Seuchenschiff
hinfuhren. Es war für seine Situation nicht gerade von Vorteil, dass der Fahrer weiterhin den Fuß auf das Gaspedal drückte.
Juan hatte keine andere Wahl, als die Hand mit der Pistole über das Armaturenbrett zu strecken und dem Mann ins Bein zu schießen. Blut spritzte aufs Armaturenbrett, auf den Fahrer und auf Cabrillo, aber der Schuss hatte die gewünschte Wirkung. Der Fuß des Fahrers rutschte vom Gaspedal, und der Jeep wurde langsamer. Als sie bis auf dreißig Stundenkilometer abgebremst hatten, drückte Cabrillo die Mündung der Glock zwischen die schmerzerfüllten Augen des Fahrers. »Raus!«
Der Fahrer sprang, landete auf dem Asphalt, umklammerte seinen blutenden Oberschenkel und blieb mit großflächigen Hautabschürfungen und gebrochenen Gliedmaßen reglos liegen.
Juan schwang sich über die nach vorn geklappte Windschutzscheibe, glitt auf den Fahrersitz und machte sich an die Verfolgung des ersten Jeeps. Im Rückspiegel konnte er ein Scheinwerferpaar ausmachen, das die Straße hinunterraste, und vermutete zu Recht, dass er es mit einem weiteren Wächtertrupp der Responsivisten zu tun hatte. Die Entschlossenheit, mit der sie Jagd auf die Eindringlinge machten, setzte alle möglichen Alarmglocken in seinem Bewusstsein in Gang. Doch das war etwas, worüber er erst dann nachdenken konnte, wenn sie diesen Ort mit halbwegs heiler Haut verlassen hatten.
Die Männer, die den Van beschossen, hatten keinen Grund, Juans Jeep zu misstrauen, als er hinter ihnen näher kam, auch wenn der dritte Jeep zügig aufholte. Sie jagten unter einem Hinweisschild hindurch, das auf Griechisch und Englisch ankündigte, dass sie sich der Auffahrt auf die Neue Nationalstraße und der Brücke über den Kanal von Korinth näherten, daher bereitete ihm das Timing und nicht so sehr die Ausführung Sorgen. Es müsste absolut perfekt sein. Die Auffahrt kam auf der rechten Seite näher. Der dritte Jeep lag noch etwa fünfzig Meter hinter ihnen, und Kugeln prasselten weiterhin gegen die Karosserie des Vans an der Spitze.
»Linda«, sagte Juan, wobei er den Jeep vor sich und seinen Verfolger im Auge behielt, »hol aus der Kiste raus, was das Zeug hält, egal ob der Reifen in Fetzen geht. Gib Vollgas!«
Der Van vergrößerte den Abstand zwischen sich und dem Jeep, aber der Fahrer des Jeeps schloss die Lücke schnell wieder. Cabrillo erreichte die Stoßstange des Jeeps und rammte sie auf eine Art und Weise, die bei der Polizei als PIT – oder Precision Immobilizing Technique – bekannt war. Der Trick bestand darin, so genau zu treffen, dass das Heck des Zielfahrzeugs herumgedreht wurde.
Er kam sich vor wie ein Stockcar-Pilot, der in Führung gehen will, und rammte den Jeep ein zweites Mal, während der Fahrer noch damit beschäftigt war, ihn nach der ersten Kollision abzufangen. Diesmal gab es aber keine Rettung für das Fahrzeug, und Juan musste das Lenkrad scharf nach links reißen, während der Jeep der Responsivisten außer Kontrolle geriet, in einem weiten Bogen quer über die Straße schoss, ehe seine beiden linken Räder an der Straßenbegrenzung hängen blieben und der Jeep sich mehrmals überschlug und dabei sowohl Metalltrümmer als auch die Körper seiner Insassen im Gelände verstreute.
Der Jeep landete auf dem Dach und blockierte die einzige Fahrspur der Auffahrt zur Nationalstraße. Linda hatte den Rücken frei und konnte ihre Fahrt zur Brücke unbehelligt fortsetzen. Juan achtete mittlerweile auf den Rückspiegel. Die Truppe im dritten Jeep wurde langsamer, während sie sich der Auffahrt näherte. Die Männer mussten jedoch erkannt haben, dass ihre Beute entkommen war, denn sie beschleunigten und hefteten sich an Cabrillos Fersen, der seine Fahrt in Richtung Korinth fortsetzte.
Niemand im Operationszentrum konnte sich einen Reim auf das machen, was die Kamera der Flugdrohne aufzeichnete, bis sich Eric per Funk bei Cabrillo meldete. »Juan, bist du das im zweiten Jeep?«
»Richtig geraten.«
»Nettes Manöver.«
»Danke. Wie ist die Lage?«
»Linda und ihr Team sind unversehrt. Keine weiteren Fahrzeuge haben die Festung der Responsivisten verlassen, und bisher hat dein Feuerwerk auch niemanden von der örtlichen Polizei angelockt. Wir werden in etwa zwei Minuten in den Kanal einfahren. George kommt soeben aus dem Hangar und übernimmt das UAV.«
»Was ist mit meiner Route durch die Stadt?«
»Beim letzten Überflug war alles klar. Sobald Linda die Brücke erreicht, hast du uneingeschränkte
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