Sex ist verboten (German Edition)
die Augen geschlossen. Ich wollte keinen Kontakt zu Marcia. Ich wollte auch nicht die Luft einatmen, die sie verschmutzt hatte. Gleichzeitig wusste ich genau, was Dasgupta gleich sagen würde: dass dieser Dienst, obwohl er eine gute Gelegenheit zum Wachstum im Dhamma darstellte, genauso auch das Risiko des Rückfalls in sich trug, das Risiko, beim Helfen im Dasgupta bergeweise neue
sankharas
anzuhäufen, ein Meer von neuem Unglück.
»Wie kann das sein, Mr. Dasgupta, werden Sie fragen. Wie kann das sein? Wir kommen ins Institut, um zu helfen, sagen Sie, und trotzdem erzeugen wir schlechtes Karma, neue
sankharas,
tiefe, negative
sankharas?
Und dann sind wir schlechter dran, alswenn wir kein
dana
betrieben hätten. Wovon redet Dasgupta da, fragen Sie.«
Ich hörte, wie Marcia in ihrer Nylonhose auf dem Po herumrutschte. Ich kannte sie erst seit ein paar Stunden, und schon hatte sie meinen Geist vergiftet. Sag dir, dass sie bald wieder weg sein wird. In sieben Tagen. Sie und der Tagebuchschreiber. Und Kristin. Und Meredith. Verlangen, Aversionen.
»Liebe Freunde, wenn Sie wüssten, wie viele Briefe ich bekomme von Leuten, die in ein Dasgupta-Retreat gekommen sind, egal wo – in Kalifornien, Deutschland, Spanien, Indien, Australien, wo auch immer –, und deren Aufenthalt von den Helfern verdorben wurde. Vielleicht war ein Helfer unfreundlich zu ihnen. Sie haben ihn oder sie etwas gefragt und der Helfer oder die Helferin hat nicht mal geantwortet, hat sie einfach links liegen lassen, ihnen nicht mal eine Minute Zeit geschenkt. Das ist eine interessante Redewendung, jemandem seine Zeit schenken, seine Gegenwart, seine Gegenwärtigkeit.
Nun, dieser Helfer hielt sich für überlegen. Er hielt sich für zu wichtig, um seine Zeit damit zu verschwenden, einem dummen Schüler zu antworten, der keine Ahnung von
vipassanā
hatte. Er hat gar nicht zugehört. Oder noch schlimmer, er hat in barschem Ton oder auf schroffe Art und Weise geantwortet.
›Sie können bis zum Umfallen von Ernsthaftigkeit und Glück reden, Mr. Dasgupta, von
vipassanā
hier und
vipassanā
dort – alles schön und gut, alles sehr interessant, aber wenn Ihre eigenen Helfer, die Ihre Lehre praktizieren, mir nicht mal zuhören, wenn ich sage, ich habe schreckliche Kopfschmerzen oder ich verstehe nicht, warum wir während der Stunde der Festen Entschlossenheit unsere Position nicht verändern dürfen, nun, dann tut es mir leid, aber dann sind all Ihre Worte nichts als leeres Geschwätz.‹
Und das, meine lieben Freunde, ist durchaus eine vernünftige Schlussfolgerung. Wir erkennen einen Baum an seinen Früchten. Wir erkennen eine Lehre am Verhalten ihrer Anhänger. Ist ein Helfer unfreundlich zu einem Schüler, dann schließt der Schüler daraus, dass
die ganze Lehre wertlos ist,
dass sie nichts bringt. Das ist verständlich. Und Sie, die Sie hierhergekommen sind, um zu dienen und im Dhamma zu wachsen, waren nur ein Hindernis. Sie sind nicht gewachsen. Sie sind
geschrumpft,
meine Freunde, Sie sind verkümmert. Und ich frage, was um Himmels willen denken Sie sich dabei? Was
denken
Sie sich, Freunde? Das ist doch verrückt. Sie sind
zum Helfen
gekommen und stattdessen haben Sie jemanden vergrault. Es wäre besser gewesen, wenn Sie gar nicht erst gekommen wären. Besser für den Schüler, vor allem aber besser für Sie selber.
Oder ich höre von Getuschel hinter dem Rücken der anderen Helfer. ›Ich bin eine bessere Helferin als sie, ich habe mehr Erfahrung, ich kann stiller sitzen als er, warum habe ich nicht die wichtigere Aufgabe bekommen. Man hat mich beleidigt.‹
Wie bitte? Was denken Sie sich dabei, wenn Sie sich mit anderen vergleichen, sich um Ihr Ansehen sorgen, Ihr empfindliches Ego? Oje, sind wir denn wahnsinnig geworden? Sind wir wahnsinnig?
Liebe Freunde im Dhamma, es ist viel einfacher, als Schüler in ein Retreat zu kommen denn als Helfer. Das ist gar keine Frage. Natürlich müssen die Schüler viele Stunden lang sitzen, natürlich haben sie Schmerzen in den Beinen, Schmerzen im Rücken, Schmerzen in den Schultern, aber was kann ein Schüler hier im Institut schon falsch machen, was für
sankharas
kann er oder sie verursachen? Er hat Zuflucht zu den Drei Juwelen genommen. Er hat geschworen, die Fünf Regeln zu befolgen. Die Edle Stille schützt ihn. Es ist viel einfacher, die Edle Stille zu beachten,als die rechte Rede zu praktizieren. Ein schweigender Mensch ist in Sicherheit, meine Freunde, er kommt nicht in Versuchung, zu tratschen,
Weitere Kostenlose Bücher