Sex ist verboten (German Edition)
würde fragen, was ich in seinem Zimmer wollte, und ich könnte ihm alle meine Probleme erklären. Er wird mich streicheln und beruhigen und mit mir schlafen. Wie Männer das so machen. Ich werde mich über sein schwülstiges Tagebuch lustig machen. Ich werde ihm sagen, wie alt er aussieht mit seinen Falten und den kleinen Flecken auf den Händen. Das hat Jonathan wahnsinnig gemacht. Er schaut mich gerade an. Ich bin mir ganz sicher. Sein Blick ruht auf mir. Er staunt, wie gerade ich meinen Rücken halten kann, während er hin und her rutscht und mit seinen Kissen kämpft.
Dasgupta war inzwischen bei dem Teil über Anhaftungen und Begierden angelangt. Gleich ist es so weit. »Das ist es, meine Freunde, was wir aus unserer Reaktion auf diese angenehmen und unangenehmen Empfindungen lernen müssen: dass selbst heilsame Dinge zu gefährlichen Anhaftungen führen können. Selbst die natürlichsten Beziehungen. Und wie stark diese Anhaftungen dann sind, wie schwer zu überwinden! Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Eines Tages, in der Stadt Kapilavastu, wurdeKrsa Gautami, die Frau eines sehr reichen Mannes, in Trauer gestürzt, als ihr Kind starb. Ihr einziger Sohn. Es war so, meine Freunde, dass sie einfach nicht akzeptieren konnte, dass ihr Baby tot war. Sie weigerte sich, ihr Baby loszulassen, damit es bestattet werden konnte. ›Er ist nicht tot!‹ schrie sie. ›Er ist nicht tot!‹ Sie konnte die Dinge nicht so hinnehmen,
wie sie sind.
›Er kann nicht tot sein. Nein, nein, nein.‹ Krsa Gautami war so verhaftet mit der Zukunft, die sie sich für sich und ihren Sohn ausgemalt hatte, dass sie die Realität nicht akzeptieren konnte.«
Ich bin hier, um diese Geschichte an mir auszuprobieren, wurde mir klar. Um festzustellen, was ich aushalten kann. Ich wollte den Stich spüren und zusehen, wie das Blut fließt.
»›Helft meinem Kind‹, flehte Krsa Gautami die Ärzte an. ›Ihr müsst ihm helfen. Ich gebe euch alles, was ihr wollt. Mein Mann ist reich.‹ Sie rannte in ganz Kapilavastu herum und belästigte alle Ärzte. ›O, du Wahnsinnige‹, sagten die weisen Männer und schüttelten die Köpfe, ›dein Sohn ist tot. Siehst du das nicht? Bist du verrückt? Er ist schon seit zwei Tagen tot. Du musst ihn bestatten lassen. Er wird anfangen zu stinken.‹
Nun, ohne Zweifel aufgrund von Verdiensten, die diese arme Frau in der Vergangenheit erworben hatte, einer guten Tat, die sie vollbracht hatte, vielleicht in einem anderen Leben, riet ihr jemand, mit ihrem Kind zum Buddha zu gehen. Er würde ihr helfen. Ja, Krsa Gautami hatte das große Glück, Siddhārtha persönlich treffen zu dürfen.«
Dasgupta hielt inne. Ich brauche die Augen nicht aufzumachen, um zu sehen, wie er nickt und lächelt, nickt und lächelt.
»›Krsa Gautami‹, sagte der Buddha, nachdem er sich ihre Geschichte angehört hatte, ›geh in die Stadt, klopf an irgendeine Tür und bitte um drei Sesamkörner. Nur drei kleine Sesamkörner. Dann bring sie zu mir.‹
O, wie wunderbar, dachte Krsa Gautami. Der Buddha wird mit den drei Sesamkörnern einen Zauber veranstalten, der mein Kind rettet.
›Aber …‹ sagte der Buddha.
›Ja?‹ fragte Krsa Gautami.
›Die Körner müssen aus einem Haushalt kommen, wo noch nie jemand gestorben ist. Ehe du die Körner annimmst, musst du fragen, ob in dem Haus schon einmal jemand gestorben ist.‹
›Ja. Ist gut, ist gut.‹ Krsa Gautami hatte es eilig. Sie musste schnell die Körner besorgen, damit der Buddha ihren kleinen Jungen zurück ins Leben holen konnte.«
Dasgupta ist großartig im Erzählen solcher Geschichten. Es stimmt, was GH schreibt, er liebt den Klang seiner eigenen Stimme, aber vielleicht ist er gerade darum so gut. Und GH ist seinerseits offensichtlich sehr angetan vom Klang seiner eigenen Worte in seinem Tagebuch. Ich frage mich, ob es für Dasgupta eine Erleichterung war, diese Reden aufzunehmen und sie endlich nicht mehr bei jedem Retreat wiederholen zu müssen. Oder vielleicht vermisst er diese Auftritte. Sofern er noch lebt. Es macht echt Spaß, auf der Bühne zu stehen, ganz da zu sein, von vielen Leuten angeschaut zu werden, die deinem Zauber verfallen und nach mehr schreien. Du wackelst mit dem Busen, ziehst einen Schmollmund, tanzt aufreizend mit Zoe oder neben Carl. Armer Carl. Er konnte ums Verrecken nicht tanzen. Jetzt habe ich nichts als einen alten Knacker, der mich anstarrt. Sieht er nicht, dass ich kein bisschen entspannt bin? Ich bin starr. Ich stecke in Schwierigkeiten.
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