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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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senkte sich allmählich zur Küste hinab. Um Benzin zu sparen, trat Juan aufs Kupplungspedal und ließ sich einige Sekunden lang vom Schwung und der Schwerkraft tragen. Er behielt weiterhin den Seitenspiegel im Auge, und ein paar Sekunden, nachdem er die Scheinwerfer des Verfolgungsfahrzeugs der Responsivisten entdeckt hatte, ließ er die Kupplung los, so dass der Motor wieder den Wagen antrieb.
    Der Motor hustete. Er lief sofort weiter, aber hustete dann abermals. Cabrillo benutzte einen alten Rennfahrertrick, fuhr eine Schlangenlinie, um das Benzin im Tank hin und her schwappen zu lassen. Es schien zu funktionieren, denn der Motor brummte nun gleichmäßig weiter.
    »Juan, Eric hat seine Rechnerei abgeschlossen«, sagte Adams. »Du bist achthundertsiebzig Meter von der Brücke entfernt, also viel zu nahe dran. Du musst auf knapp achtzig Stundenkilometer runtergehen, wenn das Ganze klappen soll.«
    Der verfolgende Jeep war achtzig Meter hinter ihm und schloss zügig auf. Die Straße verlief zu gerade, als dass Juan sich durch irgendwelche waghalsigen Manöver einen Vorteil hätte verschaffen können, und als er wieder einen Schlenker machte, damit ihre Schüsse am Ende nicht doch noch ins Schwarze trafen, begann der Motor asthmatisch zu keuchen. Juan fluchte.
    »Ich komme ziemlich schnell rein. Sag Eric, er soll dem alten Mädchen Zunder geben und mich in Empfang nehmen.«
    Er überquerte die Stadtgrenze von Isthmia, einem typischen griechischen Fischerdorf. Das Meer und die zum Trocknen aufgehängten Fischernetze konnte er riechen. Die Häuser waren vorwiegend weiß getüncht, mit den allgegenwärtigen roten Ziegeldächern. Auf vielen von ihnen standen Satellitenschüsseln wie Hightech-Pilze. Die Hauptstraße führte auf einen kleinen Dorfplatz, und Cabrillo konnte die Pfosten sehen, die die schmale Brücke über den Kanal hoben und senkten.
    »Okay, Juan.« Diesmal drang Erics Stimme aus seinen Ohrhörern. »Du musst jetzt deutlich langsamer werden. Genau zweiundfünfzig Stundenkilometer, oder du erwischst uns.«
    »Bist du sicher?«
    »Das ist einfache Vektorrechnung. Highschool-Physik.« Eric klang richtig beleidigt. »Verlass dich auf mich.«
    Hinter Cabrillo ertönte der Knall eines Gewehrschusses. Er hatte keine Ahnung, wo die Kugel einschlug, aber er hatte keine andere Wahl, als sie zu ignorieren und sich an Erics Empfehlungen zu halten. Während er langsamer wurde, ging das AK-47 auf Dauerfeuer. Er konnte hören, wie die Kugeln den Jeep trafen. Eine pfiff über seine Schulter und kam ihm dabei so nahe, dass sie den Stoff seines Uniformhemdes zum Flattern brachte.
    Die Brücke lag etwa fünfzig Meter weit vor ihm, und die Responsivisten waren genauso weit hinter ihm. Die geforderte Geschwindigkeit einzuhalten, beanspruchte jedes Quäntchen Selbstkontrolle, das Cabrillo besaß. Der ausschließlich vom Überlebensinstinkt gesteuerte Teil seines Gehirns verlangte schreiend, dass er Vollgas geben sollte, um so schnell wie möglich von diesem gefährlichen Ort zu verschwinden.
    Wie ein Riese aus irgendeiner Sage tauchte plötzlich der Bug der
Oregon
hinter einem vierstöckigen Gebäude auf, das Juan die Sicht auf den Kanal versperrte. Sein Schiff war ihm noch nie so schön vorgekommen.
    Und plötzlich bäumte sich die
Oregon
auf. Ihre Platten schleiften über die Brücke, wie sie es bei der Einfahrt bereits getan hatten. Sie stieg höher und höher, kletterte regelrecht an der Brücke hoch, als wäre sie im Begriff, eine Eisplatte zu zerbrechen. Mit einem Klirren gaben die mechanischen Systeme, die die Brücke bewegten, unter dem gigantischen Gewicht des Schiffes nach, und das Schiff krachte zurück in den Kanal, ohne seine Geschwindigkeit merklich zu verringern.
    Juan steuerte unbeirrt auf die
Oregon
zu, scheinbar entschlossen, ihre gepanzerte Flanke zu rammen. Die Männer, die ihn verfolgten, mussten denken, dass er sich zum Selbstmord entschlossen hatte.
    Nur noch fünfzehn Meter, und allmählich machte sich Panik in ihm breit. Sie hatten die Zeit falsch berechnet. Er würde auf das Schiff prallen, während es aus dem Kanal hinausglitt. Er spürte es. Weitere Gewehrschüsse fielen hinter ihm. Sie wurden von jemandem beantwortet, der sich an der Reling der
Oregon
verschanzt hatte. Er sah den Mündungsblitz oberhalb des dunklen Rumpfs.
    Nur noch Sekunden. Geschwindigkeit, Vektoren, Timing. Er hatte das Schicksal herausgefordert und verloren – und wollte gerade das Lenkrad herumreißen, als er die gähnende

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