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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Lang-Reeves
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früher
    Jeder Eingriff im Unterleib zerstört Nervengewebe. Ob nur ein kleines Bändchen eingezogen wird, eine große Krebsoperation mit anschließender Bestrahlung erfolgt oder eine Nach-OP nach einer Geburtsverletzung erforderlich ist – rechnen Sie mit Auswirkungen auf die Sexualität, und damit sind in den seltensten Fällen positive gemeint. Darüber sollten sich sowohl Frauen wie auch Männer im Klaren sein und jeden nicht unbedingt notwendigen Eingriff reiflich überlegen.
    Ist eine größere OP unausweichlich, braucht man danach vielfach eine behutsamere Herangehensweise an die körperliche Liebe. Doch gerade Männer tun sich damit schwer, können sich selten vorstellen, dass ein achtsames Vorgehen auch genussvoll und intensiv sein kann. »Ich habe keine Lust auf Krankensex«, sagte ein Mann zu seiner Frau, die ihn nach einer Unterleibsoperation um ein sanftes Liebesspiel bat. Schließlich ließ er sich doch darauf ein. Mit der Zeit gefiel ihm dieser Sex immer besser – und die beiden haben diese Variante in ihrem Repertoire belassen, selbst als wieder dynamischere Bewegungen möglich waren.
    Wenn nach schweren Unterleibsoperationen ein normaler Sexualakt kaum oder gar nicht mehr möglich ist, ist es wichtig, nicht mehr auf einer bestimmten Erotik zu bestehen. Ein Paar, dem Körperlichkeit wichtig ist, wird Alternativen finden. Beide können etwa zu Meistern im Küssen werden. Und auch Massagen können unglaublich sinnlich sein:
    »Mein Mann hatte ein Penis-Karzinom, und zuerst versuchten wir mithilfe von Viagra wieder halbwegs normalen Sex zu haben. Das war ihm sehr wichtig, da man ihm den halben Penis weggeschnitten hatte! Aber er spürte nicht viel, und ich auch nicht. Alles war nur ein Kampf, auch ein Krampf, bis wir damit anfingen, uns mit erotischen Massagen gegenseitig zu befriedigen. Für ihn war es fast noch wichtiger, dass ich einen Orgasmus hatte, als dass er selbst zum Höhepunkt kam. Damit gelang es uns dann, Frieden zu finden mit der Situation, so wie sie nun mal war. Wir sind uns sogar nähergekommen als früher, wo immer alles gut geklappt hat.«
    Ganz schön schwer: Übergewicht
    Vieles ist beim Sex mühsamer, wenn man sich mit vielen Isolierschichten umgeben hat. Beleibte Menschen können zwar sehr beweglich sein, aber die meisten sind in ihrem körperlichen Radius eher eingeschränkt. Wenn beide Partner zu einer gewissen Korpulenz neigen, ist ein Großteil der Stellungen nicht mehr möglich, weil man einfach nicht rich tig zueinanderkommt. Und da sich viele Übergewichtige nicht wohl in ihrer Haut fühlen, haben sie nicht selten Probleme, eine unbeschwerte Erotik zu genießen.
    Aber ein Idealgewicht, das vielleicht angestrebt wird, sollte nicht die unbedingte Voraussetzung für guten Sex sein. Beginnen Sie mit Selbstliebe. Das heißt: Verzichten Sie sowohl auf Trotzreaktionen wie »Ich bin dick – na und!« als auch auf selbstmitleidige Äußerungen im Sinne von: »Ich bin dick – ich bin so arm dran.« Selbstliebe bedeutet, sich ehr lich und tief anzunehmen. Wenn Sie nichts beschönigen und nichts verurteilen, wenn Sie nicht mehr abnehmen müssen, um sich zu mögen, wird es Ihnen am ehesten gelingen.
    Für den Sex probieren Sie am besten aus, welche Positionen für Sie praktikabel sind – keineswegs sollten sie zu anstrengend sein –, sodass Sie trotz Ihrer Fülle zusammenkom men. Scherenstellungen (s. S. 248) sind oft gut geeignet, auch die Hündchenstellung. Sie sind in der Vielfalt der Möglichkeiten vielleicht eingeschränkt, nicht aber darin, grenzenlos und innig zu genießen. Und mit Atem- und Energieübungen stehen Ihnen weitere Varianten der körperlichen Liebe zur Verfügung.
    Annehmen gibt Kraft
    Schnell fühlt man sich minderwertig, wenn man gesundheitlich anfällig ist oder ein körperliches Defizit hat. »Wa rum gerade ich?« – diese Frage kann einen sehr beschäftigen. Chronische Leiden belasten die Beziehung. Manche Paare entfremden sich darüber, andere wachsen daran. Wenn die Sexualität unmittelbar beeinträchtigt ist, hängt der gesunde Partner oft zwischen Mitgefühl und Wut: »Sie hat wieder mal ihre Migräne!« Der Leidende in einer Verbindung hat oftmals ein schlechtes Gewissen oder ist seinerseits gekränkt: »Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du zu mir stehen.«
    Bei wiederkehrenden und nicht erklärbaren Symptomen geschieht es nicht selten, dass der betroffenen Person psychische Launen zum Vorwurf gemacht werden: »Du bist nicht

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