Sex Fuer Koenner
Sie machen Komplimente, hören zu, lassen sich verführen. Aber Sie werden tunlichst Ihre Finger bei sich halten. Nein, Sie werden nicht mit reinkommen. Sie werden sich nicht zum Quickie in eine Häuserecke drücken. Sie werden sich gentlemanlike verabschieden. Und, nein, Sie werden nicht zehn Sekunden später eine SMS im Stile von »ich will deinen Saft trinken« abschicken. Allerhöchstens eine wie »ich bin verzaubert von diesem Abend«.
Tun Sie das nur, wenn die Dame Ihnen kein eindeutiges Angebot gemacht hat; wenn Sie also noch nicht halbnackt auf dem Teppich liegen, oder wenn sie Ihnen gestanden hat, dass sie sofort mit Ihnen schlafen muss. Wenn Sie sie dann abweisen, ist das keine Dramaturgie, das ist Demütigung.
Verführungsregel zehn:Wenn Sie an der Stimmung, den Blicken, den Berührungen bemerken, dass eine Frau für Sie entflammt ist und darauf hofft, dass Sie den ersten Schritt in Richtung Sex machen – dann bleiben Sie stark, und gehen Sie an diesem Abend nicht mit ihr ins Bett. Das bringt eine erotische Dynamik in das Spiel, die es in sich hat: Sie öffnen mit Zurückhaltung, obwohl es brandschutzgefährdende Funken zwischen Ihnen schlägt, die Türen zur Phantasie einer Frau. Sie wecken Sehnsucht. Sie säen Gelüste, aus denen Triebhaftigkeit geerntet wird. – Behalten Sie diesen Rat für sich, und geben Sie ihn nicht an Ihre Kumpel weiter! Ihr Innehalten in dem Augenblick, wenn Sie fast am Ziel sind, steigert die Lust aufeinander enorm.
Was Sie mit diesem Cliffhanger auslösen, ist, der Frau Zeit und Raum zu geben, damit sich die erotischen Träume und Sehnsüchte entfalten. Damit Madame anfängt, sich auszumalen, was sie alles mit Ihnen machen kann. Damit sie sich fragt, ob Sie wirklich wollen, was Sie wollen, und warum Sie nicht mit nach oben gekommen sind. Sie beschäftigen die Gedanken der Frau, und das so sehr, dass sie beim nächsten Treffen herausfinden will, ob Sie scharf auf sie sind!
Lassen Sie die Nacht verstreichen. Lösen Sie dann die Erwartung, die Sie geweckt haben, unbedingt ein! Tun Sie am nächsten Tag etwas Unübliches, was Ihrem Innehalten diametral entgegengesetzt ist. Stehen Sie an derselben Stelle wie vergangene Nacht, um Madame zur Arbeit zu fahren (sagen Sie im Büro, Sie müssten zur Impfung und kämen später). Rufen Sie sie an und sagen ihr, wie schwer es Ihnen gestern Abend fiel, sie gehen zu lassen. Schicken Sie ihr mit einem Boten Pralinen ins Büro. Stecken Sie ihr einen Brief in den Briefkasten mit einem Vorschlag für das nächste Treffen (aber bald!). Laden Sie sie zu sich ein, um für sie zu kochen. Oder schlagen Sie ihr vor, einen Tag miteinander zu verbringen, an dem Sie für das Tagesprogramm zuständig sind und Madame das Abendprogramm übernimmt. Sie werden sich wundern, was die sich einfallen lassen wird, um herauszufinden, ob und wie scharf Sie auf sie sind …
(Oje, oje, Frauen werden mich jetzt hassen für diesen fiesen Verrat.)
Der dritte Akt: spielt sich in einem geschlossenen Raum ab, in dem nur Sie beide sind. Was passiert nun, da Sie beide allein mit sich sind? Vielleicht der erste Kuss, die verlangende Berührung. Wieder ein Cliffhanger – die kleine Unterbrechung, um noch mehr Erwartung zu schüren. Küssen Sie sich, halten Sie inne, reden Sie miteinander, berühren Sie sich – noch angezogen. Spielen Sie herum mit Literatur, Musik, Häppchen, intimen Gesprächen, Blicken. Küssen. Sie können das Spiel an dieser Stelle auch wieder ganz sanft beenden und die Spannung über Tage und Wochen von Verabredung zu Verabredung steigern, indem Sie Akt eins, zwei und drei wiederholen und bei jedem Mal etwas intimer in Ihren Berührungen werden. Lassen Sie sie wissen, wie groß Ihre Lust auf sie ist, aber zeigen Sie ihr immer wieder Respekt, indem Sie sich Zeit lassen, bevor Sie das unmoralische Angebot machen.
Der Höhepunkt: das Bekunden, dass Sie mit ihr schlafen wollen. Oder sogar: das weibliche Bekenntnis, endlich mit Ihnen schlafen zu wollen, auf der Stelle, sonst würde sie noch wahnsinnig werden. Ein ausuferndes, intensives Vorspiel. Der Sex. Noch mehr Sex. Sex mit Pausen. Sie zum Kommen bringen. Egal wie. Und wenn nicht, dableiben und es morgens noch mal versuchen.
Das Ende: wie der Ausklang eines Films, sanft, abrundend. Nach dem Sex: dableiben, Komplimente machen. Es zusammen ertragen, dass die Seelen nach dem Verschmelzen allein mit sich sind. Das Zusammensein verbindlich ausklingen lassen. Etwas als Erinnerung hinterlassen oder
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