Sex ist verboten (German Edition)
Angeber, als er tagelang unter einem Baum saß? Seht nur, wie still ich sitzen kann, wie lange ich sitzen kann. Es ist nicht leicht, den Stolz auszuschalten. Kristin und Marcia saßen auf ihren Plätzen. Ich stieg über mein Kissen und setzte mich zwischen sie.
Bei dem gedämpften Licht strahlt das Video hell. Dasgupta sitzt strahlend in einem weißen Anzug auf einem roten Plüschsessel, im Grunde auf einem Thron. Es muss heiß gewesen sein, als sie Tag vier aufgenommen haben. Schweiß rinnt ihm über die Pausbacken. Sein Gesicht glänzt. Er tupft es sich mit einem weißen Taschentuch ab. Ich setzte mich zurecht und schloss die Augen. »Tag vier ist vorbei«, fing die Stimme an. Er machte eine Pause. Dasgupta liebt Sprechpausen. »Sie haben noch sechs Tage zum Arbeiten.« Auch ohne hinzusehen wusste ich, dass er lächelte und nickte, während er den Blick über die Menge schweifen ließ.
Er sprach über die erste
vipassanā
-Erfahrung der Schüler. »Die ersten drei Tage haben Sie Zuflucht genommen zu dem Atem, der über Ihre Lippen streicht – in der
ānāpāna-
Meditation –, dort waren Sie sicher, sicher vor Ihrem hektischen, wilden Geist, den Sie an den Atem gefesselt haben, sicher vor Ihrem Körper, den Sie im Hintergrund gelassen haben. Aber in der
vipassanā
-Meditation erforschen wir die ganze Palette der körperlichen Empfindungen. Dies ist der Bereich des
paññā,
der Bereich des Verstehens, des richtigen Verständnisses. Dies ist der Weg zur Befreiung. Jetzt nutzen wir die Konzentration, die wir durch
ānāpāna
aufgebaut haben, um in jedem Zentimeter unseres Körpers Empfindungen zu begegnen, Erfahrungen zu machen, echte körperliche Erfahrungen, und unseren Körper kennenzulernen, so wie er ist.
Wie er ist.
Nicht wie wir ihn uns wünschen.
Wie er ist.
»Dies ist ein großes Abenteuer, meine Freunde. Manchmal durchaus angenehm. Manchmal erleben wir sehr angenehme,subtile, fließende Empfindungen in unseren Händen, unserer Stirn, unserer Brust. Dann hängen wir uns sofort daran. Wir wollen nicht weitergehen. Warum soll ich weitergehen, Mr. Dasgupta, wenn ich so angenehme Empfindungen in meinen Händen spüre, wie Strom, wie warmes Wasser, das über mich fließt? Deshalb bin ich schließlich zum Meditieren gekommen, um angenehme Gefühle zu erleben. Sehr schön. Vielen Dank, Mr. Dasgupta, für Ihre wunderbare Technik. Sie macht mich sehr glücklich. Nein, nein, so geht es nicht, Freunde. So erzeugen Sie nur neue
sankharas
des Begehrens. Tiefe, sehr tiefe
sankharas,
die Ihr Elend vervielfachen werden. So angenehm eine Empfindung auch sein mag, wir müssen weitergehen.
Und manchmal sind die Empfindungen schmerzhaft. O weh. Das ist nicht schön. Wir stoßen auf fiese, intensivierte, verfestigte Empfindungen in unseren Beinen, unseren Schultern, unserem Rücken, unseren Knöcheln. Wir gehen eilig weg von ihnen, wir wollen sie nicht kennenlernen. Wozu soll ich diese Empfindungen erforschen, Mr. Dasgupta? Sie sind fürchterlich. Sie sind schmerzhaft. Es sind sehr schmerzhafte Empfindungen. Sie sagen, ich soll sie erfahren? Was sind Sie, ein Folterknecht? Ein Sadist?
Und wieder, meine Freunde, vervielfachen Sie Ihr Elend, Sie legen tiefe, sehr tiefe
sankharas
an, in diesem Fall aus Aversion.
Sankharas
der Aversion. Ja. Wenn wir auf unangenehme Empfindungen stoßen, dann müssen wir ihnen mit demselben Gleichmut, derselben Gelassenheit begegnen wie den angenehmen. Wir müssen …«
Da fragte ich mich, ob der Tagebuchschreiber vielleicht recht hatte und Dasgupta schon seit Jahren tot war. Woher sollte ich das wissen? Jetzt ist seine Stimme da draußen. Irgendein Podcast auf einer vergessenen Webseite. Oder Worte, die einem immerwieder in den Sinn kommen, noch Jahre nachdem sie ausgesprochen wurden. Du bist klitschnass, Betsy M, klitschnass! Unser Geist ist nicht stark genug, um das rechte Verhältnis zu bestimmten Dingen zu haben. Kinder kommen besser damit klar. Es war unfair von Rob, das zu sagen. So unvermittelt. Total unfair. Ich bin nicht im Einklang mit dem Leben. Sonst wäre ich damit klargekommen. Ich hätte mich der Situation stellen können. Mit Carls Gitarre, ja, da war ich im Einklang. Oder mit Zoe, wenn wir zusammen gesungen haben. Aber nicht mit dem Leben. Musik ist nicht das Leben, hat Dad gesagt. Mindestens tausend Mal. Musik ist nicht das Leben, Beth. Mach etwas Ernsthaftes. Heirate Carl. Nimm deinen Platz in der Firma ein. Der Firma der Familie. Ich könnte das alles GH erklären. Er
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