihr Gast oberste Priorität gehabt hatten. »Diese Daten durchzugehen, ist jetzt euer wichtigster Job. Ich möchte alles wissen, was sich an Bord abgespielt hat, seit die Reise begann. Und es ist mir ganz egal, wie unbedeutend es erscheint.«
»Ich sah dich vorhin mit unserer Patientin reden«, unterbrach Julia. »Wie geht es ihr?«
»Sie ist müde und verängstigt«, berichtete Juan. »Sie hat nicht die geringste Ahnung, was den Leuten zugestoßen sein könnte, und ich wollte sie nicht gleich mit Fragen bedrängen. Sie ist emotional noch ziemlich angegriffen und labil, und ich wollte sie nicht unbedingt mit der Nase darauf stoßen, dass ihre Freundinnen allesamt gestorben sind. Sie hat mir immerhin etwas erzählt, das von Bedeutung sein könnte. Das Schiff war von einer Gruppe gechartert worden, die sich die Responsivisten nennen.«
»Was ist mit den Responsivisten?« Das kam von Max Hanley. Er kam wie ein Elefant in einen Porzellanladen ins Labor. Ehe jemand seine Frage beantworten konnte, ging er auf Juan zu und drückte ihm die Hand. »Man erzählt sich im Schiff, du seist aus der Quarantäne entlassen worden. Wie geht es dir?«
Es faszinierte Cabrillo immer wieder aufs Neue, wie schnell Informationen bei der Mannschaft umgingen, und das sogar um – er schaute auf die Uhr – halb fünf Uhr morgens. »Ich freue mich, noch am Leben zu sein.«
»Das war eine ganz heiße Kiste.« Max grinste. »So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen. Du kamst da aus dem Schornstein herausgeschossen wie der Korken eines billigen Champagners.«
»Ich hatte es fast geschafft, bis nach ganz oben zu klettern«, erzählte Juan. »Dann hing ich plötzlich fest. Ich konnte mich nicht rühren, und das Wasser stieg schneller und schneller. Anstatt die Luft aus meinem Anzug abzulassen, blies ich ihn so weit es ging auf, um den Auspuffkamin komplett zu versperren. Luft, die durch die Überschwemmung des Maschinenraums durch diese Leitung gepresst wurde, sorgte dann für den krönenden Abschluss.«
»Das sah wie ein verdammt wilder Ritt aus.«
»Wie hoch bin ich eigentlich geflogen?«
»Mindestens zehn Meter, und die Reling hast du in fünf Metern Höhe überquert.« Max erinnerte sich offenbar wieder an seine ursprüngliche Frage. »Du hast irgendetwas von Responsivisten gesagt …«
»Ja. Miss Dahl erwähnte, dass das Schiff von ihnen gechartert worden war. Von den Philippinen nach Athen.«
»Genauer, nach Piräus«, korrigierte Eric automatisch. »Athen liegt auf dem Land. Sein Hafen aber ist die Stadt Piräus.«
Murph schlug ihm heftig auf die Schulter. »Meinst du, das wissen wir nicht?«
Julia konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, da sie jetzt mehr als sicher war, dass keiner dieser beiden Freier bei Janni sehr weit kommen würde.
»Ich habe wieder mit meiner Ex gesprochen«, erzählte Max. »Das war überhaupt kein Kidnapping. Sie hat das nur gesagt, um mir Feuer unterm Hintern zu machen. Kyle war immer eine Art Mitläufer gewesen – ihr wisst schon: sozusagen jemand, der leicht dem Gruppenzwang erliegt. Er freundete sich auf der High School mit den falschen Leuten an, und so kam es, dass er wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde. Sein Berater für das Entzugsprogramm meinte, dass Kyle gar kein Suchtproblem habe, sondern dass eher sein Selbstwertgefühl ein wenig unterentwickelt sei. Wie dem auch sei, er lernte diese Gruppe bei irgendeiner Demo kennen und erklärte sich nach ein paar Tagen zum überzeugten Responsivisten. Er ging sogar so weit, dass er einen Urologen aufsuchte, wegen eines kleinen, aber entscheidenden Schnitts. Und jetzt ist er in Griechenland. Offenbar besitzt diese Gruppe ein größeres Anwesen auf dem Peloponnes.«
»Er hatte eine Vasektomie?«, fragte Julia. »Er ist doch erst ein- oder zweiundzwanzig. Es gibt nicht viele Ärzte, die einen solchen Eingriff bei einem Mann vor seinem dreißigsten Geburtstag durchführen, es sei denn er hat bereits eine Familie.«
»Kyle ist dreiundzwanzig, und die Responsivisten haben ihre eigenen Ärzte, die den lieben langen Tag nichts anderes tun, als Vasektomien oder Eileiterligaturen vorzunehmen.«
»Ich hatte
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