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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Sternberg
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Schon klar, dass der Kerl dieses dunkle Kapitel seines Lebens am liebsten unter den Tisch fallen lassen wollte. Oder wie es nach der lupenreinen Guttenberg-Biografie seitens des Verlags so schön hieß: »Der Skandal kommt dann in die nächste Auflage.« Ich mischte mich unter die durcheinanderrufende Gruppe von Journalisten und musterte den Mann eindringlich. Ich schätzte ihn auf Ende fünfzig und fand, er sah irgendwie aus, als hätte er etwas zu verbergen. Gebannt lauschte ich den Fragen der Journalisten und schwieg mit angestrengter Miene. Doch die Sache ließ mir keine Ruhe. Und in einem kurzen Moment der Stille sprach ich meinen Gedanken laut aus: »Warum steht in Ihrer Biografie eigentlich kein Wort von den roten Zahlen Ihres Unternehmens? Oder von den Lustreisen und den Sexpartys, die Sie auf Firmenkosten mit Ihren Kollegen gefeiert haben?«
    Der Mann mit dem grauen Walrossbart antwortete nicht sofort, und ich wandte mich mit einem höflichen, wenn auch vorwurfsvollen Lächeln der Menge ratlos schweigender Journalisten zu. »Ist diese Frage denn bisher niemandem in den Sinn gekommen!?«
    Alles schwieg.
    Die Miene des Schnauzbärtigen verfinsterte sich. »Junge Frau, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ihre Anschuldigungen treffen weder auf mich noch auf meine ehemaligen Kollegen zu«, schnaufte er wütend, aber beherrscht.
    Na klar, und ich bin Paris Hilton . »Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber um solch eine Affäre zu negieren, bedarf es doch wahrlich mehr als Leugnen«, hielt ich dagegen und lächelte ihn mit gespannter Unterlippe an. »Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben sollten«, machte ich weiter und zog Luft durch die Zähne. »Sie sind hier im Fernsehen – besser, Sie überlegen sich vorher, welchen Standpunkt Sie einnehmen, denn am Ende kommt es ja doch raus.« Ich straffte mich. »Also?«
    Wieder starrte er mich an, als hätte er einen Geist gesehen, doch eine angehende Fernsehjournalistin wie ich ließ sich so leicht nicht ins Bockshorn jagen. Ich schnappte nach Luft und wollte gerade ansetzen, erneut etwas zu sagen, da raunte mir ein junger Kameramann, der in Baseballkappe und Cargohose neben mir stand und für den Konkurrenzsender arbeitete, zu: »Von wem in Gottes Namen redest du da? Das hier ist der Daimler-Chef!«
    Wie bitte? Meine Knie wurden plötzlich ganz weich, und das Blut schoss mir in die Wangen, während meine Augen zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und den umstehenden Journalisten umhersprangen. »Aber, ich dachte, er sei Manager gewesen bei …«, presste ich kleinlaut hervor. Mehr brachte ich nicht heraus. Zum Teufel! Wie konnte denn das passieren? Franziska !, war das Erste, das mir durch den Kopf schoss, und ich spürte rasende Wut in mir aufsteigen. Ich fühlte mich wie eine komplette Idiotin. Schlimmer noch: Ich war eine komplette Idiotin und wollte auf der Stelle im Erdboden versinken.

5
    »Und, wie war dein erster Tag?« Die Frage kam von Max, der in tief hängender Schlabberjeans und einem T-Shirt mit der Aufschrift Legalize Cannabis in der Küche saß, als ich am Abend nach Hause kam. Mit betretener Miene blieb ich im Flur stehen und überlegte, was ich darauf sagen sollte. »Beschissen«, gab ich kurzerhand zur Antwort, was reichlich untertrieben war. »Lass uns morgen darüber reden«, seufzte ich und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, auf mein Zimmer, in dem ich mich für den Rest meines Lebens einschließen wollte. Die Abendsonne kroch durch die Vorhänge, als ich meine Umhängetasche ablegte und mich rücklings auf mein ungemachtes Futonbett fallen ließ. Ich streifte meine ausgelatschten Turnschuhe ab, die vor Betreten der Redaktion unauffällig in meiner Umhängetasche verschwunden und wie von Zauberhand gegen ein Paar High Heels eingetauscht worden waren, bis ich wieder auf dem Nachhauseweg war. Meine Füße waren mit Blasen übersät und schmerzten, als wären sie mit einer Schraubzwinge malträtiert worden. Hochhackig geht die Welt zugrunde, dachte ich und beschloss beim Anblick meiner ramponierten, rot geschwollenen Füße, die Karriereleiter fortan ohne diese mörderischen Absätze zu erklimmen. Charlotte Paul und High Heels, das passte einfach nicht zusammen. Ich zündete mir eine Zigarette an und starrte ziellos an die Decke. Max hasste es, wenn ich in meinem Zimmer rauchte, und ginge es nach ihm, würde dieser Verstoß gegen die von ihm aufgestellten Regeln mit lebenslangem Putzdienst geahndet. Aber nur weil Max

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