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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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an dem ich bereit bin, ihr meine Frage zu stellen. Welche Frage? Ich weiß es nicht. Die Frage, von der Mrs. Harper sich wünschen würde, dass ich sie
ihr
stelle, die aber nur einen Sinn ergibt, weil ich Mi Nu Wai frage. Mi Nu Wai. Ich weiß nicht, wie die Frage lautet, aber sie wird mir einfallen. Sie wird mir schon bald einfallen. Oh, warum tue ich so geheimnisvoll? Ist das nicht albern?
    »Viele missbrauchte Kinder fühlen sich besonders zu dem Elternteil hingezogen, das für sie am gefährlichsten war«, sagte Marcia. Nachdem ich sie gebeten hatte, nicht zu reden. Vielleicht könnte ich Mi Nu fragen, warum ich Marcia so überhaupt nicht mochte. Mi Nu Why! Der fette Arsch der Australierin steckt immer noch in der glänzenden Trainingshose aus Nylon. Ich kann Dicke nicht ausstehen. Leute mit schlechter Haltung auch nicht. Ich bin unglaublich kritisch. Meredith hat in ihrem Mädcheninternat wenigstens gelernt, gerade zu stehen.
    Die Bungalowtür wurde von einem Rosenspalier mit ein paar zerfledderten Blüten zwischen den nassen Blättern umrankt. Sehr malerisch. Wir klopften an ein Gemälde. Lass mich ein. Ich hatte mit Livia oder so gerechnet, aber Mi Nu kam an die Tür. Sie trug weite cremeweiße Hosen und ein passendes Oberteil, ihr schwarzer Pferdeschwanz fiel um ihren Nacken herum über eine Brust. Allerdings hat sie so gut wie keine Brüste. Ihre nackten Füße sind winzig.
    »Mrs. Harper hat gesagt, wir sollen die Dhamma-Service-CD zurückbringen.«
    Sie schaute erst mich an, dann Marcia. Ich versteckte meine Zähne.
    »Die Kabinen sind alle mit Schülern besetzt, die der geführten Meditation zuhören«, sagte Marcia. »In verschiedenen Übersetzungen.« Ihr Aussie-Akzent war wie ein Geruch.
    »Sie konnten die CD nicht anhören?«
    »Nein. Wir gehen dann wohl am besten jetzt in die Sitzung.«
    Ein kleines Zucken hob Mi Nus Mundwinkel kurz an. »Nein, bitte kommen Sie herein.«
    Hätte Mi Nu gefragt, ob wir hereinkommen möchten, dann hätte ich eine Ausrede gefunden. Es war zu früh. Wir zogen unsere Schuhe aus. Am Ende des Flurs lag ein großes, in gedämpften, tropischen Farben gehaltenes Zimmer mit einer seltsam kühlen, duftgetränkten Ausstrahlung. Es wirkte wie ein besonderer Ort. Vielleicht war der Bungalow größer, als ich gedacht hatte. War ich je um ihn herumgelaufen? Aber Mi Nu öffnete eine Tür zu unserer Rechten.
    »Setzen Sie sich, Sie können sie sich hier anhören.«
    Sie ging weg.
    Es war ein kleines Zimmer mit einem halben Dutzend Kissen und einem CD-Player auf einem niedrigen Tisch.
    »Ist sie Thailänderin oder Burmesin?«, fragte Marcia. »Haben sie nicht beneidenswerte Figuren?«
    Ich legte die CD ein, schlug die Beine übereinander und schaltete den Verstand aus. Wenn hier jemand eine beneidenswerte Figur hatte, dann Beth. »Du bist Fleisch gewordener Sonnenschein, Beth.« Mi Nu ist eine Art dauerhafte Sonnenfinsternis.
    »Glücklich ist der, der gibt.«
    Dasgupta begann sein Gelaber über
dana.
So wenig Sie auch besitzen mögen,
dana
können Sie immer praktizieren, und Sie werden auf jeden Fall den Lohn ernten. Geben ist immer besser als Nehmen. Großzügigkeit bringt immer mehr ein als Zurückhaltung.
    Es ist keine dumme Rede. Dasgupta sagt nie etwas Dummes. Beim Sex liegt alle Lust im Geben, hat Jonathan immer gesagt. Sogar zu lernen, wie man nimmt, ist beim Sex eine Form des Gebens.Schon komisch, Dasgupta spricht von
dana
und ich denke an Sex. Nein, ich denke an Jonathan, der über Sex redet. Wir haben viel miteinander geredet. An Sex an sich denke ich nie. Davon bin ich geheilt.
    Es sei schwieriger, Zeit zu schenken als Geld, sagte Dasgupta jetzt. Es bringt einem mehr Verdienste ein und hilft, die Krüge der Vollkommenheiten zu füllen. Wenn man Geld übrighat, dann kostet einen das, was zu viel ist, gar nichts. Man hat nicht weniger für sich, weil man etwas verschenkt hat. Erklär das mal meinem Vater. Aber Zeit ist alles, was wir haben. Jetzt, jetzt und jetzt. Kaum ausgesprochen und schon vergangen. Zeit ist das höchste aller Geschenke. Das gilt gleichermaßen für Reiche und für Arme. Zeit zu schenken bedeutet,
Leben
zu schenken.
    »Ihr Dhamma-Service in der Küche, liebe Freunde, oder in Haushalt und Garten, oder Ihr Angebot, dem Lehrer zu helfen, ist also eine Gelegenheit, viele Verdienste zu sammeln, viele
parmi,
oder Vollkommenheiten, die Ihnen in diesem Leben und auch im nächsten von Nutzen sein können. Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Dhamma-Pfad.«
    Ich ließ

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