Sex oder Schokolade
vor und rief nach unten: „Hey, ihr beiden da! Mietet euch ein Hotelzimmer, sonst hole ich einen Eimer kaltes Wasser."
Ihre Eltern lösten sich voneinander und blickten sich verwundert um. Als sie ihre Töchter auf dem Balkon entdeckten, lachten sie und winkten.
Sabrina hob prostend das Glas und trank es in einem Zug leer. „Marjorie, ich hab's. Wir beide müssen unser Leben tauschen."
„Nein, nein. Ich will nicht mit jeder Jahreszeit einen neuen Freund. Und auf Rollerskates kann ich auch nicht fahren." Bei ihrem letzten Job hatte Sabrina in St. Louis auf Rollschuhen gekellnert. Sabrina hatte die Stadt ausgesucht, indem sie mit geschlossen Augen auf eine Landkarte getippt hatte.
„Aber eine Veränderung brauchen wir." Entschlossen hob Marjorie den Kopf. „Ich bin dazu bereit, wenn du es auch bist."
„Was hast du denn vor?" Prüfend sah Sabrina ihre Schwester an. Das klang alles gar nicht nach Marjorie.
„Du wirst dich in einer Stadt niederlassen und dir ein Apartment mieten, das man nicht monatlich kündigen kann."
Das klang noch nicht so schlimm. „Gut, dann trennst du dich von dem Langweiler."
Marjorie nickte. „Das überlebe ich. Wenn du einen Job annimmst, in dem du es mindestens ein Jahr lang aushältst."
„Ein ganzes Jahr!" Sabrina schluckte und deutete Marjorie ins Gesicht. „Nur wenn du deinen Job kündigst."
„Wieso das denn? Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich befördert worden bin."
„Du hast immer gesagt, dass du deinen eigenen Süßwarenladen eröffnen willst. Ich weiß, dass du schon seit Ewigkeiten dafür sparst. Tu's doch jetzt! Warum noch warten?"
Marjorie war blass geworden, aber sie nickte nach kurzem Zögern. „Wenn du auf Männer verzichtest." Wahrscheinlich hoffte sie, dass Sabrina darauf niemals eingehen würde.
Enthaltsamkeit? Das war absurd. Doch Sabrina wollte nicht feige sein. „Vorausgesetzt, du schneidest dir die Haare ab."
„Wie kurz?"
„Wie lang?" fragte Sabrina gleichzeitig.
„Bis du dich wirklich verliebst", stellte Marjorie klar.
Sabrina umklammerte die Box mit dem Ring. „Dann bis oberhalb der Ohren."
Beide Schwestern erstarrten einen Moment lang erschrocken.
„Meine Haare!" flüsterte Marjorie entsetzt und strich sich über die langen dunklen Strähnen.
„Keine Männer?" Sabrina blickte in die Ferne. Sie liebte die Männer und konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
Marjorie räusperte sich energisch. „Ein Jahr lang ändern wir unser Leben. Schlag ein." Sie streckte die Hand aus.
Normalerweise brauchte Marjorie bei allen Entscheidungen eine Woche Bedenkzeit.
Sabrina zögerte. „Ich ..."
„Bist du ein Feigling?"
„Natürlich nicht. Aber worum geht es?" Sabrina hielt die Box mit dem Ring hoch. „Wie wär's hiermit?"
Marjorie blickte auf das Familienerbstück. Langsam öffnete sie die Schachtel. Der Diamant glitzerte. Nicole Bliss hatte den Ring bei ihrer Scheidung abgezogen und gesagt, sie wolle ihn nie wieder sehen. Wenn ihre Mutter nicht im Haus war, hatten die Schwestern ihn heimlich hervorgeholt und ihn sich angesteckt. Dieser Ring stand für Romantik, Liebe und glückliche Ehe. Sabrina glaubte an nichts davon.
„Großmutters Solitär?" Marjorie blickte das edle Schmuckstück bewundernd an.
„Mom hat ihn mir vorhin vor der Hochzeit gegeben."
Charlie hatte seiner Frau als Zeichen des Neuanfangs einen neuen Ehering gekauft, und Nicole hatte das Familienerbstück an ihre älteste Tochter weitergegeben.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn will", fügte Sabrina hinzu. „Du wirst sowieso vor mir heiraten. Schließlich habe ich nicht vor, jemals ..."
„Nein, nein, du bist die Ältere." Sehnsüchtig betrachtete Marjorie den Ring. „Du sollst ihn haben."
„Hör auf mit dem Gerede von Tradition und so. Wir schließen jetzt eine Wette ab, und es geht um den Ring. Wer von uns beiden sein Leben am erfolgreichsten ändert, bekommt in einem Jahr den Ring. Die Entscheidung fällen wir am ersten Hochzeitstag von Mom und Dad, vorausgesetzt, die beiden sind dann noch zusammen."
Ungläubig lachte Marjorie auf. „Das ist ..."
„Ein Verstoß gegen die Tradition? Es ist doch nur ein Ring." Sabrina drückte Marjorie die Schachtel in die Hand und warf schwungvoll ihr Sektglas über die Brüstung. „Ich gebe dir keine Bedenkzeit. Also abgemacht!" Sie schüttelten sich die Hand mit dem Ring zwischen den Fingern. Das zersplitternde Glas klang wie ein Besiegeln der Abmachung.
Sabrina blickte
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