Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
waren nicht die einzigen Gäste. Alle Hocker waren besetzt und viele der kleinen Tische im Gastraum ebenfalls. So, wie es aussah, bestand der Großteil der Gäste aus erstaunlich gut aussehenden jungen Frauen um die Dreißig. Aus Gesprächsfetzen, die an Sentas Ohr drangen, hörte man heraus, dass es sich wohl um Kosmetikerinnen handelte, die hier an einer Tagung teilnahmen. Heimlich beobachtete Senta Lothars Reaktion auf dieses Überangebot an weiblichen Reizen und stellte erstaunt fest, dass er nur Augen für sie hatte.
»So, mein Schatz«, Lothar war aufgestanden und stand abwartend vor ihr, »wir sollten uns jetzt aufs Ohr legen. Morgen haben wir eine lange Reise vor uns und du brauchst deinen Schlaf.«
Er zwinkerte ihr vergnügt zu. Senta staunte nicht schlecht. Der Lothar, den sie kannte, hätte sich nur unter Androhung von Gewalt davon abbringen lassen, das Feld zu räumen. Er hätte sich wie ein Hahn aufgeplustert, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um wenigstens mit einem dieser Zauberwesen ins Gespräch zu kommen. Als er dann auch noch besitzergreifend den Arm um sie legte, war sie sprachlos.
***
Nach einer zauberhaften Nacht, die Senta unvergesslich bleiben würde, traten sie am nächsten Tag den Heimweg an. Sie waren übereingekommen, dass sie vorerst noch nichts von ihren Plänen publik machen wollten. Erst zu Lillys Geburtstag, Anfang Juni, wollten sie damit herausrücken. Sollte es sich wirklich bewahrheiten, dass eine Schwangerschaft bestand, konnten sie natürlich nicht so lange warten, aber das stand noch in den Sternen.
Die Heimfahrt verlief ohne Störungen und sie kamen am frühen Abend zuhause an. Sam war erwartungsgemäß enttäuscht vom Ergebnis der Reise. Seine Eltern hatten ihn noch nicht über den Stand der Dinge informiert, weil sie der Meinung waren, dass sie dies besser persönlich tun sollten.
»Das hätte ich mir ja gleich denken können«, brummte er ungehalten, »wenn ihr einem schon mal versprecht, etwas zu regeln, da kann ja nichts Gescheites dabei herauskommen.« Senta war über so viel Undankbarkeit schockiert. Aber was hatte sie denn erwartet? Sam war nun einmal Sam. Selbst wenn er Kreide gefressen hatte, konnte er doch nicht umhin, bei passender Gelegenheit zuzubeißen.
Lothar nahm sich seinen Filius noch einmal vor. Allerdings sah es nicht so aus, als ob er irgendeinen Erfolg verzeichnen konnte. Sam verschwand im Gästezimmer und tauchte bald darauf mit gepackter Tasche wieder auf. »Tschö.« Das war alles, was er seinen Eltern hinwarf, ehe er sich aus dem Staub machte.
Senta standen Tränen in den Augen. Sie fragte sich, wie es nun weitergehen sollte. Sam würde jetzt wieder wochenlang schmollen. Lilly, die ihrer Mutter den Kummer ansah, hatte die ganze Zeit schweigend dagesessen, jetzt stand sie auf und umarmte Senta. »Sei nicht traurig, Mami. Du weißt doch, wie er ist. Er wird sich schon wieder einkriegen.«
Davon war Senta allerdings nicht so überzeugt, aber sie hatte ja ihre Lilly. Dankbar umfasste sie das Gesicht ihrer Tochter mit einem liebevollen Blick. »Ist schon gut, mein Schatz.«
»Wenn es euch recht ist, dann bleibe ich noch bis morgen.«
Lilly sah ihren Vater skeptisch an. Seit wann war ihr Vater so rücksichtsvoll, zu fragen, ob ihnen etwas recht war? Ihr entging der Blick, den ihre Eltern tauschten.
»Gern.« Jetzt war Senta an der Reihe. Auch sie wurde erstaunt gemustert. Lilly schien etwas überfordert von dem Ton, der zwischen ihren Eltern herrschte, aber sie sagte nichts. Aus Rücksicht auf Lillys Gefühle schlief Lothar im Gästezimmer, während Lilly wieder ihr Bett bei Senta in Beschlag nahm.
Als es schließlich ruhig geworden war und die regelmäßigen Atemzüge Lillys davon kündeten, dass sie schlief, gab sich Senta ihren Gedanken hin. Sie konnte wirklich nicht behaupten, dass sie glücklich über die Entwicklung mit Sam war und der Gedanke, dass er voller Groll war, machte sie unendlich traurig. Gleichzeitig spürte sie so etwas wie Aufbruchstimmung tief in ihrem Inneren und das erfüllte sie mit freudiger Erregung. Wie Lilly wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie wieder mit ihrem Vater zusammenleben wollte? Wenn sie es ihr doch nur schon sagen könnte. Ganz vorsichtig streichelte sie ihrer Tochter über das seidige Haar. Was Lilly wohl träumte? Träumte sie von ihrem Oliver? Ein wehmütiges Lächeln glitt über Sentas Gesicht. Hoffentlich blieben wenigstens ihr in ihrem Leben große Enttäuschungen erspart.
Tico,
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