Sex ist verboten (German Edition)
Lachen.
Dann lach doch.
Wieso lachst du nicht, Beth?
Mögen alle Wesen, die sichtbaren und die unsichtbaren, auf diesem Dhamma-Campus frei von allem Leid und allen Anhaftungen sein. Mögen alle Wesen befreit sein, befreit, befreiiit.
Ich liebe diese Worte: Ich bitte um Verzeihung, bitte um Verzeihung. Von ganzem Herzen
verzeihe
ich ihm oder ihr, ich
verzeihe
ihm oder ihr.
Mit den anderen in der Stille knien, im Schmerz der Knie und Oberschenkel versinken. Ich liebe
mettā.
Aber was ist mit den unsichtbaren Wesen? Wovon müssen
sie
befreit werden? Stell dir vor, die Gedanken gehen nach dem Tod weiter. In der Unsichtbarkeit. Die Frucht ist verschwunden, und
immer noch
schälen sich die Gedanken ab. Niemand, aber immer noch denkend. Oder in den Ungeborenen, den Fehlgeburten. Ungeborene, aber wogende Gedanken.
Wem gehören die Gesichter, die ich sehe? Und die Augen, die mich anstarren, wenn meine Augen geschlossen sind? Ein Gesicht wendet sich mir zu. Ein kleines Mädchen. Ein junger Mann. Die Augen, abgeschälte Augen. Verbrennen. Der Geist brennt und brennt, aber er brennt nie aus.
Der Buddha hat meditiert und meditiert, bis er auf die Dritte Edle Wahrheit stieß: das Ende allen Leids. Eine gute Nachricht. Das Video am Tag vier. »Der Buddhismus ist keine pessimistische Lehre, Freunde. Er enthält keine Spur von Pessimismus.Was sagt der Buddha? Er sagt, euer Leid kann beendet werden. Euer Leid kann beendet werden. Ist das pessimistisch?«
Dasgupta im weißen Anzug in seinem Sessel. Er hat ein gefaltetes Taschentuch, um sich den Schweiß abzuwischen. Schmale Schultern, dicker Bauch. Rotary-Club Bombay in den Sechzigern. Die Worte meines Tagebuchschreibers. Das Ende allen Leids. Dad fragt, ob
Pocus
beim Rotary-Club von Ealing auftreten können. Sie zahlen fünfhundert Pfund. Besser als ein Tritt in den Arsch. Ich war völlig betrunken, bin total abgestürzt.
»Beth, hier ist Jonathan.« Dad stellt den berühmten Maler vor. Angeblich. Er hat irgendjemanden porträtiert. Ein Gründungsmitglied.
»Beth, Jonathan. Jonathan, Beth.«
Jonathan Beth Jonathan Beth Jonathan Beth Jonathan Beth. Sag es eine Million Mal. Sag es Jahr für Jahr, während die Welt sich dreht und die Sterne vom Himmel fallen.
Eine Romanze. Ich sang
Better off on my own.
Die Akustik war grauenvoll. Mum war schockiert. »Dein Rock, Elisabeth!« Carl spielte großartig. Er ist wirklich ein toller Gitarrist!
»Irgendein berühmter Maler ist hier«, erzählte ich ihm, »der hat gesagt, er möchte mich malen.«
Abschälen und wegwerfen.
Nibbāna.
Das Ende aller geistigen Formationen. All deine alten s
ankharas
weggebrannt. Die Schalen abgeschält und verschwunden. Endlich Früchte des Nichts. Passionsfrüchte. Nichtsfrüchte. »Dieser Nummerierungsquatsch ist unglaublich«, hat mein Tagebuchschreiber geschrieben. »Drei Zuflüchte, vier edle Wahrheiten, Fünf Regeln, sieben Stadien der Reinigung, achtfacher Pfad der Erleuchtung, zehn Vollkommenheiten, und zählen zählen zählen, bloß um schließlich bei Null zu landen, im Nichts.«
Seligkeit.
DANA
UM FÜNF GING ICH MIT MARCIA zu den Kabinen, um die Dhamma-Service-CD anzuhören. Es war keine Kabine frei. Ein Glück. Ich hatte nicht die geringste Lust, über eine Stunde mit Marcia zu verbringen. Sie sei Rechtsanwältin, erzählte sie. Ich hatte nicht gefragt. Sie war auf Fälle von Kindesmisshandlung spezialisiert, was viel »Erfahrung und Einfühlungsvermögen« erforderte. Die Leute sind so stolz auf ihr Leben, ihre Arbeit, die Wörter, die sie verwenden. »Wenn wir in Bereichen sind, wo wir Meditierenden begegnen könnten, dürfen wir nicht sprechen«, erklärte ich ihr. »Sie dürfen uns nicht mal reden sehen.« Schweigend gingen wir zum Bungalow der Leiterin, um die CD zurückzugeben.
Ich war erst zum zweiten oder dritten Mal in dem Bungalow. Ich melde mich nie freiwillig, um den Lehrerinnen ihr Mittagessen zu bringen. Warum nicht? Ich putze lieber die Klos oder wische den Fußboden. Mi Nu wohnt in dem Bungalow. Ihr Leben spielt sich zwischen Bungalow und Meditationshalle ab. Das sind dreißig Meter. Vielleicht fünfzig. Ob sie je das Gelände verlässt? Jeden Tag überlege ich mir, zu Mi Nu zu gehen und ihr eine Frage zu stellen, zur Sprechstunde nach dem Mittagessen, oder am Abend vor den anderen kniend. Ich habe noch nie mit ihr gesprochen. Ob ihr aufgefallen ist, dass ich mich nie melde, um ihr das Tablett mit dem Essen zu bringen oder abzuholen?Ich hoffe es. Ich warte auf den Tag,
Weitere Kostenlose Bücher