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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gegensatz zu den hohen Gitterbrücken, die sich über das Wasser schwangen, befanden sich diese zweispurigen Konstruktionen dicht über Meereshöhe. Um Schiffe durchzulassen, die die Wasserstraße benutzten, konnten die Brücken mechanisch bis auf den Meeresboden abgesenkt werden, so dass die Schiffe über sie hinwegfuhren. Anschließend wurden die Brücken wieder hochgefahren, und Automobile überquerten weiterhin auf ihnen den Kanal.
    Mit ihrem Bug, der entsprechend geformt und verstärkt worden war, um Eis zu brechen, rammte die
Oregon
die Brücke und schob sich, begleitet vom ohrenbetäubenden Quietschen von Stahl auf Stahl, ein Stück auf sie hinauf. Anstatt die Brücke zu zertrümmern, ließ das enorme Gewicht des Schiffsrumpfs die Verriegelungen brechen, die sie an Ort und Stelle fixierten. Sie versank unter dem Schiff. Die
Oregon
sackte nach unten und tauchte tief ins Wasser ein, das rechts und links gegen die Kanalwände schwappte und das Schiff gefährlich schwanken ließ.
    Max schaute hoch. Es war, als reichten die konturlosen Wände des Kanals bis in den Himmel. Sie ließen das Schiff auf Spielzeuggröße zusammenschrumpfen, und weit vor und über ihnen sahen die Automobil- und Eisenbahnbrücken so leicht und zerbrechlich aus wie die Konstruktionen des Metallbaukastens aus seiner Kindheit.
    Der Trampfrachter rauschte durch den Kanal, und zu Erics Ehrenrettung muss man sagen, dass er die
Oregon
genau in der Mitte hielt und die Antriebsdüsen derart behutsam bediente, dass die Laufbrücken kein einziges Mal die Wände der Kanalschlucht berührten. Max betrat eine Laufbrücke und ging bis zu ihrem Ende. Das war dumm und gefährlich. Wenn Eric einen Fehler machte, würde eine Kollision bei dieser Geschwindigkeit den gesamten Deckaufbau abreißen. Aber Max wollte die Hand ausstrecken und den Fels berühren. Er war kalt und rau. In dieser Tiefe lag der Kanal die meiste Zeit des Tages im Schatten, die Sonne schaffte es nicht, ihn nennenswert zu erwärmen.
    Zufrieden eilte er zur Brücke, während die
Oregon
leicht bockte und die Reling gegen die Kanalwand stieß. Eric korrigierte ihren Kurs nahezu unmerklich, um sie nicht zu weit in die andere Richtung driften zu lassen, und hielt sie wieder genau in der Mitte des Kanals.
    »Lindas Van befindet sich fast an der Brücke der Nationalstraße«, meldete Gomez über die Sprechanlage. »Ich kann auch Juan sehen. Er hat vor dem Jeep, der hinter ihm her ist, noch einen ausreichenden Vorsprung.«
    »Ich bin schon auf dem Weg nach unten«, antwortete Max und eilte zum Lift.
    Etwa fünfhundert Meter vor der Brücke ging der beschädigte Reifen in Fetzen, und sie legten die letzte Strecke auf der Felge zurück, wobei das Heck des Vans Funken sprühte wie ein Feuerrad. Das begleitende Geräusch klang wie Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen, ein Laut, den Linda mehr hasste als jeden anderen auf der Welt. Als sie endlich die Mitte der Brücke erreichten, konnte Linda nicht sagen, was sie glücklicher machte: dass sie so gut wie in Sicherheit waren oder dass dieses grässliche Kreischen endlich verstummte.
    Franklin Lincoln stieß die Seitentür auf, sobald sie anhielten. Er konnte die
Oregon
sehen, die sich schnell näherte, und warf drei dicke Nylonkletterseile über das Brückengeländer. Die Seile waren an den Sitzen des Vans verknotet und liefen über eine Strebe im Heckabteil. Sie rollten sich ab, während sie nach unten fielen, so dass die Enden etwa drei Meter über der Wasseroberfläche hingen.
    Linda schwang sich aus ihrem Sitz und legte ihre Abseilmontur an – Brustgeschirr, Helm und Handschuhe –, während knapp siebzig Meter unter ihnen das Wasser am Heck der
Oregon
aufschäumte, da Gegenschub erzeugt wurde, um sie zu bremsen. Dank der enormen Leistung ihrer Maschinen stoppte sie sofort.
    Linc war bereits in ein Gurtsystem geschlüpft, wie Fallschirmspringer es bei Tandem-Sprüngen benutzen, und mit Eddies Hilfe hatten sie ihm den immer noch bewusstlosen Kyle Hanley auf den Rücken geschnallt. Dann hakten sich die drei in die Seile ein und warteten auf Anweisungen von unten.
    Auf der
Oregon
ergriffen Mannschaftsmitglieder die baumelnden Seile und führten sie nach achtern, während sich das Schiff langsam vorwärtsbewegte. Sie achteten darauf, dass die Seile nicht am Deckaufbau, an den Antennen oder an irgendwelchen anderen Dingen hängen blieben. Sobald die Männer das Achterdeck erreicht hatten, gab Max seinen Leuten grünes Licht.
    Linda, die keine

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